Schwäbische Zeitung (Wangen)

Konflikt zwischen Rockergrup­pen in Ulm spitzt sich zu

Die kurdische Gruppierun­g „Bahoz“droht den türkischen „Osmanen Germania“über soziales Netzwerk

- Von Ludger Möllers

ULM - Der Konflikt zwischen türkischen und kurdischen Rockergrup­pen in Ulm eskaliert. Die kurdische Gruppierun­g „Bahoz“(„Sturm“) droht auf ihrer Facebook-Seite den Mitglieder­n der türkischen Gruppe „Osmanen Germania Box-Club“Vergeltung an: Angeblich hatte ein „Osmanen-Germania“-Funktionär bei der Polizei Aussagen gegen „Bahoz“getätigt, die zu Wohnungsdu­rchsuchung­en führten. Sechs Männer aus dem „Bahoz“-Umfeld stehen – wie berichtet – im dringenden Verdacht, am 18. Juli, dem Schwörmont­ag, an dem Angriff auf einen Imbiss in der Ulmer Innenstadt beteiligt gewesen zu sein: dem Treffpunkt des Ulmer Chapters des „Osmanen Germania Box-Clubs“. Gegen diese sechs Personen aus dem „Bahoz“-Umfeld wird nun wegen schweren Landfriede­nsbruchs ermittelt.

Zwei Personen wurden bei dem Angriff verletzt: Einer von ihnen soll der örtliche Präsident des „Osmanen Germania Box-Club“sein. Es entstand Sachschade­n in Höhe von 10 000 Euro.

Auf der Facebook-Seite der Gruppe „Bahoz Ulm“sind drei Fotos von Dokumenten des Amtsgerich­t Ulm zu sehen. Dabei soll es sich um einen Durchsuchu­ngsbeschlu­ss vom 2. August gegen „Bahoz“handeln.

Aus den gezeigten Dokumenten geht auch das mögliche Motiv für die Attacke vom Schwörmont­ag hervor: Nach Erkenntnis­sen der Polizei habe es am Sonntag, 17. Juli, nach einer Pro-Erdogan-Kundgebung in Wien einen Angriff auf den Gastgarten eines kurdischen Lokals gegeben. Dessen Inhaber wiederum habe möglicherw­eise verwandtsc­haftliche Beziehunge­n zu „Bahoz“-Männern in Ulm. Die Polizei hat den Verdacht, dass die Ulmer Attacke eine Reaktion auf die Gewalttat in Wien war.

„Bahoz“will die angebliche­n Aussagen des „Osmanen Germania“Mannes wiederum rächen. Über den bei Facebook geteilten Bildern steht in mangelhaft­em Deutsch: „Euer 31er Präsident Osmanen Germany BC Ulm machte eine Aussage gegen Bahoz Ulm. Die aber nicht warheitsge­mäss ist.“Der Post wurde über 30mal geteilt, mehrfach kommentier­t und endet mit: „Man solle mit ein ganzes Volk rechnen, wenn man ein Volk beleidigt. Soviel zu eurem Ehrenmann und rockerähnl­iche Gruppierun­g. Wir nennen euch Döneks BC… Sportliche Grüße Bahoz Ulm.“„Döneks“bedeutet übersetzt „Zurückgebl­iebene“.

Auch das baden-württember­gische Landeskrim­inalamt befürchtet, dass die Gewalt zwischen türkischen und kurdischen Rockern eskaliert. Wie der „Spiegel“aus einem vertraulic­hen Lageberich­t zitiert, tragen die verfeindet­en „rockerähnl­ichen“Gangs „den aktuell in der Türkei stattfinde­nden politische­n Kampf auch in Deutschlan­d aus“.

Ein LKA-Sprecher bestätigte am Wochenende, diese Gruppierun­gen fielen immer wieder durch schwerste Straftaten auf, die in der Öffentlich­keit ausgetrage­n werden. „Sie fallen durch Machtdemon­strationen auf und provoziere­n damit andere Gruppen“, sagte der Sprecher. Bei Kontrollen der Mitglieder und Sympathisa­nten würden immer wieder Schusswaff­en, Schlagwerk­zeuge und Messer gefunden.

Gewalttäti­ge Konflikte

In Baden-Württember­g stehen sich nationalis­tische Türken, die sich in der Bande „Osmanen Germania BoxClub“versammeln und türkische Kurden in der Gruppierun­g „Bahoz“(„Sturm“) gegenüber. Bei Auseinande­rsetzungen der beiden Gruppen Ende April in Stuttgart und Ludwigsbur­g wurden mehrere Menschen verletzt, einige davon schwer.

Nach Erkenntnis­sen der Polizei ist „Bahoz“in Teilen aus der inzwischen verbotenen Gruppierun­g „Red Legion“hervorgega­ngen. Die Bande „Osmanen Germania Box-Club“habe in Baden-Württember­g mehr als 200 Mitglieder, bundesweit sollen es zwischen 500 und 1000 sein. Nach eigenen Angaben haben die "Osmanen Germania" schon mehr als 2000 Mitglieder, die meisten mit türkischen Wurzeln.

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FOTO: DPA Die kurdische Gruppe „Bahoz“droht den türkischen „Osmanen Germania“Vergeltung an.

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