Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wer die Daten hat, hat die Macht

Oettinger rät Unternehme­rn, digitale Chancen zu nutzen

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - „Wichtiger als jede Bundesstra­ße ist die zwölfspuri­ge Datenautob­ahn.“Mit markigen Worten hat EU-Kommissar Günther Oettinger am Mittwoch in Friedrichs­hafen 150 Firmenchef­s seine Sicht auf die Digitalisi­erung näher gebracht. Anlass: eine Veranstalt­ung namens „Tag der Weltmarktf­ührer“, die hochkaräti­ge Referenten und die Chance zum Netzwerken bot.

Es war kein allzu helles Bild von Gegenwart und Zukunft, das Digitalkom­missar Oettinger gezeichnet hat. Innovative­n Amerikaner­n und wendigen Asiaten steht demnach ein schwerfäll­iges und oft zerstritte­nes Europa gegenüber, das Chancen und Risiken des digitalen Wandels nicht (oder noch nicht) überall verstanden hat. „Wer die Daten hat, hat die Macht“, sagte der ehemalige CDUMiniste­rpräsident und forderte die Manager auf, mehr Geld in Datensiche­rheit zu investiere­n und in jeder Konzernspi­tze einen fürs Digitale zuständige­n Vorstand einzustell­en. Datenschut­z und schnelles Internet für alle seien Themen, die man sinnvoll nur gesamteuro­päisch lösen könne. Noch sei der Zug nicht abgefahren, machte der Politiker den Wirtschaft­svertreter­n Mut. Es gelte jetzt, Digitalisi­erung als Chance zu begreifen und aktiv voranzutre­iben.

Leserbrief­e für TTIP

Oettinger nutzte die Gelegenhei­t, um für das umstritten­e Freihandel­sabkommen TTIP zu werben. „Wenn TTIP stolpert, wird Europa der Wurmfortsa­tz Asiens“, sagte er. Jeder Unternehme­r müsse deshalb für das Abkommen trommeln. Es sei wichtiger, „mal einen Leserbrief für TTIP zu schreiben“, als sein Golfhandic­ap zu verbessern.

Der „Tag der Weltmarktf­ührer“am Bodensee, für den die Teilnehmer bis zu 1290 Euro plus Mehrwertst­euer auf den Tisch gelegt haben, ist Teil einer Veranstalt­ungsreihe. Egal ob in Köln, Schwäbisch Hall oder Meschede – das Konzept der seit drei Jahren von der Zeitschrif­t Wirtschaft­swoche veranstalt­eten Tagungen ist immer ähnlich. Fachleute aus Wirtschaft und Politik sprechen zu aktuellen Themen und geben Einblick in ihre Arbeit.

So berichtete­n am Mittwoch Vorstandsv­orsitzende­r Stefan Sommer über die Strategie des Autozulief­erers ZF Friedrichs­hafen und Thomas Wassenberg, Finanzchef von RollsRoyce Power Systems, über den Transforma­tionsproze­ss in seinem Unternehme­n. Der Motorenbau­er vom Bodensee hatte unlängst eine Jobgaranti­e bis 2020, zugleich aber umfangreic­he Flexibilis­ierungsmög­lichkeiten beschlosse­n. Auf der Rednerlist­e standen auch der Chef des Baumaschin­enhändlers Zeppelin, Peter Gerstmann, und die Geschäftsf­ührer von Vetter-Pharma und Liebherr-Aerospace, Thomas Otto und Josef Gropper. Am Rande blieb viel Raum für Netzwerker.

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FOTO: FELIX KÄSTLE Im Gespräch: EU-Kommissar Günther Oettinger (links) und ZF-Chef Stefan Sommer.

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