Alleinerziehende ohne Lobby
Zum Artikel „Beim Streit ums Unterhaltsrecht denkt Gabriel an die Tränen seiner Mutter“(10.8.): Der Unterhaltsvorschuss in Höhe von 133 Euro monatlich wird pro Kind maximal für 72 Monate bezahlt. Sind diese ausgeschöpft, gibt es kein Geld mehr vom Staat, was den fehlenden Unterhalt ausgleicht. Die Erhöhung der Altersstufe bedeutet nur, dass die Eltern, die sich während des Teenie-Alters der Kinder trennen, doch noch den Unterhaltsvorschuss beziehen können.
Eine Anzeige der schwarzarbeitenden Väter ist hierzulande leider ein Aufwand, der den Müttern keinen Cent bringt. Eine Freundin kann seit einem Jahr keine bezahlbare Wohnung finden, der Kindsvater dagegen lebt in Saus und Braus – dank Schwarzarbeit und dem Einsparen von Unterhalt. Der Anwalt hat von einer Anzeige wegen Schwarzarbeit abgeraten, da erst mal der Staat das zu findende Geld wegen Steuerhinterziehung kassiert – und meine Freundin somit nichts Bares erhalten wird.
Grandiose Aussichten für uns Alleinerziehende ohne Lobby. Es wird immer nett über unser Armutsrisiko geschrieben, wie wir aber wirklich über die Runden kommen, möchte nicht mal der Bekanntenkreis wissen. Die emotionale Belastung durch die finanziellen Sorgen, die alleinige Kindererziehung, den Stress mit Job, Haushalt und Zeitmanagement ist enorm hoch, sodass viele in Depressionen gefangen sind. Und das ist ja eine Krankheit, über die man noch weniger gerne spricht. Viele sind in dem Irrglauben, wir bekommen alles kostenlos, dem ist aber nicht so. Die vielen Vorteile, die wir anscheinend haben, suche ich schon lange (Beispiel: Schulausflüge werden maximal mit 100 Euro im Jahr unterstützt). Und die Ungerechtigkeit, eine Mama mit 2 Kindern in ein Obdachlosenheim zu stecken, weil die Gemeinde keine Alternative zu bieten hat, ist in unserem Sozialstaat ein wahres Trauerspiel. Irina Engler, Neuravensburg
Vorschlag ist gut und richtig
Zum Kommentar „Einseitige Förderung“(19.7.): Natürlich muss die familienpolitische Unterstützung ihren Schwerpunkt bei berufstätigen Eltern haben. Der reflexartige Aufschrei der Befürworter des „Mama-bei-den-Kindern/Papabei-der-Arbeit“–Familienmodells verkennt Entscheidendes. Zum einen: Die überwiegende Mehrheit junger Eltern wünscht für beide Elternteile die Vereinbarkeit von Beruf und Elternschaft zu erleichtern. Zum zweiten: In Zeiten, in denen jede dritte Ehe wieder geschieden wird, ist es geradezu fahrlässig, Frauen nicht zu ermutigen, ihre ökonomische Unabhängigkeit zu erhalten. Zum dritten: Wie die Mehrzahl der Männer, für die ein ausschließliches Hausmanndasein undenkbar ist, wollen sich auch gut ausgebildete Frauen nicht mehr auf traditionelle Rollen beschränken und werden eher auf Familiengründung verzichten, wenn sie die Balance zwischen Familien- und Berufswelt nicht nach ihren Wünschen austarieren können.
Wenn der Vorschlag von Ministerin Schwesig gerade dabei hilfreich ist, ist er gut und richtig. Regina Maier-Wörz, Ehingen
Es wird allerhöchste Zeit
Zum Leitartikel „Endlich mit Assad reden“(8.8.): Vielen Dank für den absolut notwendigen und zutreffenden Kommentar zur Lage in Aleppo. Es wird in der Tat allerhöchste Zeit, das Denken in Schemen von Gut und Böse aufzugeben und sich – endlich! – entschlossen dem Leid der Menschen auf allen Seiten zuzuwenden. Dirk Krause, Irndorf
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