Candomblé an der Copacabana
Hin und wieder ist es ein überraschendes Bild, wenn ganz in Weiß gekleidete – häufig etwas fülligere – farbige Frauen aus dem Linienbus an der Copacabana aussteigen und gemeinsam unter Beachtung strenger Riten in den Atlantik eintauchen. Sie praktizieren die afro-brasilianische Religion Candomblé. Sie gehört zu Brasilien wie der Amazonas oder die Fußball-Nationalmannschaft. Was in der Karibik der Voodoo, ist in Brasilien Candomblé. Das Zentrum dafür liegt weiter im Norden des Landes, in Salvador da Bahia. Historisch ist das so gewachsen. Dabei ist diese zweifelsfrei richtige Feststellung gleichzeitig eine Relativierung der brutalen Geschichte des Sklavenhandels.
Über drei Jahrhunderte war Salvador das Drehkreuz für die Verschleppung, den Verkauf, die Erniedrigung von Westafrikanern. Millionen Menschen verloren ihre Identität, sie suchten dann trotz zahlreicher Zwangstaufen Halt im Candomblé. Heute ist die katholische Kirche liberaler und toleriert mehr oder minder diese Art von Volksfrömmigkeit. Scharf kritisiert werden die Anhänger des Candomblés hingegen von den evangelikalen Sekten, die in Brasilien immer mehr an Einfluss gewinnen. Diese Evangelikalen nehmen schnell Vokabeln wie „Teufelswerk“in den Mund. Pragmatischer sind da die Tourismus-Verbände. Sie geben Tipps, wo man am besten und einfachsten einem Candomblé folgen kann. Über zwei Millionen Brasilianer bekennen sich offensiv zu ihrem Glauben rund um die Orixás-Götter. Wer die Möglichkeit hat, sollte einen Besuch nicht verpassen.