Allein Kazmirek sorgt für klare Verhältnisse
Beim Mehrkampf-Meeting in Götzis misslingt Arthur Abeles Comeback nach drei ungültigen Kugelstoß-Versuchen
GÖTZIS (dpa) - Japsend lag Kai Kazmirek nach dem abschließenden 1500-Meter-Lauf minutenlang am Boden. Bei der Siegerehrung war der Weltklasse-Zehnkämpfer aber längst wieder obenauf. Mit seinem dritten Platz beim Traditionsmeeting in Götzis/Vorarlberg und 8318 Punkten empfahl sich der 25-Jährige von der LG Rhein-Wied für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro. Für den WMDritten Rico Freimuth und Rückkehrer Arthur Abele bleibt nach einem bitteren Wochenende nur noch die letzte Qualifikationschance Ende Juni in Ratingen.
Der Kanadier Damian Warner siegte mit 8523 Punkten vor dem Franzosen Kevin Mayer (8446). Im Siebenkampf darf Carolin Schäfer für Rio de Janeiro planen – und dort ist sie ebenso wie Kazmirek eine MedaillenKandidatin. Die EM-Vierte aus Friedrichstein musste sich im Mösle-Stadion als Dritte mit der persönlichen Bestleistung von 6557 Punkten nur Brianne Theisen-Eaton und Laura Ikauniece-Admidina aus Litauen geschlagen geben. Die WM-Zweite aus Kanada gewann wie im Vorjahr und kam auf 6765, Ikauniece-Admidina auf 6622 Zähler. „Ich bin überglücklich“, sagte Schäfer. „Ich habe alles aus mir herausgeholt.“Die Norm des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) von 6200 Punkten übertraf auch die Frankfurterin Claudia Rath als Siebte mit 6290 Punkten.
Eine Enttäuschung hatten am Samstag im Zehnkampf Freimuth, Abele und auch Jan Felix Knobel (Königsteiner LV) erlebt. Freimuth und Knobel traten dreimal beim Weitsprung über, der Ulmer Arthur Abele hatte drei ungültige Versuche im Kugelstoßring. Er war erstmals seit acht Jahren wieder in Götzis – und hatte nach seinem Missgeschick Tränen in den Augen. „Keine Ahnung, was los war. Meine beste Disziplin – und ich habe versagt.“Der 29-Jährige hatte 2014 bei der Europameisterschaft in Zürich nach vielen Verletzungen sein Comeback gegeben. 2015 riss er sich die Achillessehne, jetzt fühlte er sich eigentlich „in Topform“.
Freimuth hätten aufgrund einer Sonderregelung des DLV 8200 Punkte in Götzis genügt, um im August in Rio dabei zu sein. Zuletzt hatte ihn ein Muskelfaserriss in der Wade geplagt, die Schulter bereitet ihm ebenfalls Probleme. Dennoch gab sich der Hallenser optimistisch: „Wenn ich gesund bin, werde ich auch in Rio starten.“Ratingen, prophezeite folglich Arthur Abele, „wird jetzt High Noon“.
Kai Kazmirek wunderte sich über seine indisponierten Konkurrenten: „Ich habe zwischendurch schon gedacht: Mein Gott, was ist hier denn los? Alle raus?“Im Vorjahr hatte er in Vorarlberg gewonnen, 2014 hier seine persönliche Bestleistung von 8471 Punkten aufgestellt. Auch dieses Mal bewies der WM-Sechste große Konstanz. Er schwächelte zwar etwas im Diskus- und Speerwerfen. Über 400 Meter rang er jedoch Warner nieder, zudem glänzte er im verregneten Stabhochsprung mit 5,00 Metern und über 100 Meter mit persönlicher Bestzeit von 10,62 Sekunden. Über den WM-Zweiten Warner staunten alle: In 10,15 Sekunden war er so schnell wie noch nie ein Zehnkämpfer.