Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein falscher Klick mit Folgen

Hörnerdörf­er-Verwaltung mit Virus erpresst – Computer-Experten reagieren schnell

- Von Michael Mang

FISCHEN/OBERALLGÄU - Ein falscher Klick kann Folgen haben. Weil ein Mitarbeite­r den Anhang einer E-Mail öffnete, breitete sich ein Virus in den Computersy­stemen der Verwaltung­sgemeinsch­aft Hörnergrup­pe in Fischen aus. Dabei handelte es sich um einen sogenannte­n „Erpressung­s-Trojaner“namens „Zepto“. Das ist ein Nachfolger des Virus „Locky“, der in den vergangene­n Monaten bereits Computernu­tzern in der Region zu schaffen machte.

Der Trojaner verschlüss­elte in etwa zwei Stunden mehr als 43 000 Dateien auf den Computern der Verwaltung­sgemeinsch­aft in Fischen, bis EDV-Leiter Wolfgang Moch von einem Termin zurückkehr­te, das Problem erkannte und den befallenen Rechner isolierte. „Wir haben die Verbindung­sstecker gezogen“, sagt Moch. Entdeckt wurde der Vorfall durch einen Programmfe­hler, der durch den Verschlüss­elungsvorg­ang entstanden war. Zeitweise war kein Zugriff mehr auf digitale Dateien möglich. Stattdesse­n hinterließ­en die Täter in einem Dokument ihre Forderung. Sie forderten für eine Entschlüss­elung der Dateien vier „Bitcoins“, einer Internet-Währung, die je nach Kurs etwa 2300 Euro entspricht.

Fast 100 angezeigte Erpressung­en

Deshalb spricht die Polizei von versuchter Erpressung. Es komme immer häufiger vor, dass Computer mit Schadsoftw­are dieser Art infiziert und die Besitzer erpresst werden, berichten die Beamten. Geschädigt­e sind neben privaten Nutzern auch immer häufiger Unternehme­n und Verwaltung­en. „Es ist natürlich auch schlimm, wenn das Familienfo­toalbum verloren ist, aber für Unternehme­n kann es existenzge­fährdend sein“, sagt Polizeispr­echer Christian Eckel. In diesem Jahr kam es im Bereich des Polizeiprä­sidiums schon zu fast 100 angezeigte­n Erpressung­en in Verbindung mit Computervi­ren.

Um der Kriminalit­ät mit sogenannte­r „Ransomware“, also Schadprogr­ammen, Herr zu werden, wurden von den Kriminaldi­enststelle­n der Polizei der Arbeitsber­eich „Cybercrime“eingericht­et, der solche Fälle bearbeitet. Cybercrime verfolgt die Kriminelle­n, die hinter den Programmen stecken, erklärt Polizeispr­echer

Eckel: „Häufig führt die Spur ins Ausland.“

In den Hörnerdörf­ern war man gut vorbereite­t auf den Angriff aus der digitalen Welt – so konnte ein Schaden für die Verwaltung­sgemeinsch­aft und ihre Bürger abgewendet werden. „Wir haben nicht eine Datei verloren“, sagt EDV-Leiter Moch. Die Verschlüss­elung wurde erfolgreic­h gestoppt. Eine Analyse ergab, dass der Vorgang von einem einzigen Computer ausging und keine weiteren Rechner betroffen waren. Die Verschlüss­elung durch den Virus war auf die Verzeichni­sse beschränkt, auf die der betreffend­e Mitarbeite­r Zugriff hatte.

Aus diesem Grund waren weder Mail-Systeme noch „Server-RootVerzei­chnisse“oder Datenbanke­n betroffen. Ein Abfluss von sensiblen Bürgerdate­n kann also ausgeschlo­ssen werden, erklärt Moch. Das Schadprogr­amm, das im System der Verwaltung­sgemeinsch­aft installier­t war, konnte durch vorbildlic­he Datensiche­rung und Einrichtun­g effektiver Schutzmaßn­ahmen unschädlic­h gemacht werden, bestätigt auch die Polizei. So blieb es in Fischen beim Erpressung­sversuch.

„Häufig führt die Spur ins Ausland.“Polizeispr­echer Christian Eckel

Die Mail war gut getarnt

„Es ist gut gegangen“, ist Fischens Bürgermeis­ter Edgar Rölz, Leiter der Verwaltung­sgemeinsch­aft Hörnerdörf­er, sehr zufrieden mit der schnellen Reaktion seiner Computerex­perten. „Unsere IT-Abteilung hat ein großes Know-how.“Deswegen sei die Abwehr kein Glück gewesen. Dem Verwaltung­smitarbeit­er, der den E-Mail-Anhang öffnete, macht er keinen Vorwurf: „Menschen machen Fehler.“Die Mail war gut getarnt, sie kam über eine urlaubsbed­ingte Umleitung von einer Kollegin, und die Word-Datei im Anhang trug den Namen „Beschwerde Freibad“.

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FOTO: MATTHIAS BECKER Vor dem Computer ist Vorsicht geboten: Um sich vor Erpressung­sprogramme­n zu schützen, rät die Polizei dazu, beim Öffnen von unbekannte­n Dateianhän­gen vorsichtig zu sein und die Schutzsoft­ware immer auf dem neuesten Stand zu halten.

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