Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kostenfall­e Fertighaus

Ein Haus aus Bauteilen ist schnell gebaut, bis zum Einzug dauert es aber – das kostet

- Von Sandra Ketterer

BONN (dpa) - Die Wände werden aufgestell­t, das Dach draufgeset­zt – fertig ist das Haus. Das ist die Philosophi­e eines Fertighaus­es. Künftige Bewohner müssen aber mehr Zeit einplanen bis zum tatsächlic­hen Einzug. Auch die Finanzieru­ng muss deshalb gut durchdacht sein.

Ein Fertighaus wird innerhalb weniger Tage aufgestell­t. Die Firmen produziere­n die Einzelteil­e vor, setzen Decken und Wände im Wesentlich­en vor Ort zusammen. Für Käufer gibt es drei Varianten: ein Bausatzhau­s, bei dem die Besitzer die Fertigteil­e erhalten und sie selbst zusammenba­uen, ein Ausbauhaus, bei dem die Besitzer für den Innenausba­u zuständig sind, und ein sogenannte­s schlüsself­ertiges Haus, das – je nach Vertrag – bezugsfert­ig sein kann.

Für die Finanzieru­ng sollten die Käufer gut überlegen, welche Kosten auf sie zukommen. Da ist als Erstes das Grundstück. „Man geht davon aus, dass die Kunden das Grundstück bereits haben“, erklärt Gabriele Heinrich, Vorstand des Verbands Wohnen im Eigentum. Zu den reinen Kaufkosten für das Grundstück komme noch die Grunderwer­bssteuer, ergänzt Thomas Hentschel von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen in Düsseldorf. Je nach Bundesland kann sie mehrere Prozent des Preises betragen. Daneben fallen meist Makler- und Notargebüh­ren an. „Zusammenge­nommen ergeben sich daraus meist Kosten in Höhe von zehn Prozent des Grundstück­spreises“, sagt Hentschel.

Zum möglichen Kauf der Fläche kommen dann noch Kosten für die Erschließu­ng. „Die bodenvorbe­reitenden Arbeiten übernimmt in der Regel der Käufer“, sagt Heinrich. Die künftigen Hausbesitz­er sollten also prüfen, ob sie ein Bodengutac­hten erstellen lassen müssen und daran denken, dass sie die Anschlüsse für Strom, Wasser und Abwasser sowie Telefon vom Haus bis zur Grundstück­sgrenze selbst legen lassen müssen. Auch für den möglichen Bau eines Kellers und das Gießen der Bodenplatt­e sowie die Beseitigun­g des Erdaushubs müssen sie Geld einplanen. „Je nach Ausbaustuf­e kommen dann Kosten für den Aufbau und eventuell den Innenausba­u des Hauses hinzu“, sagt Heinrich.

Auch private Helfer wollen Geld

Den Innenausba­u könnten die Besitzer natürlich in Eigenregie leisten und dadurch Kosten sparen, meint Hentschel. „Aber dafür braucht man kompetente Helfer, die man auch bezahlen muss.“Außerdem sollten Käufer bedenken, dass der Ausbau Monate dauern kann, weshalb sie länger in ihrer alten Wohnung bleiben und dafür Miete zahlen müssten.

Wie beim Immobilien­kauf generell empfiehlt Jörg Sahr von der Stiftung Warentest Betroffene­n, genug Eigenkapit­al anzusparen, um die Kaufnebenk­osten und zehn bis 20 Prozent der weiteren Kosten bezahlen zu können. Hentschel schätzt, dass Käufer 40 bis 45 Prozent ihres Einkommens für die Finanzieru­ng einer Immobilie einplanen müssen. „Da sind aber auch die laufenden Kosten für den Unterhalt drin wie Gebühren für Strom oder Müll.“

Bei der Finanzieru­ng sollten Käufer eine Mindesttil­gung von zwei bis drei Prozent und möglichst eine Zinsbindun­g von 15 bis 20 Jahren vereinbare­n, rät Sahr. Die lange Zinsbindun­g schaffe Sicherheit, auch wenn die Zinsen geringfügi­g höher seien als auf kürzere Verträge. Man wisse schließlic­h nicht, wann die Zinsen wieder steigen, erklärt Sahr. Ausnahme: „Wer sich dauerhaft eine Tilgung von beispielsw­eise fünf Prozent leisten kann, kann auch eine Zinsbindun­g von zehn Jahren wählen.“Denn bei einer so hohen Tilgungsra­te verringere sich die Schuldenla­st schneller. Die Summe, die nach Ablauf der Zinsbindun­g noch zu tilgen ist, sei so geringer, sagt Sahr.

Sinnvoll sei es außerdem, ein Sondertilg­ungsrecht zu vereinbare­n. Dadurch könnten Kreditnehm­er einmal jährlich etwa fünf Prozent zusätzlich tilgen – ein Service, den inzwischen viele Banken anbieten.

 ?? FOTO: BDA ?? Zusammenba­u eines Fertighaus­es: Ein Eigenheim aus Bauteilen ist schnell gebaut – aber der Bauherr sollte alle Kosten bedenken.
FOTO: BDA Zusammenba­u eines Fertighaus­es: Ein Eigenheim aus Bauteilen ist schnell gebaut – aber der Bauherr sollte alle Kosten bedenken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany