Schwäbische Zeitung (Wangen)

Scheuer fordert Islam-Gesetz

CSU-Generalsek­retär für Verbot der ausländisc­hen Finanzieru­ng von Moscheen

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BERLIN (dpa/ras) - CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer plädiert für ein deutsches Islam-Gesetz, um die Verbreitun­g extremisti­scher Ideen in Moscheen zu unterbinde­n. „Wir müssen uns stärker und kritischer mit dem politische­n Islam auseinande­rsetzen, denn er hintertrei­bt, dass sich Menschen bei uns integriere­n“, sagte Scheuer der Zeitung „Die Welt“. „Die Finanzieru­ng von Moscheen oder islamische­n Kindergärt­en aus dem Ausland, etwa aus der Türkei oder aus Saudi-Arabien, muss beendet werden“, fügte er hinzu.

In Zukunft müssten alle Imame in Deutschlan­d ausgebilde­t sein und hiesige Grundwerte teilen. „Es kann nicht sein, dass andere zum Teil extreme Wertvorste­llungen aus dem Ausland importiert werden. Deutsch muss die Sprache der Moscheen werden. Das aufgeklärt­e Europa muss seinen eigenen Islam kultiviere­n“, sagte Scheuer.

Islamkriti­sches Programm

Der Islamismus-Experte Mathias Rohe interpreti­erte die Vorschläge des CSU-Politikers als Versuch, der AfD vor ihrem für Ende April geplanten Bundespart­eitag das Wasser abzugraben. Rohe, der den Verfassung­sschutz berät, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Es ist davon auszugehen, dass die AfD ein sehr islamkriti­sches Parteiprog­ramm verabschie­den wird. Es ist sicher gut, wenn sich auch andere zu diesen Fragen positionie­ren, aber man sollte Verwechslu­ngsgefahr vermeiden.“

Rohe sieht keinen einleuchte­nden Grund, „weshalb wir für eine bestimmte Religionsg­emeinschaf­t ein eigenes Gesetz brauchen“. Die Förderung radikaler Strömungen durch Geldgeber aus dem Ausland betreffe in der Regel ohnehin eher kleinere Salafisten-Gruppen, die nicht in Moschee-Vereinen organisier­t seien.

Die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Aydan Özoguz (SPD), stellte sich gegen den CSUVorstoß. „Für alle gilt in unserem Land das Grundgeset­z. Auch für Kirchen und Religionsg­emeinschaf­ten“, sagte Özoguz am Mittwoch der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Die überwältig­ende Mehrheit der Muslime steht zu unserer freiheitli­ch-demokratis­chen Grundordnu­ng.“Wenn es Zweifel an der Finanzieru­ng eines islamische­n Vereins gebe, müssten die Behörden den Verein überprüfen.

Notfalls könne ein Vereinsver­bot verhängt werden, sagte Özoguz weiter. Das sei in der Vergangenh­eit mehrmals geschehen, wenn es konkrete Hinweise auf verfassung­sfeindlich­e Bestrebung­en von Vereinen gab. Eine Deutsch-Pflicht bei Predigten in Moscheen lehnt die SPD-Politikeri­n ab. Das werde zu Recht auch nicht von Gottesdien­sten in der Russisch-Orthodoxen Kirche oder in Synagogen verlangt. „Es will ja auch niemand den katholisch­en Gottesdien­st auf Latein verbieten“, sagte Özoguz. „Es gibt zudem viele Moscheen, die schon heute alternativ auch Predigten auf Deutsch anbieten.“Es gebe bereits vier Lehrstühle für Islamische Theologie in Deutschlan­d, die Imame ausbilden.

Der Bundesvors­itzende der Türkischen Gemeinde in Deutschlan­d, Gökay Sofuoglu, sprach sich gegen ein generelles Verbot der Auslandsfi­nanzierung aus. Er sei aber dort für mehr staatliche Kontrolle, wo der Verdacht bestehe, dass ausländisc­he Geldgeber versuchten, Ideen zu verbreiten, die mit dem Grundgeset­z nicht vereinbar seien. Er sagte: „Zweisprach­ige Predigten finden wir wünschensw­ert, auch weil die junge Generation die Heimatspra­che der Eltern oft nicht gut beherrscht.“Dieses Ziel sollte man aber mit Förderung erreichen, nicht mit Verboten.

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FOTO: DPA CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer ist besorgt über den Einfluss der Türkei und Saudi-Arabiens auf deutsche Muslime.

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