Ballerspiele im Kino
In dem brutalen Thriller „Hardcore“wird der Zuschauer zum Ego-Shooter
ei Computerspielern sind die sogenannten Ego-Shooter sehr beliebt: Spiele, bei denen man quasi die Rolle der Hauptfigur einnimmt und seine Gegner mit Waffen bekämpft. Nun kommt „Hardcore“ins Kino, ein Film, der diese Ich-Perspektive auf die große Leinwand holt. Alles ist so gefilmt, als befände sich die Kamera direkt im Kopf der Hauptfigur. Ein Film wie ein Computerspiel – und ebenso brutal.
Es geht um einen eigentlich bereits gestorbenen Protagonisten namens Henry (Sharlto Copley), der als Kampfroboter zurückgeholt wird ins Leben. Dort muss er sich mit einer ganzen Armee an gefährlichen Gegnern herumschlagen. Bereits der ästhetisch ambitionierte, in Rottöne getauchte Vorspann macht klar, was einen in „Hardcore“so erwartet: Da werden Köpfe in Zeitlupe mit Baseballschlägern, Ziegelsteinen und Messern malträtiert, dass einem übel werden kann.
Filme, bei denen man mit der Hauptfigur mitfiebern, mitleiden oder sich mitfreuen kann, erleichtern eigentlich die emotionale Identifikation. Doch obwohl gerade dieser Film mit seiner subjektiven Kamerasicht so gefilmt ist, als wäre man selbst Henry, lässt einen das Leinwandgeschehen seltsam kalt. Weder fühlt man sich als Henry, noch leidet man mit ihm mit. Eben diese fehlende Identifikation aber macht es dem Kinozuschauer schwer, das brutale Gemetzel zu erdulden.
„Hardcore“macht seinem Namen alle Ehre. In einer Zeit, in der im Kino längst alle Tabus gebrochen zu sein scheinen, wartet Regisseur Ilja Naischuller mit einer Gewaltorgie auf. Die Zahl an Toten, das kübelweise verschüttete Kunstblut, die zwischen elektronischen Beats und harten Gitarren oszillierende musikalische Untermalung: All das ist schwer zu ertragen und zu Recht erst für Zuschauer ab 18 Jahren freigegeben. (dpa)