Krabben krabbeln wie Insektenschwarm
BERLIN (dpa) - Auf ihrer Forschungstauchfahrt an einem Tiefseeberg vor der Pazifik-Küste Panamas sind US-Forschern einzigartige Videoaufnahmen gelungen: Ein riesiger Krabbenschwarm klettert und wirbelt im sauerstoffarmen Wasser über den Meeresboden. Die Aufnahmen sind Teil einer Veröffentlichung über die Artenvielfalt am Tiefseeberg „Hannibal Bank“. Solche unterseeischen Berge gelten als ökologische Hotspots.
Der Biologe Jesus Pineda berichtet von der hypnotisierenden Erfahrung: „Zuerst dachten wir, es seien Felsstrukturen. Als wir sahen, dass sie sich bewegen wie schwärmende Insekten konnten wir es nicht glauben.“Bei den Krabben handelt es sich um Pleuroncodes planipes, die sonst vor allem an den Küsten der Baja California in Mexiko vorkommen. Erstmals wurden sie nun so weit südlich entdeckt.
Nach dem bemannten Tauchgang schickten die Forscher ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hinab. Dies registrierte weitere Krabbenschwärme, stets mit einem Zentrum, wie bei Insekten. Die dichtesten Schwärme mit bis zu 78 Krabben pro Quadratmeter fanden sich an der Bergflanke in 355 bis 385 Meter Wassertiefe, wo es nur 0,04 Milliliter Sauerstoff pro Liter Wasser gab.
„Es könnte sein, dass das sauerstoffarme Wasser für diese Art einen Schutz vor Räubern darstellt“, sagte Pineda. Die Krabben, die in den USA als „red crabs“oder „tuna crabs“bekannt sind, sind eine begehrte Nahrungsquelle für Thunfische und Meeressäuger.
Auch die großen Krabbenmengen, die zwei Monate nach der Expedition im Juni 2015 an der südkalifornischen US-Küste vor San Diego auftraten, waren Pleuroncodes planipes. Sie färbten viele Strände komplett orange. Forscher brachten die Wanderung mit dem Klimaphänomen El Niño in Verbindung. Strömungen und Wind können demnach dafür sorgen, dass sich die standorttreuen Populationen bewegen. Die Tiere verendeten an den Stränden.