80 Millionen Euro für Hochschulgebäude Weingarten
Das Amt für Bau und Vermögen will in zahlreiche Projekte auf Campus und Martinsberg investieren
WEINGARTEN - Das Land BadenWürttemberg könnte in den kommenden 15 Jahren bis zu 80 Millionen Euro in die Weingartener Infrastruktur investieren. Das zumindest ist der Plan von Hermann Zettler, Leiter des Amtes für Bau und Vermögen in Ravensburg: „Das ist die Summe von der wir hier sprechen.“Mit rund 55 Millionen Euro würde ein Großteil des Geldes in die Modernisierung des Naturwissenschaftlichen Zentrums (NWZ) auf dem Martinsberg fließen. Doch auch zahlreiche andere Gebäude, die von der Pädagogischen Hochschule (PH) und der Hochschule Ravensburg-Weingarten genutzt werden, würden von den Maßnahmen profitieren. „Da muss man einmal in den sauren Apfel beißen und dann ist ein vernünftiger Lehrbetrieb für 50 Jahre möglich“, sagt Zettler.
Insgesamt acht Gebäudekomplexe auf dem Martinsberg und dem Hochschulgelände sollen saniert werden. Möglich machen soll das ein umfassendes Investitionsprogramm, das das Amt für Bau und Vermögen konzipiert hat. Bis zu zwölf Mitarbeiter arbeiten seit geraumer Zeit daran – allen voran Hermann Zettler, der seit Monaten immer wieder mit Entscheidungsträger in Stuttgart Gespräche geführt hat, um für das Großprojekt zu werben. Denn letztlich wird der Landtag über die Vergabe der Gelder entscheiden. Doch Zettler geht davon aus, dass das bewilligt wird. „Das ist keine Utopie. Wir sind auf einem guten Weg“, sagt er. In den vergangenen Wochen habe es einen Durchbruch gegeben. „Mit den Leuten auf Arbeitsebene haben wir einen Konsens. Sie haben gesehen, dass es da Handlungsbedarf gibt“, sagt Zettler
Naturwissenschaftliches Zentrum
Der Großteil des Geldes würde in die komplette Sanierung des Naturwissenschaftlichem Zentrums fließen, das größtenteils von der PH, teilweise aber auch von der Hochschule genutzt wird. Das Gebäude wurde in den 1970er-Jahren gebaut und ist mittlerweile völlig veraltet. „Seit es gebaut wurde hat man keine Instandsetzung mehr gemacht“, sagt Zettler. „Wir haben enorme Brandschutzprobleme.“Auch die Labore entsprechen nicht mehr den heutigen Sicherheitsstandards. Zudem sind Heizungs-, Lüftungs- und Sanitäranlagen so alt, dass es kaum noch Ersatzteile gibt. Fußböden und Wände müssen energetisch auf den neusten Stand gebracht werden.
Nach mehr als 40 Jahren sei es „dringlich und notwendig, dass man das anpackt“, meint Zettler. Zwei Jahre lang wurde geprüft, ob es wirtschaftlicher ist, den Komplex abzureißen oder zu sanieren – mit der Entscheidung, ihn etappenweise zu erneuern und „so abzutrennen, dass ein laufender Betrieb möglich ist. Das ist die wirtschaftlich sparsamste und funktionalste Lösung“, sagt Zettler. Etwa 55 Millionen Euro dürfte das Gesamtprojekt NWZ kosten. Baubeginn wird aber frühestens im Sommer 2020 sein.
Vier Bauabschnitte in acht Jahren sind das Ziel. Zunächst soll nach Nordosten in Richtung Studentenkneipe Alibi ein neuer, zweigeschossiger Flügel mit einer Fläche von rund 1000 Quadratmetern entstehen. Dieser erste Schritt kostet neun Millionen Euro. Nach zwei Jahren Bauzeit könnte der bereits bestehende, ebenfalls nach Nordosten ausgerichtete Flügel, in den neuen Flügel umziehen. Dadurch gäbe es die Möglichkeit zur Renovierung im alten Teil. In den Abschnitten drei und vier würde dann das gleiche Wechsel-Prozedere mit dem südwestlichen Flügel und dem mittleren Hauptgebäude anstehen.
Der Vorteil: Der Pädagogischen Hochschule fehlt ohnehin eine Fläche von rund 1000 Quadratmetern. So könnte der neue Flügel nach Abschluss der Maßnahmen ebenfalls zur Lehre genutzt werden. Geht es nach Zettler dürften mittel- bis langfristig auch noch das Ökonomiegebäude und der Eisengärkeller genutzt werden. „Ziel ist es, beide Gebäude mit historischer Substanz in den Martinsberg zu integrieren.“In diesem Zusammenhang schwebt ihm ein neugestalteter Campus zwischen NWZ, Ökonomiegebäude und Köpf-Remise vor. Das Ökonomiegebäude könnte dabei als überdachter, offener Aufenthaltsbereich für Feste dienen. Zettler möchte so umbauen, „dass die sehr beeindruckende Dachkonstruktion freigelegt und die Wände teilweise geöffnet werden.“Davor könnte es Sitzflächen geben. „Wir wollen einen Campus für Studenten schaffen und den trockenen Klosterhof mit an- und einbinden.“
Schlossbau
Richtig viel Geld wird auch die Sanierung des Schlossbaus auf dem Martinsberg kosten, das als Hauptgebäude der PH dient. „Da muss man an Fenster und Fassade ran. Also die äußere Hülle“, erklärt Zettler, der bei solchen Gebäuden immer auch den Denkmalschutz im Blick behält. Dabei sollen die Fenster erhalten und besser geschützt werden – vielleicht mit einer zweiten Fensterfront. Es geht aber nicht um Wärme-Isolierung, sondern vor allem um Instandsetzung. Richtig teuer werde es durch die riesige Oberfläche des Gebäudes. Daher rechnet Zettler auch mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Genaue Zahlen könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht nennen. Allerdings wird wohl frühestens in drei bis vier Jahren damit begonnen.
Torbau
Sehr weit fortgeschritten sind die Arbeiten an Torgebäude, Krummen Bau und Fischhalterhaus auf dem Martinsberg. In diesen PH-Gebäuden wurde die Fassade bereits modernisiert. „Das ist gut geworden“, befindet Zettler. Zuvor war bereits eine statische Grundsicherung gemacht worden. „Es bestand die Gefahr, dass die Häuser den Hang abrutschen“, erklärt er. In der Folge wurden Toiletten saniert und durch einen Aufzug Barrierefreiheit geschaffen. Nun soll bis Ende Februar noch das Dachgeschoss des Torbaus für rund 200 000 Euro gerichtet werden. Insgesamt hätte das Land dann 2,7 Millionen in den Gebäudekomplex investiert.
Fruchtkasten
Der Fruchtkasten auf dem Martinsberg wurde in diesem Jahr bereits im Inneren saniert. Die Toiletten wurden modernisiert, ein BehindertenWC installiert. Außerdem wurde die Windfanganlage im Eingangsbereich erneuert. Auch Teile der Beleuchtung mussten nach 30 Jahren erneuert werden. Und auch im Außenbereich wurde bereits gearbeitet. Allerdings dauert die Sanierung der Arkadenmauer noch an. „Sie ist in Teilen fertig. Wir werden das im Frühjahr fertigstellen“, sagt Hermann Zettler. Die Gesamtkosten werden bei rund 650 000 Euro liegen.