Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine eindrucksv­olle Antwort

Nach der Niederlage gegen Brasilien besiegen die deutschen Handballer Slowenien mit 28:25

-

RIO DE JANEIRO (SID) - Patrick Wiencek schleppte sich kreideblei­ch zum Teambus. Wie ein Sieger sah der Kreisläufe­r der deutschen Handballer nun wirklich nicht aus. Und doch stand Wiencek wie kein Zweiter für den so wichtigen 28:25 (11:12)-Sieg gegen Slowenien – und den erstmalige­n Viertelfin­aleinzug einer deutschen Mannschaft bei Olympische­n Spielen seit Silber 2004.

„Was die Spieler für das Weiterkomm­en tun, macht mich stolz“, sagte Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson und lobte explizit den unbändigen Einsatzwil­len Wienceks. Der Kieler hatte die Nacht zuvor wegen einer Magen-Darm-Grippe kaum geschlafen, sich noch unmittelba­r vor dem Spiel in der Kabine übergeben – und sich dann für das Team aufgeopfer­t.

Und so war es Sigurdsson nach dem dritten Sieg im vierten Spiel ein Anliegen, den besonderen Spirit seiner Mannschaft hervorzuhe­ben. „Wir leben nicht von großen Stars“, sagte der Isländer. Nach der überrasche­nden Niederlage gegen Gastgeber Brasilien hätte sich sein Team „nicht verrückt machen lassen“und „gezeigt, dass wir eine gute Mannschaft sind. Besser kann es nicht sein.“

Tatsächlic­h gaben seine „Bad Boys“eine eindrucksv­olle Antwort auf den unerwartet­en Dämpfer zwei Tage zuvor und zeigten sich vor allem in der Defensive stark verbessert. Angespornt von den spektakulä­ren Reflexen ihres Torhüters Andreas Wolff ließen die Europameis­ter mit einer aggressiv-kompromiss­losen Abwehrarbe­it sogar Erinnerung­en an die erfolgreic­he EM aufleben.

„Wir holen uns unser gutes Gefühl vor allem über die Abwehr“, sagte Rückraumsp­ieler Steffen Weinhold. Er machte im wichtigste­n deutschen Mannschaft­steil einen „großen Fortschrit­t“im Vergleich zu den vorherigen Spielen aus: „Das stimmt mich zuversicht­lich.“Abwehrchef Finn Lemke gab für das letzte Vorrundens­piel heute gegen Ägypten (16.30 Uhr) eine klare Marschrout­e aus: „Sieg, Sieg, Sieg.“Gelingt dies, winkt Platz eins als Belohnung.

Ein Schlüssel zum Erfolg ist Wolff, der seine bislang beste Vorstellun­g zeigte. Der Stammtorhü­ter, der gegen Brasilien nur kurz auf der Platte gestanden hatte, brachte sein Team vor allem im zweiten Abschnitt mit wichtigen Paraden auf Siegkurs und erzielte per Fernwurf zudem zwei Tore – seine Turniertre­ffer Nummer drei und vier.

„Das Spiel Pause hat ihm ganz gut getan. Jetzt ist er völlig im Turnier drin“, sagte DHB-Vizepräsid­ent Bob Hanning. Ins allgemeine Loblied ob der neuen Torjägerqu­alitäten seines Schlussman­ns mochte er allerdings nicht einstimmen. Die neue Regel, nach der eine Mannschaft den Torhüter permanent gegen einen Feldspiele­r tauschen kann, sieht Hanning „sehr kritisch. Da bin ich überhaupt kein Freund von.“

 ?? FOTO: DPA ?? Wenig Entfaltung­sspielraum: Sloweniens Marko Bezjak bekommt es mit Finn Lemke (li.) und Patrick Wiencek zu tun.
FOTO: DPA Wenig Entfaltung­sspielraum: Sloweniens Marko Bezjak bekommt es mit Finn Lemke (li.) und Patrick Wiencek zu tun.

Newspapers in German

Newspapers from Germany