Ein Freund Moskaus strebt nach der Macht in Frankreich
François Fillon will die Sanktionen gegen Russland beenden – Das gefällt nicht allen seinen Landsleuten
PARIS (AFP) - Der Gewinner der Präsidentschaftsvorwahl der französischen Konservativen dürfte ganz nach dem Geschmack des russischen Präsidenten Wladimir Putin sein: Schließlich tritt François Fillon für eine Annäherung an Russland und ein Ende der westlichen Sanktionen gegen die Atommacht ein.
Putin hat Fillon bereits mit Blick auf die Stichwahl am Sonntag als „großen Profi“gelobt. Beide hätten eng zusammengearbeitet, als Fillon von 2007 bis 2012 Premierminister war. „Es gab viele Begegnungen, und wir haben eine sehr gute Beziehung entwickelt“, sagte Putin über diese Zeit, in der er selbst überwiegend Ministerpräsident war.
Fillon plädiert für eine Annäherung der EU an den schwierigen Partner in Moskau. Er selbst formuliert es so: „Wollen wir versuchen, Russland zu stabilisieren und in Europa zu verankern oder isolieren und provozieren wir das Land weiter und drängen es in Richtung Asien?“
Der Ex-Premier tritt für eine Aufhebung der westlichen Strafmaßnahmen gegen Russland ein, die nach der Annexion der Krim 2014 durch Moskau verhängt wurden. Die Sanktionspolitik sei „gescheitert“, sagte er am Donnerstag in einem TV-Duell gegen seinen Konkurrenten Alain Juppé. „Sie hat nichts gebracht, außer die europäischen Landwirte zu ruinieren“, betonte er unter Verweis auf die russischen Einfuhrbeschränkungen für westliche Agrargüter.
Fillon will mit Moskau auch im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) zusammenarbeiten. Die Koalition zwischen Putin und dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nennt er von „Realismus“geprägt. Bereits 2013 übte er bei einem Besuch in Moskau scharfe Kritik daran, dass die französische Regierung das US-geführte Militärbündnis in Syrien unterstützt. Dagegen lobte er bei der Veranstaltung im Beisein des russischen Präsidenten den „lieben Wladimir“.
In Frankreich weckt Fillon mit seiner Haltung zum Teil Widerspruch – vor allem bei der gemäßigten Rechten und der sozialistischen Regierung. Sein Konkurrent Alain Juppé warf ihm „extreme Gefälligkeit“gegenüber Putin vor. Fillons Anhänger sprechen dagegen von „Realpolitik“. Der Politikwissenschaftler Cyrille Bret von der Universität Sciences-Po sieht Fillon in der Tradition des früheren Präsidenten Charles de Gaulle. Dieser lehnte eine enge Anbindung an die Nato ab und wollte für Frankreich eine eigenständige Außenpolitik.
Fillons Haltung zu Russland ähnelt jener des rechtsextremen Front National (FN). Dessen Chefin Marine Le Pen verurteilt ebenfalls die Sanktionen und fordert, die Krim als Teil Russlands anzuerkennen.