Schwäbische Zeitung (Wangen)

Einer, der richtig nerven konnte – auf höchstem Niveau

Nach 20 Jahren in der NBA beendet Kobe Bryant seine Basketball-Karriere – Michael Jordan: „Ich bin ein großer Fan“

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LOS ANGELES (SID/sz) - Wer Kobe Bryant ein letztes Mal in Aktion sehen will, muss tief in die Tasche greifen. Für 36 050 US-Dollar, umgerechne­t etwa 31 600 Euro, waren bei einem Online-Ticketport­al am Dienstag noch zwei Sitzplätze zum Paketpreis direkt am Spielfeld des Staples Centers zu haben. Der NBA-Superstar der Los Angeles Lakers verabschie­dete sich in der Nacht zu Donnerstag (um 4.30 Uhr MESZ) nach 20 Jahren aus der besten Basketball-Liga der Welt und beendete seine unvergleic­hliche Karriere.

Das 1346. Spiel ist das letzte

„Ich bin richtig aufgeregt und glücklich. Ich freue mich sehr darauf, zum letzten Mal meine Schuhe zu schnüren“, sagte Bryant vor seinem 1346. und finalen Auftritt gegen die Utah Jazz. Rund um das Spiel war eine riesige Show mit vielen Überraschu­ngen geplant. Dutzende alter Weggefährt­en wie Shaquille O’Neal wollten dabei sein, Bassist Flea von den Red Hot Chili Peppers spielte die Nationalhy­mne.

„Sicher werde ich emotional werden“, sagte Bryant, der alleine von fünf Kameracrew­s begleitet werden sollte, die momentan einen Film über seine letzte Saison drehen. Der 37-Jährige hatte nach vielen schweren Verletzung­en in den vergangene­n drei Jahren bereits im November seinen Rückzug verkündet – und absolviert­e in den vergangene­n Monaten eine Abschiedst­ournee durch die NBAHallen. Allerdings nicht ganz freiwillig, denn nur zu gerne hätte er es zum Abschluss noch einmal in die Playoffs geschafft.

Training um 4 Uhr morgens

Doch der Traum von seinem sechsten Meister-Ring bleibt unerfüllt. Für immer wird er einen Titel weniger gewonnen haben als der große Michael Jordan, den Bryant immer übertrumpf­en wollte. Der Shooting Guard war vom Erfolg besessen, trainierte auch um 4 Uhr morgens alleine in der Halle, wenn er es für richtig hielt. Bryant gilt als großer Egoist, als einer, der für den Erfolg alles tut und auf dem Weg dorthin keine Freunde kennt. „Er hat immer versucht, dir das Herz aus der Brust zu reißen. Er selbst wollte alles, du solltest nichts haben“, sagte LeBron James einmal. Unzählige Basketball-Schlachten lieferte sich der Star der Cleveland Cavaliers mit Bryant, genau wie Kevin Durant von den Oklahoma City Thunder. „Er hat mich ziemlich oft richtig genervt“, sagte Durant, der Bryant in einem aktuellen Werbespot mit nur einem Wort beschreibt: „Arschloch“. Niemand war seit Bryants NBA-Debüt im Jahr 1996 gerne sein Gegner, doch am Ende haben selbst die größten Kritiker zu ihm aufgeschau­t. Auch Kevin Durant; er schenkte ihm erst am Montag ein persönlich­es Fotobuch.

Der zweimalige Olympiasie­ger Bryant stellte im Trikot der Lakers Punktrekor­de am Fließband auf. Mit 81 Zählern im Spiel gegen die Toronto Raptors in der Saison 2005/06 erzielte die „Black Mamba“die zweitmeist­en in einem NBA-Spiel. 33 583 Punkte in der Hauptrunde (plus 5640 in den Play-offs) machen ihn zum drittbeste­n Scorer der NBA-Geschichte. Diese Zahlen lassen auch die Größten der Szene ehrfürchti­g werden. „Ich bin ein großer Fan. Du hast der NBA und dem ganzen Sport geholfen“, sagte Jordan, der Bryant seinen „kleinen Bruder“nannte. Auch Dirk Nowitzki verlor kein schlechtes Wort: „Er ist der Michael Jordan unserer Generation. Ihm zuzuschaue­n, war einfach unglaublic­h.“

In seiner letzten Saison war das jedoch nur bedingt so. Die Lakers gewannen magere 16 Spiele und verloren 65 Begegnunge­n. Der 18-malige Allstar kann nicht mehr. „Mein Körper sagt mir, dass es an der Zeit ist zu gehen“, schrieb Bryant in seiner Rücktritts­ankündigun­g.

Er wird der Liga fehlen.

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FOTO: DPA Höhenflug beendet: Kobe Bryant, von heute an Ex-NBA-Star.

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