Tabakbranche im Umbruch
Am 31. Mai ist Weltnichtrauchertag – Zahl der Raucher nimmt ab, E-Zigarette ist beliebt
BERLIN/HAMBURG (dpa) - Die Zahl der Raucher in Deutschland geht seit Jahren zurück, besondern unter den Jugendlichen ist der Raucheranteil stark gesunken. Dennoch führt Rauchen immer noch zu mehr Todesfällen als Aids, Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsunfälle, Morde und Selbstmorde zusammen – so die Warnung der Experten zum Weltnichtrauchertag an diesem Dienstag. Wer täglich qualmt, erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Krebs, Diabetes, Atemwegs- oder Herz-KreislaufLeiden zu erkranken. Die Weltgesundheitsbehörde WHO schätzt, dass jährlich sechs Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Im Jahr 2030 könnten es acht Millionen sein. In Deutschland sterben nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, jährlich etwa 3300 Menschen allein durch Passivrauchen. Jedes Jahr würden etwa 121 000 Menschen vorzeitig an den Folgen aktiven Rauchens sterben.
Jugendliche rauchen weniger
Gleichzeitig sinkt die Zahl der Raucher. Nach einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes hat sich 2013 der Anteil der Nichtraucher im Vergleich zur Erhebung 2009 um vier Prozentpunkte erhöht. 75 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren seien Nichtraucher. Das Krebsforschungszentrum verweist darauf, dass der Raucheranteil unter Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 10 Prozent im Jahr 2014 gesunken sei. Nach Branchenangaben halbierte sich der Absatz in Deutschland in den vergangenen 15 Jahren auf 80 Milliarden Zigaretten pro Jahr. Mit weiteren Rückgängen von ein bis zwei Prozent pro Jahr werde gerechnet. Dazu hätten nach Angaben der Experten „verschiedene Tabakkontrollmaßnahmen“beigetragen, strengerer Jugendschutz, Rauchverbote, Steuererhöhungen und seit Kurzem Schockbilder auf Verpackungen.
Preiserhöhungen schrecken ab
Als effektivstes Anti-Nikotin-Mittel gelten Preiserhöhungen. Diese sorgten in den letzten Jahren dafür, dass der Umsatz der Branche trotz des tückläufigen Verkaufs weiter stieg, zwischen 1991 und 2015 kletterte er von 15,9 auf fast 21,7 Milliarden Euro. Doch die Branche ist im Umbruch, viele große Firmen haben sich aus der Tabakindustrie zurückgezogen. Jüngst verkündete der französische Versicherungsriese Axa den Ausstieg aus seinen Investments in der Tabak-Branche. Für den Konzern geht es um Unternehmensanleihen und Aktien im Wert von 1,8 Milliarden Euro. Und der Allianz-Rivale ist nicht der erste Investor, der sich aus dem Tabakgeschäft zurückzieht. Ein neuer Geschäftszweig sind dagegen E-Zigaretten, zu der laut Branche überwiegend Ex-Raucher greifen. In der elektronischen Zigarette wird eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit verdampft. Über ihre Gefahren sind sich die Experten uneins.