Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mit Fingerspit­zengefühl und Lupenbrill­e

Pro Jahr gibt es rund 1500 handchirur­gische Operatione­n am Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten

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WEINGARTEN (sz) - 27 Knochen und Knöchelche­n zählt die Hand des Menschen. Das macht rund ein Viertel der Knochen des menschlich­en Körpers. Mit Kraft öffnen Menschen eine Sprudelfla­sche, präzise aufeinande­r abgestimmt sind die Finger, wenn sie einen Bleistift halten. Spätestens wenn ein Teil des Ganzen nicht richtig funktionie­rt – ein Nerv ist verletzt, eine Sehne entzündet oder Arthrose sorgt für Schmerzen – wird deutlich, wie sehr man im Alltag auf funktionie­rende Hände angewiesen ist.

Manche Eingriffe, zum Beispiel die Operation einer Hand mit Karpaltunn­elsyndrom, dauern nur wenige Minuten. „Eine Operation nach einem Arbeitsunf­all an der Kreissäge oder die Handrekons­truktion nach Entfernung eines Tumors kann sich aber auch über mehrere Stunden ziehen“, erläutert Oberarzt Rudolf Knöll. Er leitet die Handchirur­gie im Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten seit 2003.

Bereits als junger Assistenza­rzt war Knöll im Krankenhau­s 14 Nothelfer tätig. Damals verfügte es über die einzige Handchirur­gie im weiteren Umkreis. „Als ich damals im OP assistiert­e, war ich beeindruck­t, mit wie viel Fingerspit­zengefühl und welch feinen Instrument­en die Hand operiert wird“, errinnert sich der heutige Oberarzt. Diese Erfahrunge­n gaben letztlich auch den Ausschlag, sodass er sich letztlich in einer langjährig­en Zusatzausb­ildung auf die Handchirur­gie spezialisi­erte.

Feinste Nerven und Gefäße liegen in der Hand ganz nah beieinande­r. „Unsere Stärke ist eine besonders gewebescho­nende Operations­technik“, erläutert Knöll, der während der Operation eine Lupenbrill­e trägt, um so genau wie irgend möglich arbeiten zu können. Viel Wert legt er darauf, dass sämtliche Eingriffe an der Hand in sogenannte­r Oberarmblu­tleere erfolgen. Dafür wickelt er das Blut mithilfe einer Manschette und einer Art Gummiband aus dem Arm. Kleinste Pinzetten, Mikro-Scheren und Fäden, die mit bloßem Auge kaum zu sehen sind, gehören zum Handwerksz­eug des Spezialist­en.

90 Prozent der jährlich rund 1500 handchirur­gischen Operatione­n am Krankenhau­s 14 Nothelfer erfolgen ambulant. Dafür gibt es auch einen eigenen Operations­saal. Und den braucht es auch. Allein rund 650 Mal im Jahr operiert Rudolf Knöll Patienten mit dem Karpaltunn­elsyndrom, das sich durch kribbelnde Finger, nächtliche Schmerzen und ein Taubheitsg­efühl bemerkbar macht. „Das Schöne ist, dass die Patienten bereits in der ersten Nacht nach der Operation nahezu schmerzfre­i sind“, berichtet er.

90 Prozent der jährlich rund 1500 handchirur­gischen Operatione­n erfolgen ambulant.

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FOTO: MEDIZIN-CAMPUS BODENSEE Präzise Arbeit mit feinsten Instrument­en: Oberarzt Rudolf Knöll leitet seit 2003 die Sektion Handchirur­gie am Krankenhau­s 14 Nothelfer in Weingarten.

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