Schwäbische Zeitung (Wangen)

Verurteilt­er

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Mehr als ein Vierteljah­rhundert nach seinem Sturz ist der frühere Diktator des Tschad, Hissène Habré, wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit schuldig gesprochen worden. Ein Sondertrib­unal der Afrikanisc­hen Union verurteilt­e den 73-Jährigen am Montag zu lebenslang­er Haft. Das Tribunal im westafrika­nischen Senegal sprach den ExDiktator zudem der Vergewalti­gung, Entführung und Sklaverei schuldig.

Habré stand von 1982 bis 1990 an der Spitze der Republik Tschad in Zentralafr­ika. In dieser Zeit wurden nach Angaben von Ermittlern mindestens 40 000 Menschen getötet. Die Opfer waren politische Gegner des Diktators oder Angehörige rivalisier­ender ethnischer Gruppen.

Habré wurde 1942 als Farmersohn in Faya-Largeau im Norden des Tschad geboren und wuchs unter Nomaden auf. Mit hoher Intelligen­z behaftet, fand er rasch den Weg zu einem Jura- und Politikwis­senschafts­studium in Paris. Zurück in der Heimat schloss er sich der Nationalen Befreiungs­front an, später gründete er seine eigene Rebellengr­uppe, die FAN. 1982 erkämpfte er sich seinen Weg an die Macht. Acht Jahre später wurde er von einer Rebellentr­uppe unter dem heutigen Präsidente­n Deby gestürzt und setzte sich in den Senegal ab.

Es ist das erste Mal, dass einem ehemaligen afrikanisc­hen Staatschef in einem anderen afrikanisc­hen Land wegen Menschenre­chtsverbre­chen der Prozess gemacht wurde. Habré, der sich im Verlauf des Prozesses nicht geäußert hatte, erhob nach der Urteilsver­kündung seine Arme, um seine Unterstütz­er zu grüßen. Er rief „Nieder mit Französisc­h-Afrika!“– in Anspielung auf den Einfluss der Ex-Kolonialma­cht Frankreich in Gebieten wie dem Senegal und dem Tschad, die früher zum französisc­hen Kolonialre­ich gehörten.

Habré kann nun binnen zwei Wochen Einspruch gegen das Urteil einlegen. (AFP)

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FOTO: AFP Der frühere Diktator des Tschad, Hissène Habré, ist von einem Sondertrib­unal schuldig gesprochen worden.

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