Wagenknecht bringt Linke auf Kurs
Fraktionschefin nach Tortenangriff noch gestärkt
MAGDEBURG (dpa) - Für Sahra Wagenknecht gibt es kein Zaudern. „Danke, dass wir eine wirklich linke Politik verkörpern werden“, ruft sie dem Parteitag zu. Mit viel Applaus haben die 580 Delegierten die Fraktionschefin nach ihrer Rede erneut auf die Bühne geholt. Wagenknecht lächelt, dankbar und auch ein wenig gerührt. Sie sitzt so fest im Sattel wie noch nie. Damit, soviel wird am Sonntag klar, ist der Linken-Kurs derzeit Wagenknecht-Kurs.
Den Vorstoß ihres Vorgängers Gregor Gysi für einen rot-rot-grünen Kanzlerkandidaten fegt die 46-Jährige vom Tisch. Immer wieder brandet im Saal der Messe Magdeburg Jubel auf. „Wenn der SPD-Vorsitzende Jeremy Corbyn oder Bernie Sanders heißen würde, wäre ein gemeinsamer Kanzlerkandidat eine tolle Idee“, sagte sie mit Blick auf Großbritannien und die USA. „Aber wir können uns die SPD nicht backen.“
Längst weggewischt sind da alle Reste des Tortenangriffs vom Vortag. Kurz nach Beginn des Parteitags hatte ihr ein 23-Jähriger eine Cremetorte ins Gesicht gedrückt. Auf Flugblättern begründete eine „Antifaschistische Initiative“die Attacke mit Wagenknechts Äußerungen zur Asylkrise. Sie hatte im März von „Kapazitätsgrenzen und Grenzen der Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung“gesprochen.
Doch das „Antifa-Arschloch“, wie ein Wagenknecht-Vertrauter den Tortenwerfer nennt, erreichte das Gegenteil vom vermutlich Gewollten. Schon am Samstag, nachdem sie ihr verschmiertes rotes Kostüm im Hotel gegen ein blaues eingetauscht hatte, wurde Wagenknecht gefeiert. Auch ihre Gegner – von denen es bei der Linken viele gibt – kamen bei ihrer Rückkehr in die Halle nicht darum herum, sich zu erheben.
Ihr Vorgänger Gysi hingegen, der Wagenknecht lange verhindern wollte, wird immer mehr abgemeldet. In Magdeburg ist Gysi nur ein Phantom. Der 68-Jährige hatte von der aktuellen Führungsspitze keine Redezeit bekommen und blieb dem Konvent deshalb fern. Nur vereinzelt gehen Delegierte auf seine Kritik ein, die Partei sei „saft- und kraftlos“.
Die anderen Spitzenleute glänzten in Magdeburg kaum. Das Vorsitzenden-Duo aus Katja Kipping und Bernd Riexinger wird zwar wiedergewählt. Die Bundestagsabgeordnete aus Sachsen und der schwäbische Gewerkschafter kommen aber über ein Ergebnis in den Siebziger-Prozenten nicht hinaus.