Gemeinde kündigt Pachtvertrag mit Motorradclub
Laubener Ratsmitglieder haben nach Drogenrazzia im „Löwen“Angst um den Ruf des Ortes
LAUBEN (bes) - Letztlich ging es den Mitgliedern des Laubener Gemeinderats um den guten Ruf ihrer Kommune. Und den sieht die Mehrheit des Gremiums in Gefahr, wenn der Motorradclub „MC Black Rider“in den Räumen des Gasthofs „Löwen“bleiben würde. Seit einer Razzia im April stehen Vorwürfe im Raum, die Mitglieder der Black Riders hätten im „Löwen“Drogen konsumiert und auch damit gehandelt. Der Gemeinderat entschied sich deshalb am Dienstag nach langer nicht öffentlicher Diskussion dafür, den Pachtvertrag mit den Black Riders ordentlich zu kündigen. Zum 31. Dezember läuft der Vertrag aus. Doch das muss nicht zwangsläufig das Ende der Black Riders im „Löwen“sein, sagte am Tag nach der Sitzung Bürgermeister Berthold Ziegler auf Anfrage. Denn sollten bis dahin Ermittlungsergebnisse vorliegen, die die Black Riders entlasten, sagte Ziegler, würde auch nichts dagegen sprechen, dass der Motorradclub bleibt.
Zwei Mitglieder der Black Riders sitzen derzeit in Untersuchungshaft. Der bisherige Vize-Präsident, weil er, während in Lauben die Razzia lief, bei einer Drogenübergabe nahe Memmingen erwischt worden war. Und ein anderes Mitglied, weil bei diesem im Zuge weiterer Durchsuchungen eine Pistole und Rauschgift sichergestellt worden waren. In der Polizeimeldung dazu hieß es, dass 17 von 18 Mitgliedern der Black Riders am Rauschgiftkonsum oder an anderen Drogendelikten im „Löwen“beteiligt gewesen seien.
„In einen Topf geworfen“
Doch ist das wahr? Schon im Vorfeld der Sitzung hatte Rathauschef Ziegler Zweifel, denn die Darstellungen einzelner Mitglieder, mit denen er geredet hatte, passten so gar nicht zu den Vorwürfen. Für die Black Riders sprachen deshalb im öffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung Oliver Tomski und Maximilian Mayer. Sie schilderten, dass sie von den Veröffentlichungen der Polizei „geschockt“gewesen seien. Zudem, betonten sie, sei weder bei der Durchsuchung des „Löwen“Rauschgift gefunden worden. Und bei den späteren Durchsuchungen von 44 Wohnungen habe die Polizei in denen der Black-Rider-Mitglieder – von denen es übrigens nur 15 gebe – ebenfalls keine Drogen gefunden. „Weil wir ein Motorradclub sind, werden wir mit anderen in einen Topf geworfen“, beklagte Tomski. Und Mayer bekräftigte: „Wir sind nur eine Gruppe von Motorradfahrern, die auch mal gerne Partys feiern.“Bei vielen dieser Partys seien die Laubener ja dabei gewesen. Die Black Riders hätten als Gruppe nichts am Hut mit Drogen. Jedoch könnten die beiden, Tomski und Mayer, nicht garantieren, dass niemals Rauschgift mitgebracht worden sei in den „Löwen“. Tomski dazu: „Aber man hat ja auch nie alles im Blick und natürlich haben wir auch nicht die Leute durchsucht, die reinkamen.“
Aber soll alles, was die Polizei zu den Black Riders veröffentlicht hat, falsch sein? Das konnte Erwin Reich nicht glauben. Und Roland Lowinger Oliver Tomski
betonte, wie schwer es der Gemeinderat nun mit einer Entscheidung habe – ohne Beweise, da es noch keine Ermittlungsergebnisse gebe. „Für mich gilt da immer noch die Unschuldsvermutung“, sagte Lowinger. Doch der größere Teil der Ratsmitglieder konnte dem offensichtlich nicht folgen. Aus Angst um den Ruf der Gemeinde, wenn die Ermittlungsergebnisse den Verdacht doch bestätigen sollten.
Für Oliver Tomski ist die Gemeinderatsentscheidung „ganz o. k.“. Ohne Ermittlungsergebnis sei es halt schwierig. Tomski hofft nun, dass es, bis der Pachtvertrag ausläuft, Klarheit gibt. Und etwa auch die Ergebnisse der Haarproben vorliegen, mit denen man den Konsum oder eben Nicht-Konsum von Rauschgift nachweisen kann. Seines Wissens nach haben alle Mitglieder der Black Rider eine abgegeben.
Von Polizei und Staatsanwaltschaft kam übrigens wie bereits angekündigt niemand zur Sitzung. Mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen hatten die Vertreter beider Stellen abgesagt und es abgelehnt, sich im Gemeinderat zu den Aussagen der Black-Rider-Mitglieder zu äußern. Polizeisprecher Christian Eckel meinte: Natürlich veröffentlichten die Behörden keine bloßen Vermutungen, sondern Fakten, die dem aktuellen Ermittlungsstand entsprächen. Diese ließen sich dann aus ihrer Sicht auch belegen.
„Weil wir ein Motorradclub sind, werden wir mit anderen in einen Topf geworfen.“