Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lindauer Landrat bleibt vorsichtig mit Flüchtling­sunterkünf­ten

Weiter Notaufnahm­estelle am Zeltplatz Sauters – Aber Fos-Turnhalle wird in den Sommerferi­en ausgeräumt

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LINDAU (ee) - Die Verschnauf­pause in Lindau hält an: Seit dem Spätwinter kommen deutlich weniger Flüchtling­e in den Landkreis Lindau. 750 leben derzeit dezentral in Häuser und Wohnungen. Für gut Tausend hätte der Kreis Platz. Landrat Elmar Stegmann bleibt allerdings vorsichtig: Falls in absehbarer Zeit die Zahl der Flüchtling­e, die nach Deutschlan­d kommen, doch wieder spürbar ansteigt, will er Raumkapazi­täten in der Hinterhand behalten. Immerhin: Die Turnhalle der Fachobersc­hule, Ende November als Notunterku­nft für 120 Menschen eingericht­et, soll in den Sommerferi­en ausgeräumt werden. Ab September werde sie wieder für Schul- und Vereinsspo­rt frei sein.

78 Objekte hat das Landratsam­t im Auftrag des Freistaats bisher angemietet, damit Flüchtling­e ein Dach überm Kopf haben. Bei dieser Zahl wird es vorläufig auch bleiben: Vor dem Hintergrun­d der rapide zurückgega­ngenen Flüchtling­szahlen gebe es jetzt vonseiten des Freistaats einen Anmietstop­p, so der Landrat im Gespräch mit der SZ.

Mietverträ­ge kündigen will Stegmann jedoch nicht: „Wir werden die Häuser und Wohnungen dann eben nicht bis zum Maximalbel­egung auslasten.“Dann werde auch das Zusammenle­ben der Asyl suchenden Menschen leichter.

Stegmann ist froh, dass sich sein Konzept der sogenannte­n dezentrale­n Unterbring­ung bewährt hat: „Wir haben im Kreis keine sozialen Brennpunkt­e.“Zwar habe es in manchen Bereichen wie etwa im Umfeld der Freihofstr­aße in Lindau zunächst Bedenken gegeben. Doch bisher gebe es keine Probleme.

Auch anerkannte Asylbewerb­er brauchen Wohnraum

Die ganze Flüchtling­ssituation in Europa sieht der Lindauer Landrat jedoch weiterhin sehr kritisch. „Ich persönlich habe große Zweifel, ob das Abkommen mit der Türkei hält – wenn jetzt sogar Bundestags­präsident Lammert Kritik an der Türkei äußert“, so Stegmann. Er verweist unter anderem darauf, dass immer noch viele Flüchtling­e an der mazedonisc­hen Grenze ausharren. „Und in Libyen warten eine Million Menschen darauf, dass sie nach Europa weiterreis­en können.“Deswegen ist für den Landrat klar: „Es werden wieder mehr Flüchtling­e kommen.“

Vor diesem Hintergrun­d will das staatliche Landratsam­t auch den Jugendzelt­platz Sauters als Notfallers­taufnahmes­telle erhalten. Lediglich das vorsorglic­h eingericht­ete, aber bisher nicht genutzte Massenlage­r in der Fos-Turnhalle werde das Landratsam­t während der Sommerferi­en ausräumen: Schulen und Vereine sollen dort ab dem kommenden Schuljahr wieder regulär Sport treiben können. Bei den angemietet­en Wohnungen und Häusern werde von Fall zu Fall entschiede­n, ob die Behörde die Mietverträ­ge – die zumeist zwischen zwei und zehn Jahren Vertragsda­uer haben – auslaufen lässt.

Denn Elmar Stegmann sieht einen weiteren Aspekt: Das Bundesmini­sterium für Migration und Flüchtling­e arbeite jetzt zügiger. Immer mehr Menschen, vor allem Syrer, würden als Asylberech­tigte anerkannt. „Und auch diese Menschen brauchen dann Wohnungen.“Da es im Kreis Lindau aber bekannterw­eise zu wenig bezahlbare­n Wohnraum gebe, kann sich Stegmann vorstellen, dass diese dann in freie Flüchtling­sunterkünf­te umziehen. So ließen sich die auch in Lindau aufgebaute­n Modulhäuse­r mit wenigen Handgriffe­n in familienta­ugliche Wohnungen umgestalte­n. Man dürfe nicht vergessen, dass beispielsw­eise anerkannte Syrer ihre Familien nachholen dürften.

Mittelfris­tig kann sich der Lindauer Landrat aber auch noch etwas anderes vorstellen: Bekannterw­eise fehlen im Landkreis Wohnungen, die für Menschen mit nur kleinem Einkommen bezahlbar sind. Dafür sind in Stegmanns Augen die in den vergangene­n Monaten für Flüchtling­e errichtete­n Modulhäuse­r, wie etwa im Lindauer Heuriedweg, eine ideale Lösung.

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ARCHIVFOTO: DIK Die in Lindenberg und Lindau errichtete­n Modulhäuse­r werden nicht leer stehen: Sollten vorerst keine neuen Flüchtling­e kommen, dann kann sich Landrat Stegmann auch vorstellen, dass dort anerkannte Asylbewerb­er einziehen oder später Menschen mit wenig...

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