Turner Nguyen holt zum dritten Mal Bronze am Barren

BERN (dpa) - Erst lächelte er freudig in die Kameras, bei der Note verzog er leicht die Miene, doch nach bangen Minuten war alles klar: Marcel Nguyen hat am Sonntag in Bern mit Bronze am Barren seine angestrebte siebte EM-Medaille gewonnen. Der 28-jährige Olympia-Zweite musste sich im Finale mit 15,566 Punkten nur dem Russen David Beljawski (16,033) und dem Ukrainer Oleg Wernjajew (15,716) beugen. „Bronze ist einfach super“, meinte Cheftrainer Andreas Hirsch nach dem Coup.

Nguyen hatte schon 2011 und 2012 jeweils EM-Gold an seinem Spezialgerät gewonnen. Seit dieser Zeit waren die Deutschen aber schon dreimal in Folge bei europäischen Titelkämpfen ohne Medaille geblieben. Mit seiner Bilanz von drei Gold- und Bronzemedaillen sowie einmal Silber ist Nguyen nun der erfolgreichste deutsche EM-Turner nach dem sechsmaligen Europameister Fabian Hambüchen. Auch Eberhard Gienger hatte dreimal EM-Gold geholt. Lange war von Nguyen nichts zu hören, denn ein Kreuzbandriss hatte ihn 2014 zurückgeworfen. Doch er kämpfte sich heran, sodass die Hoffnung auf eine Wiederholung des zweiten Olympia-Platzes am Barren von 2012 keine Illusion bleiben muss.

„Es gab noch Luft nach oben“

Tags zuvor hatte der Sportsoldat im Teamfinale wie auch Sebastian Krimmer am Reck gepatzt. Damit verschenkten die Deutschen die Chance auf eine bessere Platzierung als Rang fünf. „Uns war klar, dass wir in dem starken Feld nicht an die Medaille rankommen“, konstatierte der Unterhachinger und verbuchte die EM als wichtige Erfahrung auf dem Weg nach Rio. „Es gab noch Luft nach oben“, erklärte Cheftrainer Andreas Hirsch. „Die EM hat mir einen Ruck gegeben, den ich für Olympia gebraucht habe“, sagte jedoch Andreas Toba. Klar bemerkbar machte sich das Fehlen der Leistungsträger Fabian Hambüchen, Lukas Dauser und Andreas Bretschneider, die verletzt sind oder geschont wurden.

Einen Start-Ziel-Sieg landete die Riege Russlands und sicherte sich den sechsten Titel vor Großbritannien. Gefeiert wurden die Schweizer für Bronze, ihre erste Team-Medaille der Turn-Geschichte.