Siegfried Scharpf hört auf
BfR-Fraktionschef legt Mandat im Gemeinderat nieder
RAVENSBURG - Siegfried Scharpf, Fraktionschef der „Bürger für Ravensburg“und seit mehr als 30 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv, hat überraschend sein Mandat im Ravensburger Gemeinderat niedergelegt. Der 60 Jahre alte Schornsteinfegermeister, der zuletzt als Landtagskandidat der ÖDP mit einem Hungerstreik im Wahlkampf für Aufsehen gesorgt hatte, ist „tief enttäuscht“von den jüngsten Entwicklungen in Politik und Gesellschaft, sagte er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Besonders die Landtagswahl hat Spuren bei Scharpf hinterlassen: „Wenn in Ravensburg in manchen Vierteln 29 Prozent die AfD wählen, dann finde ich das beschämend für meine Stadt. Das muss ich mir und meiner Familie dann nicht mehr antun, wenn gleichzeitig von mir als Kandidat niemand etwas wissen will.“Die ÖDP hatte im Wahlkreis knapp unter zwei Prozent der Stimmen geholt.
Der Vater von zehn Kindern spricht von einer „großen Belastung“für ihn und seine Familie durch die kommunalpolitischen Ämter. Scharpf sitzt für die ÖPD noch im Kreistag. Scharpfs Tochter Magdalena engagiert sich zusammen mit ihrem Vater für die „Bürger für Ravensburg“im Gemeinderat. Wegen seines politischen Engagements gehen der Familie jeden Monat 5000 Euro Umsatz verloren, hat Siegfried Scharpf ausgerechnet. „Das wäre es mir aber wert, wenn ich nur merken würde, unsere Arbeit lohnt sich. Aber man kommt sich ja vor wie der größte Depp. Es passieren Sachen in dieser Stadt, für die ich mich einfach schäme.“
Siegfried Scharpf hatte im Landtagswahlkampf darüber geklagt, dass er von den etablierten Parteien und Institutionen ausgegrenzt werde. Ideen der ÖDP bekämen so keine Chance, überhaupt gehört zu werden. Aus Protest war er in den Hungerstreik getreten.
Wer neuer Fraktionschef werden soll, ist noch offen.