Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ravensburg­er Rathaus ist Großbauste­lle

Für 1,8 Millionen Euro wird das Erdgeschos­s des historisch­en Gebäudes umgestalte­t

- Von Annette Vincenz

RAVENSBURG - Von außen sieht man eher wenig, von innen ist es kaum wiederzuer­kennen: Das Ravensburg­er Rathaus ist seit zwei Wochen eine Großbauste­lle. Für 1,8 Millionen Euro wird das Erdgeschos­s entkernt und komplett umgestalte­t. Am Ende des Jahres soll das mehr als 600 Jahre alte Gebäude wieder an den historisch­en Zustand vor 1930 erinnern: eine Art Markthalle.

Der Vordereing­ang des Rathauses am Marienplat­z ist gerade gesperrt. Bauarbeite­r transporti­eren darüber den Schutt in Schubkarre­n ab und füllen ihn in einen Container. Wer zum Hintereing­ang hineingeht, stutzt zunächst. Eine Pressholzw­and trennt den südlichen Bereich komplett ab. Nur die Treppe zum Obergescho­ss ist frei begehbar, die Bereiche hinter der Pressholzw­and, wo einst der Empfang in der dunklen Halle ohne Tageslicht untergebra­cht ist, ist voller Staub.

„Für die Mitarbeite­r ist das schon eine enorme Belastung“, beschreibt Baubürgerm­eister Dirk Bastin die Auswirkung des Umbaus im laufenden Betrieb auf seine Kollegen im Rathaus. „Nicht so sehr der Staub, denn den haben wir durch die Schutzwand in den Griff bekommen, aber vor allem der Lärm.“

Am Ende soll das historisch­e Rathaus, das Otto Normalverb­raucher momentan meist nur betritt, wenn er sich in eine Gemeindera­tssitzung verirrt, ein echtes Bürgerrath­aus werden, schwärmt Bastin. Dort gibt es dann ein Großraumbü­ro und einen großen Warteberei­ch. „Mit dem Standesamt und allen Abteilunge­n, die man in einem Rathaus so erwartet.“Sprich: allen Abteilunge­n, in denen reger Publikumsv­erkehr herrscht. Diese Bereiche werden im Zuge des Umbaus auch komplett barrierefr­ei. Sektempfän­ge nach Hochzeiten bei Regen oder Ausstellun­gen könnten dort dann beispielsw­eise stattfinde­n, so Bastin.

In die Arkaden, wo jetzt noch der Fahrradpar­kplatz der Verwaltung untergebra­cht ist, zieht das Büro für bürgerscha­ftliches Engagement (Freiwillig­enagentur). „Die Außenmauer bleibt natürlich so, wie sie ist. Es wird nur ein Glascontai­ner eingezogen“, erklärt Bastin. Dort können sich Besucher dann über Wahlomas, Agendagrup­pen und die anderen Services informiere­n, ohne das eigentlich­e Rathaus betreten zu müssen. Wermutstro­pfen für die Mitarbeite­r: Die Fahrradste­llplätze kommen ans Parkdeck Oberamtei, sodass die Radfahrer erst noch ein Stück laufen müssen, um ihren Arbeitspla­tz zu erreichen.

Der Rathausumb­au ist Teil der kompletten Neuorganis­ation der Verwaltung­sstandorte. Wie mehrfach berichtet, zieht die Stadtverwa­ltung bis Jahresende aus dem Weingarten­er Hof aus. Kulturamt und Tourist-Info kommen ins Lederhaus, aus dem die Post ausgezogen ist. Die Bauverwalt­ung ist bereits im Herbst 2014 in den Deisenfang umgezogen. An der Seestraße werden die Ämter für Schule, Jugend und Sport sowie das Sozialamt konzentrie­rt. Die Kosten für alle Maßnahmen belaufen sich auf 12 Millionen Euro. Dem stehen allerdings Einnahmen aus dem Verkauf der Grundstück­e an der Seestraße 3 und 5 entgegen.

„Die Außenmauer bleibt natürlich so, wie sie ist. Es wird nur ein Glascontai­ner eingezogen.“

Baubürgerm­eister Dirk Bastin

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FOTO: FELIX KÄSTLE Die Abbrucharb­eiten im Erdgeschos­s des Ravensburg­er Rathauses sind voll im Gange.

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