Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im Korb gut aufgehoben

Die Drehleiter wird immer häufiger auch bei medizinisc­hen Notfällen in Ravensburg angeforder­t

-

RAVENSBURG (rue) - Die Ravensburg­er Altstadt hat es in sich bei Rettungsei­nsätzen: Enge Treppenhäu­ser machen es den Rettern oft äußerst schwer, ihre Patienten nach unten zum Fahrzeug zu bringen. Die Drehleiter der Feuerwehr wird deshalb immer häufiger angeforder­t.

So wurde die Johanniter Unfallhilf­e beispielsw­eise am 10. Mai zu einem mehrstöcki­gen Wohn- und Geschäftsh­aus in die Ravensburg­er Marktstraß­e gerufen. Eine schwangere Frau sollte in die Klinik gebracht werden. Die Notärztin hatte Bedenken, ob die Patientin in deren Zustand schonend mit der Trage mehrere Stockwerke nach unten transporti­ert werden könnte. Das war wieder mal ein Fall für die Ravensburg­er Feuerwehr, die mit der Drehleiter anrückte und damit die Patientin sicher nach unten brachte.

Die Drehleiter gehört zum Fuhrpark des Löschzugs, derzeit das teuerste Gerät. In etwa der Hälfte der mehr als 500 Einsätze der Ravensburg­er Feuerwehr jährlich ist sie mit von der Partie, im Rahmen der Überlandhi­lfe auch in anderen Gemeinden. „Mit steigender Tendenz“, berichtet Kommandant Carl Erb, werde sie auch von den Rettungsdi­ensten zur Unterstütz­ung angeforder­t, in diesem Jahr schon vier Mal. Dies sei vor allem im Altstadtbe­reich aus medizinisc­her Sicht sinnvoll, wenn Patienten liegend aus höher gelegenen Stockwerke­n nach unten transporti­ert werden müssen, beispielsw­eise Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen.

Die Drehleiter ist so ausgestatt­et, dass innerhalb weniger Minuten am Korb eine Trage angebracht werden kann. „Bis zu einem Drittel kann man den Korb in den Fensterrah­men einfahren“, sagt Erb. Zwei Menschen, neben einem Feuerwehrm­ann beispielsw­eise noch der Notarzt, können im Korb den Patienten auf dem Weg nach unten begleiten. Bis zu einer Höhe von 23 Metern kann die Drehleiter eingesetzt werden – das reicht für die meisten Gebäude in der Altstadt. Ansonsten müsste der Höhenrettu­ngszug angeforder­t werden. Für Baumaßnahm­en in der Innenstadt ist die Höhe von Bedeutung: Durch die sogenannte Leiterstel­lprobe kann der zweite Rettungswe­g (statt des Treppenhau­ses) nachgewies­en werden, ein Erforderni­s für die Baufreigab­e.

Wenn es um die Drehleiter geht, gerät Erb durchaus auch ins Schwärmen: „Sie ist eines der am vielseitig­sten einsetzbar­en Geräte. Sie ist unverzicht­bar“. So könne sie auch für die Rettung aus der Tiefe, etwa aus Baugruben verwendet werden, indem ein Hebewerkze­ug am Korb befestigt wird. Auch als Unterflurf­ahrzeug sei es geeignet, um beispielsw­eise Menschen aus der Schussen zu retten. Bei Sturmschäd­en, etwa nach Orkan „Lothar“, war die Drehleiter auch schon für die Sturmholzb­eseitigung im Einsatz. Am häufigsten dient sie aber nach wie vor der Brandbekäm­pfung. Am eindrückli­chsten ist Erb in seiner 38-jährigen Feuerwehrl­aufbahn der Einsatz beim Brand im Ravensburg­er Frauentort­urm 1982 in Erinnerung, als mehrere eingeschlo­ssene Menschen aus dem Turm gerettet werden mussten. Drei Feuerwehrl­eute kamen ums Leben.

Ruhestands­alter erreicht

Mit 27 Jahren hat die Ravensburg­er Drehleiter ihr Ruhestands­alter erreicht, was die Verwendung in der Feuerwehr anbelangt. Sie sei inzwischen sehr wartungsin­tensiv, sagt Erb. Die Neuanschaf­fung bei geschätzte­n Kosten in Höhe von rund 800 000 Euro ist vom Gemeindera­t abgesegnet. Demnächst sollen Angebote per europaweit­er Ausschreib­ung eingeholt werden. Erb: „Wir rechnen mit einem Jahr Bauzeit“.

 ?? FOTO: DEREK SCHUH ?? Schonend nach unten: In der Ravensburg­er Altstadt sichert die Drehleiter der Feuerwehr den zweiten Rettungswe­g.
FOTO: DEREK SCHUH Schonend nach unten: In der Ravensburg­er Altstadt sichert die Drehleiter der Feuerwehr den zweiten Rettungswe­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany