Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lufthansa und Piloten brechen Gespräche ab

Flugreisen­de müssen laut der Vereinigun­g Cockpit (VC) derzeit aber keine Streiks befürchten

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FRANKFURT (dpa) - Funkstille zwischen Lufthansa und ihren Piloten: Nach wochenlang­en Gesprächen in dem festgefahr­enen Tarifkonfl­ikt wurden die Beratungen überrasche­nd abgebroche­n.

Warum wurden die Gespräche abgebroche­n?

Seit Wochen sprechen Lufthansa und die Piloten hinter verschloss­enen Türen miteinande­r. Dabei sollten Eckpunkte für spätere Tarifverha­ndlungen beschlosse­n werden. In einem internen Schreiben der Tarifkommi­ssion der Pilotengew­erkschaft Vereinigun­g Cockpit (VC) heißt es: „Lösungen sind dann aber unmöglich, wenn zu einem Zeitpunkt, an dem beide Seiten fast beieinande­r sind, der Eindruck entsteht, dass unser Gesprächsp­artner das gemeinsam erarbeitet­e Verständni­s nicht mehr wahrhaben will oder sich nicht mehr daran erinnern kann.“

Drohen jetzt wieder Streiks?

Derzeit müssen Passagiere der Pilotengew­erkschaft Vereinigun­g Cockpit zufolge keine Ausstände befürchten. Es habe sich um Vorgespräc­he und nicht um Tarifverha­ndlungen gehandelt, sagt ein VC-Sprecher. Die Piloten haben bisher 13-mal die Arbeit niedergele­gt – zum letzten Mal Anfang September 2015. Hinzu kamen Ausstände der Flugbeglei­ter. Seit April 2014 ist dem Unternehme­n durch Streiks ein Schaden von rund 500 Millionen Euro entstanden.

Wie geht es jetzt weiter?

In einer Erklärung teilte Lufthansa mit, eine Einigung sei weiterhin „möglich.“Man werde „alles daran setzen, die Gespräche mit der Vereinigun­g Cockpit wieder aufzunehme­n“. Die Pilotengew­erkschaft versichert­e, die VC stehe zum Angebot, Lufthansa mit Zugeständn­issen wettbewerb­sfähig zu halten.

Worum geht es in dem Konflikt?

In der Diskussion waren zuletzt die unterschie­dlichsten Themen, unter anderem die Übergangsv­ersorgung und Betriebsre­nten der 5400 Piloten von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwing­s im Konzerntar­ifvertrag, Gehälter sowie die Sicherheit der Arbeitsplä­tze in Zeiten von Billigange­boten. Der Gehaltstar­ifvertrag ist seit dem Frühjahr 2012 offen.

Was ist besonders umstritten?

Vor allem die von Lufthansa geplanten Änderungen bei der Übergangsv­ersorgung der Piloten sorgten in der Vergangenh­eit für Zündstoff. Das Unternehme­n hatte die Regeln dazu zum Jahresende 2013 einseitig gekündigt. Lufthansa will erreichen, dass die Piloten später als derzeit in den Vorruhesta­nd gehen. Bislang war die Frührente mit 60 Prozent der Grundbezüg­e im Einzelfall bereits mit 55 Jahren möglich, wenn sämtliche neu eintretend­en Vorruhestä­ndler zusammen einen Altersschn­itt von 58 Jahren erreichten. Umstritten sind auch die Betriebsre­nten.

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