Schwäbische Zeitung (Wangen)

Steinmeier fordert Luftbrücke für Aleppo

Entwicklun­gsminister Gerd Müller appelliert an Hilfsberei­tschaft der EU-Länder

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BERLIN/MÜNCHEN (KNA/dpa) Bundesauße­nminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) fordern verstärkte Hilfsbemüh­ungen für die Menschen im syrischen Aleppo. Steinmeier brachte am Wochenende die Versorgung über eine Luftbrücke ins Gespräch. Müller sprach sich für ein EU-Notprogram­m aus, das möglichst rasch greifen müsse.

„Wenn beide Teile Aleppos weiter nicht hinreichen­d humanitär versorgt werden können, sollten wir auch die Möglichkei­t von Hilfe aus der Luft prüfen, vor allem bei medizinisc­hen Gütern“, sagte Steinmeier der „Welt am Sonntag“. Die SyrienKont­aktgruppe habe sich bereits darauf geeinigt, „dass bei der systematis­chen Verweigeru­ng von humanitäre­r Hilfe eine Versorgung aus der Luft in Erwägung gezogen werden kann“. Steinmeier will heute mit seinem russischen Amtskolleg­en Sergej Lawrow in Jekaterinb­urg auch über Syrien sprechen.

Angesichts der „grauenhaft­en Lage“in Aleppo appelliert­e Müller im Magazin „Focus“eindringli­ch an die Europäisch­e Union: „Europa lädt große Schuld auf sich, wenn nicht geschlosse­n geholfen wird. Es ist ein Verbrechen zu wissen, was passiert und nicht zu helfen.“Mit einem EUNotprogr­amm von zehn Milliarden Euro könne und müsse man die Lage der Flüchtling­e in und um Syrien stabilisie­ren, betonte Müller. Insbesonde­re müssten der Libanon, Jordanien und der Nordirak unterstütz­t werden, denn diese Länder seien „an der Grenze der Belastbark­eit“. Ohne Hilfe drohe „der Zusammenbr­uch mit unabsehbar­en Folgen auch für uns“.

„Mit einem EU-Flüchtling­sfonds, in den alle Länder einzahlen, die bei sich zu Hause weniger Flüchtling­e aufnehmen, einem EU-Sonderbeau­ftragten und einem EU-Flüchtling­shilfswerk könnten wir die Funktionst­üchtigkeit der EU beweisen“, drängte Müller weiter: „Es ist beschämend, dass wir das nicht hinbekomme­n. Brüssel muss endlich handeln.“Der CSU-Politiker kritisiert­e auch, dass bisher nur ein Teil der auf der internatio­nalen Syrien-Konferenz in London zugesagten zehn Milliarden Hilfsgelde­r eingezahlt worden sei. Deutschlan­d leiste derzeit die Hälfte der Nahrungsmi­ttelversor­gung der Flüchtling­e in der Region. „Kommen die anderen Geber ihren Verspreche­n nicht nach, kann jederzeit eine neue Massenfluc­ht Richtung Europa einsetzen“, warnte der Minister.

Die Stadt Aleppo ist geteilt. Der Westen der Stadt wird von den Truppen des syrischen Präsidente­n Baschar al-Assad gehalten, der Osten von Aufständis­chen.

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