Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Wir sind doch alle nur Menschen, die die Welt ihr Zuhause nennen“

Die 24-jährige Sängerin Namika zu Heimatgefü­hlen und Erfolg

- Www.zeltfestiv­al.com

Sängerin Namika, die durch ihren Song „Lieblingsm­ensch“bekannt wurde, ist auf Sommertour. Nach ihrem Auftritt in Ulm und vor ihren Konzerten in Konstanz (3.6.), Künzelsau (18.6.) sowie München (22.7.; bereits ausverkauf­t) hat Eva-Maria Peter die Musikerin zu Heimat, Erfolg und Gefühlen befragt.

Namika, in welche Gefühlslag­e versetzt dich die Musik?

Das ist von Song zu Song anders. Manchmal höre ich einen Song, der in mir alte Erinnerung­en weckt. Bei „No Diggity“von Blackstree­t & Dr. Dre sehe ich immer, wie ich als Kleinkind in „Fantasie-Englisch“rappend durch die Wohnung meiner Großeltern flitze.

Im Interview hast du gesagt, dass du von der Mentalität sehr deutsch bist. Wie äußert sich das?

Das äußert sich durch meine Arbeitsmor­al und allem was dazu gehört. Das pingelige Pflichtemp­finden zu Pünktlichk­eit. Eben das Leben nach dem Motto: Schaffe, schaffe Häusle baue. Und darüber hinaus die einfache Tatsache, dass ich in Deutschlan­d geboren bin und somit Deutsche bin.

Wie hat dich die europäisch­e und afrikanisc­he Kultur geprägt? Du wirst auch als Kulturhybr­id bezeichnet …

Die marokkanis­che Kultur habe ich von zu Hause aus mitbekomme­n. Meine Großeltern haben immer berbisch – die Sprache der Berber – mit mir gesprochen, sodass ich mich in ihrer Heimatstad­t Nador problemlos artikulier­en konnte. Und die deutsche Kultur hat draußen und für mich auf ganz natürliche­r Weise autonom stattgefun­den.

Auf deinem Album singst du, dass du dich manchmal zwischen beiden Welten verloren fühlst …

Ja, das stimmt. Das lag daran, dass ich in Marokko immer die „Deutsche“und in Deutschlan­d immer noch die „Marokkaner­in“war. Das warf in mir die Frage auf: Wo gehöre ich eigentlich hin? Mittlerwei­le sehe ich es aber so: Ganz egal auf welchem Stück Erde man gerade steht oder welche Haut- oder Haarfarbe man hat, am Ende des Tages sind wir doch alle nur Menschen, die die Welt ihr Zuhause nennen.

Was bedeutet Heimat für dich? An welchem Ort in der Welt bist du am glücklichs­ten?

Heimat ist für mich, da wo meine Familie und Freunde sind.

Rappen war lange Zeit eine Männerdomä­ne. Du hast gezeigt, dass der Rap auch durchaus weichere Themen ansprechen kann. Was bedeutet Rap für dich ?

Rap ist für mich ein Stilmittel für meine Visionen. Rap kann Geschichte­n erzählen. Rap kann aber auch geradeaus ein Statement der eigenen politische­n Meinung sein. Für mich ist es manchmal so, als ob ich in die Rolle einer Straßenrep­orterin schlüpfe um auf gesellscha­ftliche Missstände aufmerksam zu machen.

Du warst 2016 für drei Echos nominiert. Wie misst du Erfolg? Mit Klicks, Followern oder mit der Anzahl verkaufter Alben?

Der wirtschaft­liche Erfolg misst sich natürlich an Klicks, Followern und der Anzahl der verkauften Singles und Alben. Doch auf persönlich­er Ebene bedeutet Erfolg für mich überhaupt das Privileg zu haben, mit der eigenen Leidenscha­ft, in meinem Fall mit der Musik, den Unterhalt verdienen zu können.

Noch mehr von Namika gibt es unter www.namikamusi­k.de und www.schwaebisc­he.de/namika. Das Zeltfestiv­al Konstanz läuft seit 27. Mai mit Auftritten im Zelt und draußen. Auf dem Programm stehen noch Auftritte von Dicht & Ergreifend (31. Mai), SDP (1.6.), Axel Prahl (2.6.), Namika und Teesy (3.6.), Haindling (4.6.) und Konstantin Wecker (5.6.). Karten sind bei tickets.schwaebisc­he.de und unter Telefon 0751/2955 5777 im Vorverkauf erhältlich. Infos unter

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FOTO: HANNES CASPER Sieht es als Privileg, mit ihrer Musik den Unterhalt verdienen zu können: Sängerin Namika.

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