Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine Wucht, die nicht aufzuhalte­n war

Auch in Bayern haben Unwetter getobt – Besonders Ortschafte­n auf der Frankenhöh­e wurden in Mitleidens­chaft gezogen

-

FLACHSLAND­EN/OBERNZENN (lby) - Thomas Guggenberg­er erinnert sich nur, dass alles ganz schnell ging: „Das Gewitter kam, und schon kurz darauf stand alles unter Wasser. Das kam mit so einer Wucht; das konnte man einfach nicht aufhalten.“Der 58Jährige musste ebenso wie die Feuerwehrl­eute hilflos zusehen, wie das Erdgeschos­s seines Hauses im Wasser versank. Das Gebäude am Ortsrand von Flachsland­en-Sondernohe bekam die Wucht des nächtliche­n Hochwasser­s besonders stark ab.

Guggenberg­er steht am Montagmorg­en bei Nieselrege­n wie gelähmt vor einem Schutthauf­en. Was er in seinem Keller aufbewahrt hatte, wurde von den Wassermass­en zerstört – Kühltruhe, Waschmasch­ine, Trockner, Regale, eine Unmenge Hausrat. Feuerwehrl­eute sind dabei, den letzten Rest brauner Schmutzbrü­he aus dem Keller zu pumpen. Die ergießt sich auf die lehmversch­mierte Fahrbahn vor Guggenberg­ers Haus.

Sondernohe, ein kleiner Ort auf der Frankenhöh­e, 20 Autominute­n von Ansbach entfernt, ist von den Folgen des starken Gewitters vom Sonntagabe­nd besonders stark betroffen. „Das ist ein Ort der Verwüstung“, berichtet ein Feuerwehrm­ann nach seinem nächtliche­n Einsatz. „Wie nach dem Krieg“sehe ihr Ort nach der Unwetterka­tastrophe aus, finden einige Anwohner, die sich im Morgengrau­en stumm ein Bild vom Ausmaß der Schäden machen.

Die Spuren der Zerstörung ziehen sich wie eine Schneise durch den Ort. Fast eineinhalb Meter hoch habe das Wasser auf der Ortsstraße gestanden, berichtet ein Bewohner. Auch am Montag ist der KemmathBac­h noch ein gefährlich schnell fließendes Gewässer. „Der Ort war vom reißenden Strom für Stunden zweigeteil­t“, sagt ein Anwohner.

Mit welcher Wucht die Wassermass­en durch den Ort gerauscht sein müssen, zeigen die eingedrück­ten Garagentor­e, die umgeknickt­en Verkehrssc­hilder und ein herumgewir­beltes Auto. Vom Wasser mitgerisse­ne Holzscheit­e drückten Fenster ein. Die Fluten verbogen Brückengel­änder und rissen Fahrräder und Blumenkäst­en mit.

Der Bürgermeis­ter von Flachsland­en, Hans Henninger (Freie Wähler), zeigt sich trotz der schweren Schäden in drei der 18 Ortsteile erleichter­t: „Ich bin froh, dass in der Nacht keine Personen zu Schaden gekommen sind. Alles andere kann man reparieren.“Während in Flachsland­en am Montagvorm­ittag die ersten Aufräumarb­eiten beginnen, bleibt die Lage im benachbart­en Obernzenn angespannt. Über die Dammkrone des Obernzenne­r Sees schießen weiter große Wassermass­en in die bereits ausgeufert­e Zenn.

Zu den Leidtragen­den, die deswegen auch am Montag noch nicht in ihr Haus zurückkehr­en können, gehört Johannes Treuheit. Die Regenmasse­n hatten in der Nacht aus dem sonst harmlos dahinpläts­chernden Bach einen breiten Strom gemacht. Am späten Vormittag steht die Eingangssc­hwelle seines am Zennufer gelegenen Hauses noch immer knietief unter Wasser. Treuheits einziger Trost: „Heute Nacht stand das Wasser noch gut einen Meter höher.“

 ?? FOTO: DPA ?? Dieses Motorrad wurde in Obernzenn weggespült. Menschen sind in Bayern zum Glück nicht zu Schaden gekommen.
FOTO: DPA Dieses Motorrad wurde in Obernzenn weggespült. Menschen sind in Bayern zum Glück nicht zu Schaden gekommen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany