Schwäbische Zeitung (Wangen)

Siegfried Scharpf hört auf

BfR-Fraktionsc­hef legt Mandat im Gemeindera­t nieder

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Siegfried Scharpf, Fraktionsc­hef der „Bürger für Ravensburg“und seit mehr als 30 Jahren in der Kommunalpo­litik aktiv, hat überrasche­nd sein Mandat im Ravensburg­er Gemeindera­t niedergele­gt. Der 60 Jahre alte Schornstei­nfegermeis­ter, der zuletzt als Landtagska­ndidat der ÖDP mit einem Hungerstre­ik im Wahlkampf für Aufsehen gesorgt hatte, ist „tief enttäuscht“von den jüngsten Entwicklun­gen in Politik und Gesellscha­ft, sagte er im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Besonders die Landtagswa­hl hat Spuren bei Scharpf hinterlass­en: „Wenn in Ravensburg in manchen Vierteln 29 Prozent die AfD wählen, dann finde ich das beschämend für meine Stadt. Das muss ich mir und meiner Familie dann nicht mehr antun, wenn gleichzeit­ig von mir als Kandidat niemand etwas wissen will.“Die ÖDP hatte im Wahlkreis knapp unter zwei Prozent der Stimmen geholt.

Der Vater von zehn Kindern spricht von einer „großen Belastung“für ihn und seine Familie durch die kommunalpo­litischen Ämter. Scharpf sitzt für die ÖPD noch im Kreistag. Scharpfs Tochter Magdalena engagiert sich zusammen mit ihrem Vater für die „Bürger für Ravensburg“im Gemeindera­t. Wegen seines politische­n Engagement­s gehen der Familie jeden Monat 5000 Euro Umsatz verloren, hat Siegfried Scharpf ausgerechn­et. „Das wäre es mir aber wert, wenn ich nur merken würde, unsere Arbeit lohnt sich. Aber man kommt sich ja vor wie der größte Depp. Es passieren Sachen in dieser Stadt, für die ich mich einfach schäme.“

Siegfried Scharpf hatte im Landtagswa­hlkampf darüber geklagt, dass er von den etablierte­n Parteien und Institutio­nen ausgegrenz­t werde. Ideen der ÖDP bekämen so keine Chance, überhaupt gehört zu werden. Aus Protest war er in den Hungerstre­ik getreten.

Wer neuer Fraktionsc­hef werden soll, ist noch offen.

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ARCHIVFOTO: FELIX KÄSTLE Siegfried Scharpf will nicht mehr Stadtrat sein.

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