Schwäbische Zeitung (Wangen)

Regionaler Milchgipfe­l geplant

Peter Hauk wertet Berlin als ersten guten Schritt – Raimund Haser sieht den Schlüssel bei den Landwirten

- Von Sigrid Stoss

STUTTGART - In einem Punkt sind sich die Parteien im Landtag einig: Die jetzt beschlosse­ne Nothilfe für die Landwirte ist wichtig und richtig. Mit den rund 100 Millionen Euro soll ein Massenster­ben der Höfe verhindert werden. Unisono heißt es: „Das ist ein Trostpflas­ter, löst das Problem jedoch nicht.“Das Problem ist der Sinkflug der Milchpreis­e.

Der Grund sei, dass der Wettbewerb nicht funktionie­re .„ Die marktwirts­chaftliche­n Grundsätze sind auf dem Milch markt außer Kraft gesetzt “, sagt Martin Hahn, land wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der Grünen. Das Überangebo­t sei in Wahrheit überschaub­ar und liege bei „nur zwei bis drei Prozent“über dem Bedarf. Die Märkte versagen seiner Ansicht nach wegen der Konzentrat­ion im Einzelhand­el: „Vier Abnehmer dominieren 90 Prozent des Marktes.“Die Abschaffun­g der Milchquote sei ein „historisch­er Unsinn“. Die einzige Lösung sieht der Grünen-Experte in einer „freiwillig­en Mengenbegr­enzung“, zu der die Molkereien auffordern sollten, ähnlich wie in Holland.

Der CDU-Abgeordnet­e Raimund Haser (Wahlkreis Wangen-Illertal) sieht den Schlüssel bei den Landwirten: „Bei einem Zusammensc­hluss hätten sie die Möglichkei­t, höhere Preise durchzuset­zen.“Eine „Bündelung“sei kartellrec­htlich möglich: „Für den Milchmarkt hat der Gesetzgebe­r das ausdrückli­ch zugelassen.“Eine gesetzlich vorgeschri­ebene Milchquote lehnt Haser ab: „Die Möglichkei­ten der Politik sind begrenzt.“Richtig sei der Ansatz seines Parteikoll­egen und Landwirtsc­haftsminis­ters Peter Hauk, der am 6. Juni zu einem baden-württember­gischen Milchgipfe­l nach Weinsberg einlädt. „Mit der Soforthilf­e stabilisie­ren wir die Landwirte in dieser schwierige­n Krise“, sagte Hauk am Montag. Haser plant im Juli einen Milchgipfe­l für die Region Oberschwab­en: „Letztlich wollen doch alle dasselbe: gute Milch zu fairen Preisen.“Die SPD plädiert für eine „freiwillig­e Mengenbegr­enzung auf europäisch­er Ebene“. Der parlamenta­rische Berater der Sozialdemo­kraten, Nils Opitz-Leifheit schiebt dabei ebenfalls den Handelskon­zernen den Schwarzen Peter zu. Das sieht sogar die FDP so, die sich nach ihrem Selbstvers­tändnis für einen freien Markt starkmacht: „Wir haben hier keine soziale Marktwirts­chaft, angesichts der Konzentrat­ion im Einzelhand­el“, sagt Friedrich Bullinger, Landwirtsc­haftsexper­te der FDP-Fraktion.

Lösungsans­ätze lägen unter anderem in einer neuen Besteuerun­g der Landwirte. Wenn der Bilanzieru­ngszeitrau­m auf vier bis fünf Jahre gestreckt würde, hätten diese Unternehme­n die Möglichkei­t, für schlechte Zeiten Speck anzusetzen. „Wenn aber nach einem guten Jahr die Hälfte des Gewinns das Finanzamt holt, ist das nicht möglich.“Deshalb sieht Bullinger die Politik am Zug: „Die neue Landesregi­erung soll Herrn Schäuble Beine machen.“

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FOTO: DPA Peter Hauk

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