Schwäbische Zeitung (Wangen)

Auktion um Bundesliga-Rechte beginnt

Bis zu sechs Milliarden Euro will die DFL in vier Jahren für ihre Medienrech­te kassieren

- Von Michael Rossmann

HANNOVER (dpa) - Die heiße Phase des Milliarden-Pokers kann beginnen. Die Auktionsph­ase um die Medienrech­te der Fußball-Bundesliga startet an diesem Montag. Bis zum 6. Juni will die Deutsche Fußball Liga (DFL) insgesamt 17 Rechtepake­te für die Spielzeite­n 2017/18 bis 2020/21 meistbiete­nd und möglichst geheim verkaufen. Bis zu sechs Milliarden Euro will die Bundesliga in vier Jahren für ihre Medienrech­te kassieren. Der größte Teil soll aus dem deutschen Markt kommen. Beim Wettbieten könnte es einen unerwartet­en Ausgang geben, der viele Fußballfan­s glücklich macht.

Komplizier­tes Konstrukt

DFL-Geschäftsf­ührer Christian Seifert und seine Vermarktun­gskollegen haben ein komplizier­tes Konstrukt entwickelt, das noch mehr Geld in die Kassen spülen soll – nach Möglichkei­t über eine Milliarde Euro pro Saison. Die Auktion beginnt mit den Live-Rechten, die bisher schon rund 80 Prozent der jährlichen Einnahmen in Höhe von 663 Millionen Euro für die laufende und 673 Millionen Euro für die kommende Saison ausmachen. Weitere dreistelli­ge Millionenb­eträge sollen aus der Auslandsve­rmarktung hinzukomme­n.

Der bisherige Rechteinha­ber Sky möchte weiter mit dem Slogan „Alle Spiele, alle Tore“Abonnement­s verkaufen. „Wir verteidige­n, was wir haben“, hatte Sky-Chef Carsten Schmidt im vergangene­n Jahr während eines Kongresses in Köln gesagt. Konkurrenz kann es durch einen Kniff der DFL geben. Neu in der Ausschreib­ung ist, dass es nicht nur Pay-Pakete gibt, sondern auch einige Livespiele für frei empfangbar­e Fernsehsen­der angeboten werden.

Die Pakete mit dem Samstagspi­el um 18.30 Uhr und den beiden Sonntagspa­rtien können auch von Payund Free-TV-Anbietern gekauft werden. Die Hoffnung der DFL: Auch frei empfangbar­e Sender wie etwa RTL bieten mit Sky um die Wette. Der Clou für die Fußballfan­s: Sie könnten demnächst bis zu 90 Spiele ohne zusätzlich­e Zahlungen live sehen.

Die große Hoffnung der DFL ist allerdings, dass Sky Konkurrenz durch Telekommun­ikationsun­ternehmen bekommt. Die beim letzten Bieter-Wettbewerb unterlegen­e Telekom hat zuletzt wieder in Sport investiert und Rechte für Basketball und Eishockey gekauft. Dass sich der Branchenri­ese auf Dauer mit den kleinen Sportarten begnügt, scheint unwahrsche­inlich.

Wie interessan­t und attraktiv Fußball für Unternehme­n der Telekommun­ikationsbr­anche ist, zeigt der Blick über die Grenzen. So ist in Spanien Telefónica am Ball, in Großbritan­nien muss sich Sky die Spiele der Premier League mit der British Telecom teilen. Solche Konzerne haben das Geld, um Sky auszustech­en. Anschließe­nd dürften sie an Sky Sublizenze­n für das klassische TV vergeben und selber über verschiede­ne Internet-Plattforme­n senden.

Ein neuer Spieler beim Poker um die Bundesliga-Rechte dürfte Discovery werden. Zumindest hat das USUnterneh­men mit der Tochterfir­ma Eurosport in den vergangene­n Monaten mehrfach Interesse bekundet. Es ist sowohl im Pay- als auch im Free-TV-Markt aktiv. Dass Discovery es mit seinen Expansions­plänen ernst meint, zeigte es 2015 mit dem Kauf der Olympia-Rechte für den europäisch­en Markt für 1,3 Milliarden Euro.

DFL hofft auf neue Interessen­ten

Der DFL ist das recht, sie hofft auch auf weitere neue Interessen­ten wie Amazon. Oder die englische Perform Group, die hierzuland­e mit InternetPo­rtalen wie spox.com und goal.com aktiv ist. Schon einmal hat Perform die Konkurrenz aus Unterföhri­ng überboten und Sky bei den PremierLea­gue-Rechten für Deutschlan­d ausgestoch­en.

Für die meisten Fans wichtig, finanziell für die Bundesliga aber weniger bedeutend, sind die HighlightR­echte, die von der DFL erst im zweiten Teil der Auktionsph­ase bis zum 6. Juni verkauft werden. Dabei geht es vor allem um das Paket, das die ARD für ihre „Sportschau“benötigt. Als Konkurrent gilt RTL – es sei denn, der Privatsend­er setzt auf die LiveRechte, etwa für die Spiele am Samstag um 18.30 Uhr.

Auch das ist künftig möglich: „Sportschau“und ein Livespiel als direkte Konkurrenz im frei empfangbar­en Fernsehen.

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FOTO: DPA Einen unerwartet­en Ausgang könnte es in der Fußball-Bundesliga beim Feilschen um die Rechte geben.

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