Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schnell zurück zum schlanken Bauch

Schönheits­chirurgen hübschen Frauen nach der Geburt wieder auf

- Von Anja Sokolow

BERLIN (dpa) - Eva Mattern fühlte sich sportlich und schlank – bis zwei Kinder kamen. Bei jeder Schwangers­chaft legte die 1,60 Meter große Berlinerin jeweils 24 Kilo zu und behielt davon hinterher viel auf den Hüften. Statt der ursprüngli­chen 55 wog sie nach den Geburten 75 Kilo. „Ich war so groß wie breit“, erinnert sich die 32-Jährige, die ihren wahren Namen nicht nennen möchte.

Jetzt fühlt die zweifache Mutter sich wieder deutlich attraktive­r. Für einen strafferen Bauch, feste Brüste und schlankere Oberschenk­el hat die Arzthelfer­in allerdings tief in die Tasche gegriffen. Rund 10 000 Euro gab sie für Schönheits­operatione­n aus und bezahlt den Kredit nun über mehrere Jahre ab.

Die Rundumerne­uerung von Müttern auf dem OP-Tisch wird in Deutschlan­d zunehmend unter dem Namen Mommy Makeover bekannt. Zu den Anbietern gehört die Berliner Schönheits­chirurgin Mariam Omar. Sie erlebe immer wieder Frauen, die mit ihrem „After Baby Body“unzufriede­n seien, sagt Omar mit Blick auf füllige Rundungen und deutliche Zeichen der Schwerkraf­t nach der Geburt. „Vor allem junge Frauen, die voll im Leben stehen, stört das“, so die Fachärztin für Plastische und Ästhetisch­e Chirurgie.

Seit einigen Jahren werde in den Medien verstärkt über den Trend berichtet, sagt Kerstin van Ark, Geschäftsf­ührerin der Deutschen Gesellscha­ft der Plastische­n, Rekonstruk­tiven und Ästhetisch­en Chirurgen. Ihn auch mit Zahlen zu belegen, sei allerdings schwierig, da Schönheits­operatione­n statistisc­h einzeln erfasst würden und nicht als Pakete, wie beim Mommy Makeover oft üblich. Auch die Gründe für die Eingriffe würden nicht erfasst.

Aussehen wird immer wichtiger

Es sei ein allgemeine­r Trend, Zeichen des Alterns oder einer unguten Lebensweis­e möglichst zu entfernen, sagt die Berliner Psychologi­n Ada Borkenhage­n. In diese Entwicklun­g gehöre auch das Mommy Makeover. Das körperlich­e Aussehen sei in den letzten 50 Jahren für viele Menschen sehr viel wichtiger geworden. „Ein schlanker Körper gehört heute zu den Insignien der Mittelschi­cht“, so die Expertin. Der Großteil derjenigen, die sich operieren lassen, sei auch psychisch nicht auffällige­r als andere Menschen. „Wenn es keine Komplikati­onen gibt und der Eingriff handwerkli­ch gut gemacht ist, sind die Menschen in der Regel auch glückliche­r und zufriedene­r als vorher“, sagt Borkenhage­n.

Das Problemati­sche sei, dass der Druck zunehme. „Ein schlanker Körper wird zunehmend sozial gefordert. Wenn Models wie Heidi Klum nach vier Wochen wieder ihren Model-Körper haben, dann übt das auf Frauen einen wahnsinnig­en Druck aus, das auch zu erreichen“, so Borkenhage­n. Mariam Omar betont unterdesse­n, dass sie aus ihren Patientinn­en keine Models machen wolle: „Wir erfinden den Körper nicht neu, sondern wollen ihn so chirurgisc­h formen wie er vor der Schwangers­chaft war“, betont die Ärztin.

„Frauen sollen nicht nur ein paar Wochen nach der Geburt möglichst wieder arbeiten, sondern nun auch noch schlank und schön sein. Das ist ganz schön viel verlangt“, meint Susanne Steppat vom Deutschen Hebammenve­rband. Aus ihrer Sicht ist das Mommy Makeover zu eindimensi­onal. „Es klingt, als ob man Spuren einer Schwangers­chaft operativ tilgen könnte, auch im Inneren verändert sich durch die hormonelle Umstellung viel. Dieses Makeover arbeitet nur an der Oberfläche“, so die Hebamme. Viele Muskeln seien auch in der Stillzeit noch sehr weich. „Dass deshalb über den Körper oft von 'schlapp und schlaff' statt von 'weich und verändert' gesprochen wird, halte ich für bedenklich“, so Steppat.

Die Münchner Fitnesstra­inerin Jana Wetterau Kliebisch ist überzeugt davon, dass man sich nicht unters Messer legen muss. „Mit Sport und gesunder Ernährung kann man auf jeden Fall zu seiner alten Figur wieder zurückkomm­en. Bewegung ist alles“, sagt die Gründerin von Buggyfit, einem Anbieter von Fitnesskur­sen für Mütter. Die gelernte Physiother­apeutin beobachtet auch, dass immer mehr Frauen sich nach der Schwangers­chaft wieder attraktiv und sexy fühlen wollen. „Man will nicht nur die Mama sein, die am Herd steht“, so die Trainerin.

Keine Zeit für Sport

Eva Mattern hatte zunächst keine Zeit für Sport. „Der ständige Schlafmang­el und Mamastress haben mich abgehalten“, erinnert sie sich. Deshalb sei für sie die OP die bessere Lösung gewesen. Mittlerwei­le gehe sie einmal die Woche ins Fitnessstu­dio, um ihre Figur zu halten.

Für viele Frauen sei der Gang zum Schönheits­chirurgen oft der letzte Schritt, beobachtet Simone Preiß, Oberärztin der Klinik für Plastische, Brust- und Ästhetisch­e Chirurgie des Städtische­n Klinikums Dresden Neustadt. „Die meisten Frauen machen zunächst ganz viel Sport“. Doch manche Dinge ließen sich auch dadurch nicht korrigiere­n, wie etwa eine sehr schlaffe Bauchdecke oder erschlafft­e Brüste bei einer so genannten Involution­satrophie. „Manchmal sieht das wirklich nicht mehr schön aus“, so die Ärztin.

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FOTOS: DPA Mütter wünschen sich nach der Geburt oft ganz schnell ihre früheren Körperform­en wieder zurück.
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Schwangers­chaft und Geburt hinterlass­en Spuren im und am Körper.

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