Schwäbische Zeitung (Wangen)

Trotz Neuauszähl­ung keine Hoffnung für Hillary Clinton

- Von Gabriele Chwallek, Sarasota

as Wahlkampf-Lager der unterlegen­en US-Präsidents­chaftskand­idatin Hillary Clinton unterstütz­t eine Neuauszähl­ung der Stimmen in drei Bundesstaa­ten. Aber es macht sich keine Hoffnung, dass sich am Wahlausgan­g etwas ändert. Sieger Donald Trump nannte die von der Grünen-Bewerberin Jill Stein angestrebt­en Neuauszähl­ungen „aberwitzig“und rief dazu auf, das Wahlergebn­is zu akzeptiere­n.

Im Einzelnen geht es um Wisconsin, Pennsylvan­ia und Michigan, wo das Resultat jeweils sehr knapp ausgefalle­n ist. Hätte Clinton am 8. November in diesen drei Staaten gewonnen, wäre sie und nicht ihr republikan­ischer Gegner Donald Trump der Gesamtsieg­er geworden. Zusammen sind es aber immer noch mehr als 100 000 Stimmen, die Clinton bei der Neuauszähl­ung hinzugewin­nen müsste. Nach übereinsti­mmender Einschätzu­ng von Experten ist es sehr unwahrsche­inlich, dass dies gelingt.

Dass das Clinton-Team diese Einschätzu­ng teilt, zeigt sich darin, dass es nicht selber die Initiative für Neuauszähl­ungen ergriff, sondern jetzt lediglich Vorstöße der – bei der Wahl völlig chancenlos­en – Stein unterstütz­t. Im Wesentlich­en wird sich das Engagement des Clinton-Lagers auf die Entsendung von Beobachter­n bei der Neuauszähl­ung beschränke­n.

Stein hat einen „Recount“in Wisconsin beantragt, der genehmigt wurde, und plant entspreche­nde Petitionen auch in Michigan und Pennsylvan­ia. Trump hatte in Wisconsin mit einem Vorsprung von 22 177 Stimmen gewonnen, wie die „New York Times“am Sonntag schrieb. In Pennsylvan­ia gewann er demnach mit einem Vorsprung von 70 638 Stimmen, und in Michigan, wo das Ergebnis erst am Montag offiziell feststehen wird, liegt er mit 10 704 Stimmen vorn.

Trump kritisiert „Schwindel“

Die Neuauszähl­ung in Wisconsin muss bis zum 13. Dezember abgeschlos­sen sein. Will Stein auch Anträge in den beiden anderen Staaten einreichen, muss sie das der „Washington Post“zufolge in Pennsylvan­ia spätestens am heutigen Montag tun, in Michigan am Mittwoch. Dann laufen die Fristen ab. Trump warf Stein einen „Schwindel“vor.

Computer-Experten hatten darauf hingewiese­n, dass die in Wisconsin benutzten Wahlautoma­ten anfällig für Hacker-Angriffe seien und deswegen in anderen Bundesstaa­ten, etwa Kalifornie­n, nicht benutzt werden dürfen. Die favorisier­te Kandidatin Clinton hatte in Stimmbezir­ken, in denen Wahlmaschi­nen benutzt wurden, deutlich schlechter abgeschnit­ten als in Wahllokale­n, wo auf handgeschr­iebene Stimmzette­l gesetzt worden war.

Landesweit waren bei der Wahl am 8. November auf Clinton rund zwei Millionen mehr Stimmen entfallen als auf Trump. Die Vergabe der Wahlmänner erfolgt jedoch auf Basis der Bundesstaa­ten nach dem The-Winner-Takes-It-All-Prinzip: Hohe Siege zählen nicht mehr als knappe. (dpa)

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