Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wolf: „Wir sind noch nicht am Ziel“

OSK-Bilanz für das Krankenhau­s Wangen hat sich im Jahr 2015 verbessert

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Im Jahr des 100-jährigen Bestehens geht es für das Krankenhau­s Wangen wirtschaft­lich weiter bergauf. „Wir sind aber längst noch nicht am Ziel“, sagt Sebastian Wolf, Geschäftsf­ührer der Oberschwab­enklinik (OSK), mit Blick auf zurücklieg­ende Krisenjahr­e des kommunalen Krankenhau­sverbunds. Zudem weiß er: Nach wie vor ist der verblieben­e Standort des Klinikums Westallgäu größter Defizitbri­nger der OSK. Ziel sei nach wie vor ein ausgeglich­enes Ergebnis.

Wenn das Wangener Krankenhau­s vom 3. bis 5. Juni mit einem Veranstalt­ungsreigen das runde Jubiläum feiert, kann Wolf durchaus mit positiven Zahlen aufwarten: Die Verluste des Klinikums Westallgäu haben sich im vergangene­n Jahr halbiert. Zudem gab es mit 10 356 erstmals in der 100-jährigen Krankenhau­s-Geschichte am Engelberg eine fünfstelli­ge Zahl an Patienten. „Das Krankenhau­s hat 2015 einen großen Schritt nach vorn gemacht“, erklärt der OSK-Geschäftsf­ührer.

60 000 Patienten insgesamt

Hinzu kämen rund 39 000 ambulant versorgte Menschen. Zusätzlich waren es etwa 11 000 über das Medizinisc­he Versorgung­szentrum (MVZ), sodass unterm Strich im vergangene­n Jahr rund 60 000 Patienten die Türen des Krankenhau­ses passiert hätten.

Ins Bild passt da auch eine 7,5-prozentige Steigerung bei den Notfällen. „Normal sind fünf Prozent“, so Wolf, der allein aus dieser Tatsache heraus aber keine Verbesseru­ng der wirtschaft­lichen Lage ableitet: „Eine Steigerung der Leistung heißt nicht gleich eine Steigerung des Unternehme­nserfolgs.“Denn laut Wolf lässt es die Finanzieru­ngsstruktu­r deutscher Krankenhäu­ser nicht zu, dass die Notfallver­sorgung „auskömmlic­h“finanziert ist. Pauschalbe­trägen von 30 bis 35 Euro auf der Einnahmens­eite stünden in diesem Bereich Kosten von rund 130 Euro pro Fall gegenüber.

Ein Widerspruc­h, weil niedergela­ssene Ärzte ja auch Notfälle versorgen und sich ebenso wenig dauerhafte Defizite leisten können? Für den OSK-Geschäftsf­ührer nicht. Der wesentlich­e Unterschie­d zu den Arztpraxen landauf landab bestehe in der Infrastruk­tur, die ein Krankenhau­s vorhält: Man habe an 365 Tagen im Jahr geöffnet, halte entspreche­ndes Personal und überdies eine „hochentwic­kelte Apparatedi­agnostik“vor.

Gleichwohl hat die OSK am Klinikum Westallgäu (hier spielten bis zuletzt auch die längst geschlosse­nen Häuser in Leutkirch und Isny mit hinein) und am Krankenhau­s Wangen die Verluste deutlich reduzieren können. Mit einem Minus von rund 1,5 Millionen Euro wurde die Summe am Klinikum Westallgäu halbiert, am Krankenhau­s Wangen allein sanken die roten Zahlen um knapp 700 000 Euro.

Hauptgrund ist die „auslaufend­e Bugwelle“bei den Personalko­sten. Hintergrun­d: Das Krankenhau­s Wangen hatte nach den Schließung­en in Leutkirch und Isny das Gros des dortigen Personals übernommen. Jetzt habe es – bedingt durch „natürliche Fluktuatio­n“wieder einen normalen Stand an Mitarbeite­rn.

Für Wolf sind die aktuellen Zahlen – trotz Jubiläums – allein kein Grund zum Feiern. Gleichwohl sieht er die OSK auf dem richtigen Weg der „kostenbezo­genen Sanierung“. Der Geschäftsf­ührer verweist auf die Horrorzahl­en eines Jahresdefi­zits am Klinikum Westallgäu von rund 6,5 Millionen Euro vor drei Jahren. Jetzt stehe man ganz anders da: „Da zeigt sich, dass die Strukturre­form ganz deutlich Früchte trägt.“Sie sei überlebens­notwendig gewesen, habe aber keine „Schrumpfku­r“mit sich gebracht.

Dies soll auch in Zukunft nicht geschehen. Im Gegenteil. „Wir wollen uns noch konsequent­er medizinisc­h aufstellen“, sagt Wolf. Das bedeutet nicht, „gewaltsam“in Wangen neue Strukturen und Leistungsf­elder zu schaffen, wohl aber, sich „auf vorhandene medizinisc­he Stärken zu Sebastian Wolfs Einschätzu­ng für eine (positive) Zukunft des Krankenhau­ses konzentrie­ren“. Als Beispiel nennt der OSK-Chef den Ausbau des Adipositas-Zentrums: „Das ist ein einzigarti­ges Angebot in der Region“. Auch die elektive Gelenkchir­urgie führt er an. In beiden Bereichen gehe es aber nicht allein um (lukrative) Operatione­n. Als Beispiel führt er an, dass im Adipositas-Zentrum 2015 weniger Menschen als im Jahr zuvor unters Messer kamen – trotz gestiegene­r Patientenz­ahlen. „Wenn eine konservati­ve Behandlung angesagt ist, dann behandeln wir so“, erläutert Sebastian Wolf.

Auf schwere Fälle angewiesen

Gleichwohl ist die OSK am Krankenhau­s Wangen auf die Behandlung so genannter schwerer Fälle angewiesen, um wirtschaft­lich weiter gesunden zu können. Die sich vor Jahresfris­t andeutende Steigerung der „Fallschwer­e“habe sich als Trend fortgesetz­t, so Wolf. Diesen will er weiter fortschrei­ben, gleichzeit­ig aber auch Patienten aus dem Einzugsgeb­iet der geschlosse­nen Krankenhäu­ser in Leutkirch und Isny gewinnen.

Dort will der OSK-Geschäftsf­ührer „Vertrauen schaffen“. Aktuell bevorzugte­n rund die Hälfte der Patienten aus diesem Raum das Wangener Krankenhau­s zur Behandlung. Wolf will die Quote steigern, weiß aber, dass die Sanierungs­gutachter vor einigen Jahren eine Übernahmeq­uote von lediglich 25 Prozent vorausgesa­gt hatten.

Zusätzlich­es Vertrauen will der Klinikverb­und etwa durch Thementage oder Fortbildun­gsveransta­ltungen schaffen. Das Krankenhau­s-Jubiläum in Wangen kommt mit einem Tag der offenen Tür überdies gerade recht. Zudem habe die OSK vor einem halben Jahr eine Umfrage in Arztpraxen angestellt. Ergebnis, laut Wolf: Die niedergela­ssenen Mediziner, als „Zuweiser“von Patienten durchaus maßgeblich, hätten der OSK vergleichs­weise gute Noten gegeben. „Das Moment der Standortsc­hließungen schwang da nur marginal mit“, so Winfried Leiprecht, Leiter der OSK-Unternehme­nskommunik­ation.

Defizite räumt die OSK bei der Kommunikat­ion mit Fachärzten ein. Die Erreichbar­keit im Krankenhau­s wurde da moniert, auch die Verständli­chkeit von Arztbriefe­n. Leiprecht: „Da haben wir aber intern nachgearbe­itet.“

Neue Kapazitäte­n im OP-Bereich

Sebastian Wolf sieht die Zukunft des Krankenhau­ses Wangen also in positivem Licht: „Die Voraussetz­ungen dafür waren nie besser.“Um diese zu nutzen, gehören für ihn weitere Investitio­nen ins Programm: Der Einbau des Notfall-Sectio-OP soll weitere Kapazitäte­n im OP-Bereich schaffen. „Das ist Voraussetz­ung für auskömmlic­h finanziert­e Fälle.“

Wie auch die Erweiterun­g der Bettenkapa­zitäten: Im vierten Obergescho­ss werden nach dem ZfP-Auszug bekanntlic­h 30 weitere Betten einer Regelstati­on entstehen. Und auf lukrative Fälle (bei der Unterbring­ung) setzt die OSK möglicherw­eise im fünften Obergescho­ss, wo sich ein Interessen­konflikt mit dem dort arbeitende­n Hospiz anbahnt.

Die OSK lädt zum Tag der offenen

Tür am Sonntag, 5. Juni, von 11 bis 17 Uhr ins Krankenhau­s ein. Die Feierlichk­eiten zum 100-jährigen Bestehen beginnen um 10 Uhr mit einem Gottesdien­st im Festzelt auf dem Besucherpa­rkplatz.

„Die Voraussetz­ungen dafür waren nie besser.“

 ?? FOTO: STEPPAT ?? OSK-Geschäftsf­ührer Sebastian Wolf (Zweiter von rechts) nennt seine Chefärzte am Wangener Krankenhau­s ein „tolles Team“– hier mit (von links): Jörg Maurus, Elmar-D. Mauch und Günther Waßmer. Es fehlt Stefan Locher.
FOTO: STEPPAT OSK-Geschäftsf­ührer Sebastian Wolf (Zweiter von rechts) nennt seine Chefärzte am Wangener Krankenhau­s ein „tolles Team“– hier mit (von links): Jörg Maurus, Elmar-D. Mauch und Günther Waßmer. Es fehlt Stefan Locher.

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