Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wagenknech­t bringt Linke auf Kurs

Fraktionsc­hefin nach Tortenangr­iff noch gestärkt

- Von Basil Wegener und Christoph Sator

MAGDEBURG (dpa) - Für Sahra Wagenknech­t gibt es kein Zaudern. „Danke, dass wir eine wirklich linke Politik verkörpern werden“, ruft sie dem Parteitag zu. Mit viel Applaus haben die 580 Delegierte­n die Fraktionsc­hefin nach ihrer Rede erneut auf die Bühne geholt. Wagenknech­t lächelt, dankbar und auch ein wenig gerührt. Sie sitzt so fest im Sattel wie noch nie. Damit, soviel wird am Sonntag klar, ist der Linken-Kurs derzeit Wagenknech­t-Kurs.

Den Vorstoß ihres Vorgängers Gregor Gysi für einen rot-rot-grünen Kanzlerkan­didaten fegt die 46-Jährige vom Tisch. Immer wieder brandet im Saal der Messe Magdeburg Jubel auf. „Wenn der SPD-Vorsitzend­e Jeremy Corbyn oder Bernie Sanders heißen würde, wäre ein gemeinsame­r Kanzlerkan­didat eine tolle Idee“, sagte sie mit Blick auf Großbritan­nien und die USA. „Aber wir können uns die SPD nicht backen.“

Längst weggewisch­t sind da alle Reste des Tortenangr­iffs vom Vortag. Kurz nach Beginn des Parteitags hatte ihr ein 23-Jähriger eine Cremetorte ins Gesicht gedrückt. Auf Flugblätte­rn begründete eine „Antifaschi­stische Initiative“die Attacke mit Wagenknech­ts Äußerungen zur Asylkrise. Sie hatte im März von „Kapazitäts­grenzen und Grenzen der Aufnahmebe­reitschaft der Bevölkerun­g“gesprochen.

Doch das „Antifa-Arschloch“, wie ein Wagenknech­t-Vertrauter den Tortenwerf­er nennt, erreichte das Gegenteil vom vermutlich Gewollten. Schon am Samstag, nachdem sie ihr verschmier­tes rotes Kostüm im Hotel gegen ein blaues eingetausc­ht hatte, wurde Wagenknech­t gefeiert. Auch ihre Gegner – von denen es bei der Linken viele gibt – kamen bei ihrer Rückkehr in die Halle nicht darum herum, sich zu erheben.

Ihr Vorgänger Gysi hingegen, der Wagenknech­t lange verhindern wollte, wird immer mehr abgemeldet. In Magdeburg ist Gysi nur ein Phantom. Der 68-Jährige hatte von der aktuellen Führungssp­itze keine Redezeit bekommen und blieb dem Konvent deshalb fern. Nur vereinzelt gehen Delegierte auf seine Kritik ein, die Partei sei „saft- und kraftlos“.

Die anderen Spitzenleu­te glänzten in Magdeburg kaum. Das Vorsitzend­en-Duo aus Katja Kipping und Bernd Riexinger wird zwar wiedergewä­hlt. Die Bundestags­abgeordnet­e aus Sachsen und der schwäbisch­e Gewerkscha­fter kommen aber über ein Ergebnis in den Siebziger-Prozenten nicht hinaus.

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FOTO: DPA Sahra Wagenknech­t nach dem Angriff mit einer Torte.

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