Musikschule Lindau braucht Transparenz
Katrin Dorfmüller, stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats, zu den Vorgängen in der Musikschule
LINDAU - Katrin Dorfmüller hat ein besonderes Verhältnis zur Musikschule, seitdem sie sich als Fünfjährige quasi selbst angemeldet hat, weil sie unbedingt ein Instrument lernen wollte. Inzwischen ist die SPD-Stadträtin stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats. Redakteur Dirk Augustin hat sie zu den Vorgängen an der Lindauer Musikschule befragt.
Es gibt unterschiedliche Aussagen zum Umgang mit den Wartelisten. Sie waren da mehrfach einbezogen. Geht es da mit rechten Dingen zu?
Bei mir haben sich in den vergangenen Jahren mehrfach immer wieder Eltern und auch Lehrer gemeldet, die ihre Probleme mit der Warteliste hatten. Ich gehe davon aus, dass es dort mit rechten Dingen zugeht. Allerdings ist die Handhabung der Wartelisten, das heißt, dass Lehrer als auch Eltern nicht wissen, auf welchem Platz ein Kind auf der Warteliste steht, geradezu ein Nährboden für Spekulationen. Es ist nicht nachzuvollziehen, weshalb man den Wartelistenplatz nicht benennt. Eine verbindliche Zusage auf einen Platz in einem Schuljahr kann die Schulleitung nicht geben, aber mit der Benennung des Wartelistenplatzes können sich Eltern im Kontext mit den Lehrern sicherlich ausrechnen, wann ihr Kind sodann den erwünschten Unterricht erhalten könnte. Ich habe bei mehreren Musikschulen im Übrigen nachgefragt, wie diese es mit den Wartelisten handhaben. In Lindenberg beispielsweise erklärte mir der Schulleiter, dass in einem frei zugänglichen Ordner die Wartelisten abgeheftet sind, und jeder Lehrer jederzeit diesen Ordner aufschlagen und nachsehen kann, auf welchem Platz ein Kind auf seiner Warteliste steht. In Lindau wissen nicht einmal die betroffenen Lehrer, wie sich die eigene Warteliste zusammensetzt. Dies halte ich für misslich, weil hier die nötige Transparenz fehlt, sodass Spekulationen aufkommen und Unmut entsteht. Dieses Vorgehen können die betroffenen Lehrer nur als Affront gegen die eigene Person empfinden. Das ist schade und unnötig!
Schulleiter Gerhard Kirchgatterer wirft Ihnen vor, sie hätten Einblick nehmen können, hätten das aber nicht gewollt. Stimmt das so?
Nein, dem ist nicht so! Auf den Fall, auf den sich Herr Kirchgatterer bezieht, habe ich ihm mitgeteilt, dass ich keinen Zweifel an der Warteliste hege. Ich habe nicht die Notwendigkeit erachtet, diese Warteliste anzusehen, da ich der Schulleitung hier keine Manipulationen vorwerfe. Der Fall war aber völlig anders! Eine Mutter hatte bereits im Herbst 2013 schriftlich bei Herrn Kirchgatterer um einen Platz bei einer bestimmten Lehrerin für ihr Kind nachgesucht. Weil sie keine Antwort bekommen hat und auch ihre Telefonate nicht angenommen wurden, hatte sie sich in ihrer Not an mich gewendet. Im Dezember 2013 habe ich sodann Herrn Kirchgatterer auf diesen Fall angesprochen und ihn darum gebeten, mit der Mutter Kontakt aufzunehmen und das Problem zu klären. Das hat Herr Kirchgatterer sodann auch getan. Kurz vor Weihnachten 2013 habe ich dann die Rückmeldung erhalten, dass das Kind den gewünschten Unterricht bei dieser Lehrerin erhält und auf die Warteliste gesetzt wird. Im Sommer 2014 habe ich sodann wieder Kontakt mit der Mutter gehabt, da diese enttäuscht war, weil ihr Kind keinen Platz bei der Lehrerin erhalten hatte. Man teilte der Mutter mit, dass sich ein anderes Kind vor ihr bereits angemeldet hatte. Dies habe ich als unnötige Förmelei erachtet, da die Anmeldungen im Januar 2014 abgegeben wurden, die Mutter aber schon schriftlich im Herbst 2013 um diesen Platz bei der Lehrerin ersucht hatte. Das habe ich seinerzeit Herrn Kirchgatterer mitgeteilt und darum gebeten, sich für dieses Kind einzusetzen. Das Kind bekam dann auch noch einen Platz bei der Wunschlehrerin.
Als Mitglied des Verwaltungsrats haben Sie Einblick in die Musikschule: Wie steht es aus Ihrer Sicht um das Klima in der Schule?
Ich habe in den letzten vielen Jahren immer wieder Kontakt zum Betriebsrat als auch zu etlichen Lehrern und Eltern gehabt, die auf mich zugekommen sind. In jeder Schule knirscht es immer wieder mal, so selbstverständlich auch in der Musikschule. Die Lindauer Zeitung hat schon darüber berichtet, dass ein Fünftel der Lehrer, die einen Fragebogen abgegeben haben, von Mobbing gesprochen haben. Das ist sehr misslich. Die Schulleitung berichtet von einem guten Klima, andere Lehrer berichten von keinem guten Klima. Hier gehen die Wahrnehmungen offensichtlich weit auseinander. Allein die Tatsache, dass ich mehrfach in den letzten Jahren immer wieder kontaktiert wurde, zeigt mir, dass Probleme bestehen. Über Personalangelegenheiten kann und werde ich allerdings hier nichts berichten. Ich möchte das aber ausdrücklich auch in diesem Kontext gesehen wissen, dass es auch an anderen Schulen Probleme gibt und die Lindauer Musikschule hier kein Alleinstellungsmerkmal hat.
Was würden Sie sich für die Zukunft der Musikschule erhoffen?
Die Musikschule hat engagierte und gute Lehrer. Wir alle können dies immer wieder an den zahlreichen Aufführungen unserer Musikschulkinder erleben. Das wünsche ich in erster Linie unserer Musikschule, dass die Kinder weiterhin so viel Spaß am Musizieren haben und so hervorragende Leistungen bringen. Hier gilt mein Dank jedem einzelnen Lehrer und natürlich auch den motivierten Schülern und deren Eltern, die das Musizieren unterstützen. Damit ein Klima des freundlichen Miteinanders herrschen kann – und nur das ist förderlich für jede Arbeit – wünsche ich der Lindauer Musikschule, dass die bestehenden Probleme in einem konstruktiven Miteinander gelöst werden und deshalb keine weiteren Lehrerabgänge zu verzeichnen sind. Die Lindauer Musikschule muss sich, wie jede andere Schule auch, den Herausforderungen der Zeit stellen und die gebotenen Veränderungen auf breite Beine stellen, um eine möglichst hohe Akzeptanz zu erhalten. Dies betrifft zum einen die Lehrerschaft an sich, aber auch die Mitnahme der Eltern. Nur mit der nötigen Transparenz in vielen Bereichen und unter der Mitwirkung der Lehrer- und Elternschaft können tragfähige Lösungen für die Zukunft erarbeitet und gelebt werden.