Nach den Deutschen fehlen die Briten
Schweizer Skigebiete stehen vor schwieriger Saison – Österreich ist das beliebtere Ziel
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WÄDENSWIL Edith Zweifel hat gut reden. „Unsere britischen Gäste sind extrem treu“, meint die Pressesprecherin von Zermatt Tourismus. Der Nobel-Skiort macht sich für den Winter wenig Sorgen. Er zieht in erster Linie die entsprechende NobelKlientel an, also Gäste, die nicht scharf rechnen müssen. Aber manch ein Urlauber von den britischen Inseln kommt ins Grübeln, hat sich seit der Brexit-Abstimmung im Juni das Pfund gegenüber dem Schweizer Franken doch um mehr als zehn Prozent abgeschwächt. Entsprechend teurer werden in diesem Winter die Ferien bei den Eidgenossen.
Wahrscheinlich werden viele Briten der Schweiz nicht völlig untreu werden. Aber auch Zweifel glaubt, dass manche ihren Aufenthalt verkürzen könnten. Die Pfund-Misere verstärkt die Sorgen der Schweizer Touristiker wegen des starken Frankens. Er hat im vergangenen Jahr schon viele deutsche Urlauber abgeschreckt. Sie bilden nach den einheimischen Schweizern traditionell die zweitgrößte Gästegruppe in diesem Ferienland. Die Briten nehmen Rang drei ein, sie sorgten im vergangenen Winter für mehr als 800 000 Übernachtungen, davon 100 000 in Zermatt. Schweiz Tourismus als landesweite Vermarktungsplattform versucht gegenzuhalten und hofft, dass die Talsohle bei den Ausländern erreicht ist. Aber man muss genau hinschauen: Die Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich sagt zwar für den Winter einen kleinen Anstieg der Übernachtungszahlen um 0,6 Prozent voraus. Davon profitiert aber laut der Prognose in erster Linie der Städtetourismus. Die Skigebiete müssen dagegen zufrieden sein, wenn sie ihre Zahlen halten, weil die Briten – so die KOF – wohl knapp zehn Prozent weniger buchen werden.
Und es sind nicht nur die fehlenden Ausländer, deretwegen Schweizer Hoteliers sich Sorgen machen. Ihre eigenen Landsleute werden ihnen untreu. Viele finden, die Österreicher seien vielfach gastfreundlicher als die heimischen Anbieter und dies bei niedrigeren Preisen. Da fährt man schnell einmal über die Grenze. Seit der Finanzkrise 2008 ist die Zahl der Eidgenossen, die sich im Winter für die nahen Destinationen Vorarlberg und Tirol entscheiden, um 50 Prozent gestiegen. Dabei wird das Geschäft immer schwieriger: Vor allem unter Jüngeren verlieren Ski und Snowboard an Zugkraft. Dennoch rüsten die Touristenziele weiter auf. In der Schweiz haben in der jüngeren Vergangenheit Lenzerheide und Arosa ihre beiden Skigebiete miteinander verbunden. In Andermatt krempelt der Investor Samih Sawiris die Region völlig um. Aber die Österreicher halten mehr als mit. Jüngster Coup ist die lange entbehrte Verknüpfung am Arlberg zwischen Lech und Sankt Anton.
Neue Werbeideen
Mehr Kapazität erfordert viel Kapital und bringt nicht automatisch mehr Skifahrer, wie die Bergbahnen bitter erfahren. Neue Ideen sind gefragt. Saas Fee geht einen ungewöhnlichen Weg. Bis Ende November bieten die Bergbahnen die Saisonkarte statt für 1050 Franken für 222 Franken an – sofern mindestens 100 000 Bestellungen zusammenkommen. Das Ziel ist hoch, aber anscheinend erreichbar. Wenn es klappt, erhalten die Bergbahnen gleich zu Beginn der diesjährigen Skisaison 22 Millionen Franken oder ungefähr den Umsatz eines ganzen Jahres.