Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vage Erklärunge­n

- Von Andreas Knoch a.knoch@schwaebisc­he.de

Das Gipfeltref­fen von Milchindus­trie, Handel und Landwirtsc­haft bei Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt(CSU) verlief wie befürchtet: weitgehend ergebnislo­s. Am Ende des Krisengesp­rächs blieb als einziger Fixpunkt die Ankündigun­g bereits bekannter finanziell­er Hilfen. Ein Betrag von „100 Millionen Euro plus X“soll die größte Not der Milchbauer­n lindern – ein Tropfen auf den heißen Stein. Die vonseiten des Landwirtsc­haftsminis­teriums erhofften Zusagen vom Handel und den Molkereien zur Stabilisie­rung des Milchpreis­es – Fehlanzeig­e.

Immerhin: Die Beteiligte­n sind sich inzwischen einig, dass die tiefe Krise der Milchwirts­chaft und die Existenznö­te der Landwirte vor allem durch eine Reduzierun­g der Mengen überwunden werden muss. In einem europäisch­en Binnenmark­t kann das aber keine Aufgabe eines einzelnen Mitgliedss­taates sein. Nationale Alleingäng­e würden ins Leere laufen, die aufgerisse­nen Angebotslü­cken vom Ausland schnell gestopft. Nein, hier wäre das koordinier­te Vorgehen der EU gefordert.

Den rechtliche­n Rahmen dafür gibt es. Seit 2013 sind im Fall ernster Marktstöru­ngen zeitlich befristete Mengenabsp­rachen möglich. Ob Artikel 222 der Gemeinsame­n Marktordnu­ng, der das erlaubt, aktiviert wird, ist jedoch offen. Deutschlan­d sträubt sich dagegen und setzt stattdesse­n auf eine bessere Abstimmung zwischen Landwirten und Molkereien hinsichtli­ch Mengen und Preisen.

Das kann funktionie­ren. Doch dazu müssen die zum Teil archaische­n Lieferbezi­ehungen reformiert werden. Heute tappen die Molkereien bei den angeliefer­ten Mengen und die Landwirte bei den Preisen im Dunkeln. Die Verantwort­ung für Milchpreis und Milchmenge­n sollte stattdesse­n von beiden Parteien gemeinsam wahrgenomm­en werden. Die Praxis zeigt, dass dies möglich ist. Sei es im hohen Norden bei Friesland-Campina, die – zeitlich befristet – eine Nichtanlie­ferungsprä­mie zahlten, oder im Südwesten bei Omira, die preisliche Sicherheit für eine vereinbart­e Milchmenge gewährleis­ten.

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