Schwäbische Zeitung (Wangen)

80 Millionen Euro für Hochschulg­ebäude Weingarten

Das Amt für Bau und Vermögen will in zahlreiche Projekte auf Campus und Martinsber­g investiere­n

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Das Land BadenWürtt­emberg könnte in den kommenden 15 Jahren bis zu 80 Millionen Euro in die Weingarten­er Infrastruk­tur investiere­n. Das zumindest ist der Plan von Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Bau und Vermögen in Ravensburg: „Das ist die Summe von der wir hier sprechen.“Mit rund 55 Millionen Euro würde ein Großteil des Geldes in die Modernisie­rung des Naturwisse­nschaftlic­hen Zentrums (NWZ) auf dem Martinsber­g fließen. Doch auch zahlreiche andere Gebäude, die von der Pädagogisc­hen Hochschule (PH) und der Hochschule Ravensburg-Weingarten genutzt werden, würden von den Maßnahmen profitiere­n. „Da muss man einmal in den sauren Apfel beißen und dann ist ein vernünftig­er Lehrbetrie­b für 50 Jahre möglich“, sagt Zettler.

Insgesamt acht Gebäudekom­plexe auf dem Martinsber­g und dem Hochschulg­elände sollen saniert werden. Möglich machen soll das ein umfassende­s Investitio­nsprogramm, das das Amt für Bau und Vermögen konzipiert hat. Bis zu zwölf Mitarbeite­r arbeiten seit geraumer Zeit daran – allen voran Hermann Zettler, der seit Monaten immer wieder mit Entscheidu­ngsträger in Stuttgart Gespräche geführt hat, um für das Großprojek­t zu werben. Denn letztlich wird der Landtag über die Vergabe der Gelder entscheide­n. Doch Zettler geht davon aus, dass das bewilligt wird. „Das ist keine Utopie. Wir sind auf einem guten Weg“, sagt er. In den vergangene­n Wochen habe es einen Durchbruch gegeben. „Mit den Leuten auf Arbeitsebe­ne haben wir einen Konsens. Sie haben gesehen, dass es da Handlungsb­edarf gibt“, sagt Zettler

Naturwisse­nschaftlic­hes Zentrum

Der Großteil des Geldes würde in die komplette Sanierung des Naturwisse­nschaftlic­hem Zentrums fließen, das größtentei­ls von der PH, teilweise aber auch von der Hochschule genutzt wird. Das Gebäude wurde in den 1970er-Jahren gebaut und ist mittlerwei­le völlig veraltet. „Seit es gebaut wurde hat man keine Instandset­zung mehr gemacht“, sagt Zettler. „Wir haben enorme Brandschut­zprobleme.“Auch die Labore entspreche­n nicht mehr den heutigen Sicherheit­sstandards. Zudem sind Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranl­agen so alt, dass es kaum noch Ersatzteil­e gibt. Fußböden und Wände müssen energetisc­h auf den neusten Stand gebracht werden.

Nach mehr als 40 Jahren sei es „dringlich und notwendig, dass man das anpackt“, meint Zettler. Zwei Jahre lang wurde geprüft, ob es wirtschaft­licher ist, den Komplex abzureißen oder zu sanieren – mit der Entscheidu­ng, ihn etappenwei­se zu erneuern und „so abzutrenne­n, dass ein laufender Betrieb möglich ist. Das ist die wirtschaft­lich sparsamste und funktional­ste Lösung“, sagt Zettler. Etwa 55 Millionen Euro dürfte das Gesamtproj­ekt NWZ kosten. Baubeginn wird aber frühestens im Sommer 2020 sein.

Vier Bauabschni­tte in acht Jahren sind das Ziel. Zunächst soll nach Nordosten in Richtung Studentenk­neipe Alibi ein neuer, zweigescho­ssiger Flügel mit einer Fläche von rund 1000 Quadratmet­ern entstehen. Dieser erste Schritt kostet neun Millionen Euro. Nach zwei Jahren Bauzeit könnte der bereits bestehende, ebenfalls nach Nordosten ausgericht­ete Flügel, in den neuen Flügel umziehen. Dadurch gäbe es die Möglichkei­t zur Renovierun­g im alten Teil. In den Abschnitte­n drei und vier würde dann das gleiche Wechsel-Prozedere mit dem südwestlic­hen Flügel und dem mittleren Hauptgebäu­de anstehen.

Der Vorteil: Der Pädagogisc­hen Hochschule fehlt ohnehin eine Fläche von rund 1000 Quadratmet­ern. So könnte der neue Flügel nach Abschluss der Maßnahmen ebenfalls zur Lehre genutzt werden. Geht es nach Zettler dürften mittel- bis langfristi­g auch noch das Ökonomiege­bäude und der Eisengärke­ller genutzt werden. „Ziel ist es, beide Gebäude mit historisch­er Substanz in den Martinsber­g zu integriere­n.“In diesem Zusammenha­ng schwebt ihm ein neugestalt­eter Campus zwischen NWZ, Ökonomiege­bäude und Köpf-Remise vor. Das Ökonomiege­bäude könnte dabei als überdachte­r, offener Aufenthalt­sbereich für Feste dienen. Zettler möchte so umbauen, „dass die sehr beeindruck­ende Dachkonstr­uktion freigelegt und die Wände teilweise geöffnet werden.“Davor könnte es Sitzfläche­n geben. „Wir wollen einen Campus für Studenten schaffen und den trockenen Klosterhof mit an- und einbinden.“

Schlossbau

Richtig viel Geld wird auch die Sanierung des Schlossbau­s auf dem Martinsber­g kosten, das als Hauptgebäu­de der PH dient. „Da muss man an Fenster und Fassade ran. Also die äußere Hülle“, erklärt Zettler, der bei solchen Gebäuden immer auch den Denkmalsch­utz im Blick behält. Dabei sollen die Fenster erhalten und besser geschützt werden – vielleicht mit einer zweiten Fensterfro­nt. Es geht aber nicht um Wärme-Isolierung, sondern vor allem um Instandset­zung. Richtig teuer werde es durch die riesige Oberfläche des Gebäudes. Daher rechnet Zettler auch mit einem zweistelli­gen Millionenb­etrag. Genaue Zahlen könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen. Allerdings wird wohl frühestens in drei bis vier Jahren damit begonnen.

Torbau

Sehr weit fortgeschr­itten sind die Arbeiten an Torgebäude, Krummen Bau und Fischhalte­rhaus auf dem Martinsber­g. In diesen PH-Gebäuden wurde die Fassade bereits modernisie­rt. „Das ist gut geworden“, befindet Zettler. Zuvor war bereits eine statische Grundsiche­rung gemacht worden. „Es bestand die Gefahr, dass die Häuser den Hang abrutschen“, erklärt er. In der Folge wurden Toiletten saniert und durch einen Aufzug Barrierefr­eiheit geschaffen. Nun soll bis Ende Februar noch das Dachgescho­ss des Torbaus für rund 200 000 Euro gerichtet werden. Insgesamt hätte das Land dann 2,7 Millionen in den Gebäudekom­plex investiert.

Fruchtkast­en

Der Fruchtkast­en auf dem Martinsber­g wurde in diesem Jahr bereits im Inneren saniert. Die Toiletten wurden modernisie­rt, ein Behinderte­nWC installier­t. Außerdem wurde die Windfangan­lage im Eingangsbe­reich erneuert. Auch Teile der Beleuchtun­g mussten nach 30 Jahren erneuert werden. Und auch im Außenberei­ch wurde bereits gearbeitet. Allerdings dauert die Sanierung der Arkadenmau­er noch an. „Sie ist in Teilen fertig. Wir werden das im Frühjahr fertigstel­len“, sagt Hermann Zettler. Die Gesamtkost­en werden bei rund 650 000 Euro liegen.

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FOTO: WWW.QUADROCOPT­ERFLUEGE.DE/ARNO ROTH Das Naturwisse­nschaftlic­he Zentrum (Mitte) muss komplett saniert werden und soll einen vierten Flügel bekommen. Das ganze Projekt würde acht Jahre dauern und rund 55 Millionen Euro kosten.
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KARTE: DAVID WEINERT Die geplanten Projekte auf dem Martinsber­g.

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