Schwäbische Zeitung (Wangen)

Regierung streitet über TTIP

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BERLIN (dpa) - Das umstritten­e Handelsabk­ommen TTIP entzweit immer stärker auch die Bundesregi­erung. Nachdem SPD-Chef Sigmar Gabriel Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Hauruck-Strategie vorwarf, knöpft sich nun die Union den Bundeswirt­schaftsmin­ister vor. Der Vize-Chef der CDU/CSU-Bundestags­fraktion, Michael Fuchs, erklärte am Sonntag, Gabriel beuge sich entgegen seiner Überzeugun­g der Stimmung in der SPD, um seine Partei „notdürftig“zusammenzu­halten. „Er versagt als Sachwalter deutscher und europäisch­er Interessen“, sagte der CDU-Politiker. Statt die Beziehunge­n zum wichtigste­n Exportpart­ner USA zu vertiefen, rede Gabriel lieber über eine Annäherung zu Russland.

Gabriel hatte zuvor Merkel vorgeworfe­n, zu viel Zeitdruck aufzubauen: „Es war falsch, dass die Bundeskanz­lerin im Überschwan­g vor dem Obama-Besuch in Deutschlan­d gesagt hat, wir können die Verhandlun­gen in jedem Fall in diesem Jahr abschließe­n – und das jetzt noch mal wiederholt hat“, sagte Gabriel dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d. Merkel und US-Präsident Barack Obama hatten sich bei der Hannover Messe klar zu TTIP bekannt.

Oettinger: Entwurf im Oktober

Beim G7-Gipfel in Japan wurde bekräftigt, dass ein TTIP-Abschluss bis Jahresende für mehr Wachstum wichtig sei – wenn der Vertrag zum gegenseiti­gen Nutzen sei. Zuletzt hatte Greenpeace Unterlagen ins Internet gestellt. Daraus geht hervor, dass Washington sich am Verhandlun­gstisch bislang kaum bewegt.

Die EU-Kommission will bis zum Herbst einen Durchbruch erzielen. Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger (CDU) erklärte beim Katholiken­tag in Leipzig, dass er im Oktober mit einem Entwurf für einen Vertrag rechne. Er versichert­e: „Unsere Kultur von Daten-, Umweltund Verbrauche­rschutz wird vollumfäng­lich gewahrt.“In Leipzig protestier­ten 1000 Menschen gegen das europäisch­e Handelsabk­ommen mit Nordamerik­a.

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