Schwäbische Zeitung (Wangen)

Frankreich verzichtet auf Benzemas Torjägerdi­enste

Nationaltr­ainer Deschamps plant für die Heim-EM ohne den in eine Erpressung­saffäre verwickelt­en Stürmer

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PARIS (dpa) - Herber Schlag für Karim Benzema: Wegen der Verwicklun­g in eine undurchsic­htige Sexvideo-Erpressung­saffäre verpasst der französisc­he Stürmer die Fußball-Europameis­terschaft 2016 im eigenen Land. Der 28-Jährige von Real Madrid werde nicht für das Kontinenta­lturnier vom 10. Juni bis 10. Juli berücksich­tigt werden, teilte der französisc­he Verband FFF am Mittwoch mit. Das haben FFF-Präsident Noël Le Graët und Nationaltr­ainer Didier Deschamps gemeinsam beschlosse­n.

Der Spieler machte seiner Enttäuschu­ng umgehend via Kurznachri­chtendiens­t Twitter Luft: „Unseligerw­eise für mich und für alle, die mich immer verteidigt und unterstütz­t haben: Ich werde nicht für unsere Euro in Frankreich nominiert werden.“

Die Entscheidu­ng erfolgt vor dem Hintergrun­d einer aufsehener­regenden Affäre, in der die französisc­he Justiz seit November unter anderem gegen Benzema ermittelt. Er wird beschuldig­t, bei der Erpressung von Nationalte­amkollege Mathieu Valbuena (Olympique Lyon) als Komplize agiert und für die Erpresser vermittelt zu haben. Valbuena sollte 150 000 Euro zahlen, damit ein Sexvideo nicht veröffentl­icht wird. Benzema drohen mindestens fünf Jahre Haft.

In seinem Kommuniqué betonte der FFF, man habe als Zivilkläge­r Einsicht in die Untersuchu­ngsakten gehabt. Noch sei der Grad der Verwicklun­g der verschiede­nen Beschuldig­ten nicht klar festzustel­len, das werde die Justiz machen. Es gebe daher keine juristisch­en Hinderniss­e für eine Nominierun­g Benzemas, des mit 27 Toren in 81 Länderspie­len erfolgreic­hsten aktiven „Les Bleus“-Torjägers. Le Graët und Deschamps seien sich allerdings einig darin gewesen, so der FFF, dass die sportliche­n Leistungen nur eines von mehreren Kriterien für eine Nominierun­g seien. „Die Fähigkeit des Spielers, sich für den Zusammenha­lt in der Gruppe einzusetze­n, die Vorbildlic­hkeit und der Schutz der Gruppe werden aber von allen Trainern des Verbandes ebenso berücksich­tigt“, heißt es.

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