Der Weltmeister fühlt sich gesegnet
Lewis Hamilton gewinnt nach sieben Monaten wieder ein Formel-1-Rennen – in Monaco
MONTE CARLO(dpa/SID) - Lewis Hamilton teilte den Siegerschampus mit Justin Bieber und sprang freudetrunken immer wieder in die Arme seiner Mechaniker. Ausgerechnet sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg hatte dem Formel-1-Titelverteidiger aber erst den Weg freigemacht zu einer weltmeisterlichen Fahrt beim Klassiker in Monte Carlo. Auf Anordnung der Box ließ Rosberg den Briten in der 16. Runde vorbei. „Es war sehr schmerzvoll, aber auch eine einfache Entscheidung“, sagte Rosberg. Nichts wurde es mit seinem vierten Sieg in Serie im Fürstentum, dafür durfte sich Hamilton nach dem ersten Erfolg seit sieben Monaten auf das Diner im Fürstenpalast freuen. Auch, weil er zudem von einem verhängnisvollen Reifenstopp von PoleMann Daniel Ricciardo im Red Bull profitiert hatte.
Für Daimler-Chef Dieter Zetsche war es ein sensationeller Sieg. „Nico hat mitgeholfen, dass Lewis gewinnen konnte“, sagte er. „Es war ein Teamdienst.“An Rosbergs Rennwagen waren Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zufolge die Reifen einfach nicht auf Temperatur gekommen. „Wenn ich eine Kappe wie Niki hätte, würde ich sie ziehen“, merkte Wolff voller Respekt vor Rosberg an – anspielend auf Teamaufsichtsrat Niki Lauda.
„Gott sei Dank ist es so gelaufen, wie ich es mir erhofft habe. Es war ein großartiges Wochenende“, sagte Hamilton nach seinem 44. Karriere-Erfolg. „Mir fehlen die Worte, ich habe für so einen Tag gebetet. Ich fühle mich gesegnet.“Daran hatte vor allem Rosberg großen Anteil. „Ich musste Lewis vorbeilassen, um ihm die Siegchance zu überlassen“, räumte der gebürtige Wiesbadener nicht allzu erfreut ein.
Rosberg verpasste den Sieg als Siebter deutlich, Sebastian Vettel im Ferrari („Das Auto war definitiv schneller, als der Platz aussagt, auf dem wir stehen, aber in Monaco ist Überholen einfach schwer“) kam als Vierter auch nicht aufs Podest. Nico Hülkenberg gelang in seinem Force India als Sechster sein bestes Saisonergebnis, Manor-Mann Pascal Wehrlein aus Worndorf lag auf Position 14 immerhin vor seinem indonesischen Stallkollegen Rio Haryanto. Rosberg bleibt mit 106 Punkten Erster der Fahrerwertung, Hamilton liegt als Zweiter nun aber nur noch 24 Zähler hinter seinem Mercedes-Rivalen.
Sechs Runden mussten Hamilton & Co. darauf warten, endlich richtig Gas geben zu dürfen. Denn wegen mehr oder weniger starken Regens musste das Rennen in Monte Carlo hinter dem Safety Car eingeläutet werden. Nach nur wenigen Kilometern wurde das Feld jedoch wieder eingebremst: Das virtuelle Safety Car kam nach einem Crash von RenaultMann Jolyon Palmer in die Leitplanke zum Einsatz. Und Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen demolierte nach einem Fahrfehler in der Loews-Kurve die Front seines Ferrari. Die Stewards untersuchten den Vorfall um den Finnen, an dem auch Romain Grosjeans Haas Schaden nahm.
Ricciardos Mechaniker patzen
Als Erster aus dem Führungsfeld wechselte Vettel auf die schnelleren Intermediate-Reifen. Die Aufmerksamkeit richtete sich nach der fatalen Kollision von Barcelona vor zwei Wochen aber vor allem auf Rosberg und Hamilton. Der WM-Führende bekam Probleme und erhielt von der Box die Anweisung, den deutlich schnelleren Briten passieren zu lassen. Das tat Rosberg.
Hamilton übernahm nach dem ersten Stopp Daniel Ricciardos die Führung und erlebte nach seiner anhaltenden Defektserie endlich einen Grand Prix ohne Enttäuschungen. Es entwickelte sich ein Reifenpoker. Hamilton ließ an seinem Mercedes den lila markierten ultrasoften Pneu aufziehen, dann kam Ricciardo an die Box und erlebte ein Debakel, denn seine Red-Bull-Mechaniker waren auf einen Reifenwechsel offensichtlich gar nicht vorbereitet. „Ich wurde in die Box gerufen, sie hätten bereit sein müssen“, kritisierte Ricciardo. „Es tut wirklich weh. Ich war hier der Schnellste unter allen Bedingungen und bin trotzdem nur Zweiter.“
Denn Lewis Hamilton behielt die Führung. In einem grenzwertigen Manöver versperrte er dem fast gleichauf fahrenden Ricciardo die Durchfahrt. „Was zum Teufel war das?!“, schimpfte der Mann aus Perth. Die Rennkommissare sahen später von einer Strafe für Hamilton ab.
Es sollte der Tag des Weltmeisters sein. Auch wenn Nico Rosberg der Respekt galt.