Gülen-Fan
Dass Enes Kanter aufgrund seiner politischen Ansichten in der Türkei im Kreuzfeuer der Kritik steht, ist für den NBA-Star nicht neu. Weil er sich offen vom Regime von Präsident Recep Tayyip Erdogan abwandte, erhielt er bereits Morddrohungen und flog aus der Nationalmannschaft. Nun wurde der Basketballer sogar von seiner Familie verstoßen. „Heute, im Alter von 24 Jahren, habe ich meine Mutter, meinen Vater, meinen Bruder und meine gesamte Familie verloren“, twitterte der 2,11-m-Hüne der Oklahoma City Thunder aus der nordamerikanischen Profiliga.
Kanter hatte sich nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei via Twitter zur GülenBewegung bekannt und immer wieder Artikel gepostet, in denen der Prediger Fethullah Gülen eine Beteiligung an dem Putschversuch bestreitet. Kanters Familie sah sich daraufhin genötigt, sich öffentlich bei Erdogan zu entschuldigen.
„Mein eigener Vater wollte, dass ich meinen Nachnamen ändere. Meine Mutter, die mir mein Leben geschenkt hat, hat mich ausgestoßen. Die Geschwister, mit denen ich aufwuchs, kennen mich nicht mehr. Meine Verwandten wollen mich nicht mehr sehen“, schrieb Kanter. Seinen Brief unterschrieb er mit „Enes (Kanter) GÜLEN“. All das werde jedoch nichts an seiner Meinung ändern: „Meine Liebe für Gülen ist größer als die Liebe für meine Eltern und meine Geschwister.“
Ankara macht den im US-Exil lebenden Gülen für den versuchten Militärputsch vom 15. Juli verantwortlich und geht seitdem mit aller Härte gegen dessen Bewegung vor. Zehntausende Menschen wurden entlassen oder festgenommen, darunter Soldaten, Richter, Staatsanwälte, Lehrer und Journalisten.
Angeblich ist Kanters Twitteraccount in der Türkei mittlerweile nicht mehr zugänglich. Zuvor hatte er die Situation in seinem Heimatland mit der Zeit der Weimarer Republik vor Hitlers Machtübernahme verglichen. (sid)