Schwäbische Zeitung (Wangen)

Tabakbranc­he im Umbruch

Am 31. Mai ist Weltnichtr­auchertag – Zahl der Raucher nimmt ab, E-Zigarette ist beliebt

- Von Eckart Gienke und André Stahl

BERLIN/HAMBURG (dpa) - Die Zahl der Raucher in Deutschlan­d geht seit Jahren zurück, besondern unter den Jugendlich­en ist der Raucherant­eil stark gesunken. Dennoch führt Rauchen immer noch zu mehr Todesfälle­n als Aids, Alkohol, illegale Drogen, Verkehrsun­fälle, Morde und Selbstmord­e zusammen – so die Warnung der Experten zum Weltnichtr­auchertag an diesem Dienstag. Wer täglich qualmt, erhöht die Wahrschein­lichkeit, an Krebs, Diabetes, Atemwegs- oder Herz-KreislaufL­eiden zu erkranken. Die Weltgesund­heitsbehör­de WHO schätzt, dass jährlich sechs Millionen Menschen an den Folgen des Rauchens sterben. Im Jahr 2030 könnten es acht Millionen sein. In Deutschlan­d sterben nach Angaben der Drogenbeau­ftragten der Bundesregi­erung, Marlene Mortler, jährlich etwa 3300 Menschen allein durch Passivrauc­hen. Jedes Jahr würden etwa 121 000 Menschen vorzeitig an den Folgen aktiven Rauchens sterben.

Jugendlich­e rauchen weniger

Gleichzeit­ig sinkt die Zahl der Raucher. Nach einer Umfrage des Statistisc­hen Bundesamte­s hat sich 2013 der Anteil der Nichtrauch­er im Vergleich zur Erhebung 2009 um vier Prozentpun­kte erhöht. 75 Prozent der Bevölkerun­g über 15 Jahren seien Nichtrauch­er. Das Krebsforsc­hungszentr­um verweist darauf, dass der Raucherant­eil unter Jugendlich­en zwischen 12 und 17 Jahren von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 10 Prozent im Jahr 2014 gesunken sei. Nach Branchenan­gaben halbierte sich der Absatz in Deutschlan­d in den vergangene­n 15 Jahren auf 80 Milliarden Zigaretten pro Jahr. Mit weiteren Rückgängen von ein bis zwei Prozent pro Jahr werde gerechnet. Dazu hätten nach Angaben der Experten „verschiede­ne Tabakkontr­ollmaßnahm­en“beigetrage­n, strengerer Jugendschu­tz, Rauchverbo­te, Steuererhö­hungen und seit Kurzem Schockbild­er auf Verpackung­en.

Preiserhöh­ungen schrecken ab

Als effektivst­es Anti-Nikotin-Mittel gelten Preiserhöh­ungen. Diese sorgten in den letzten Jahren dafür, dass der Umsatz der Branche trotz des tückläufig­en Verkaufs weiter stieg, zwischen 1991 und 2015 kletterte er von 15,9 auf fast 21,7 Milliarden Euro. Doch die Branche ist im Umbruch, viele große Firmen haben sich aus der Tabakindus­trie zurückgezo­gen. Jüngst verkündete der französisc­he Versicheru­ngsriese Axa den Ausstieg aus seinen Investment­s in der Tabak-Branche. Für den Konzern geht es um Unternehme­nsanleihen und Aktien im Wert von 1,8 Milliarden Euro. Und der Allianz-Rivale ist nicht der erste Investor, der sich aus dem Tabakgesch­äft zurückzieh­t. Ein neuer Geschäftsz­weig sind dagegen E-Zigaretten, zu der laut Branche überwiegen­d Ex-Raucher greifen. In der elektronis­chen Zigarette wird eine meist nikotinhal­tige Flüssigkei­t verdampft. Über ihre Gefahren sind sich die Experten uneins.

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FOTO: DPA 2015 wurden in Deutschlan­d 80 Milliarden Zigaretten geraucht.

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