Balsam für die wunden Seelen
Umjubelter Tour-Start von Sting in Hamburg – Erstmals Auftritt mit Sohn
HAMBURG (dpa) - Sting ist auf Deutschlandtournee. Bei seinem ersten Konzert in Hamburg mischte er die Songs seines neuen Albums „57th & 9th“mit Klassikern von The Police – und gab sich familiär, weltmännisch und authentisch.
Sting ist früh dran. Unprätentiös wie immer in T-Shirt und Jeans kommt Gordon Matthew Thomas Sumner alias Sting auf die Bühne; dabei hatten die Zuschauer in der seit Wochen ausverkauften Alsterdorfer Sporthalle in Hamburg eigentlich mit seiner Support-Band gerechnet. „Guten Abend, meine Damen und Herren“, begrüßt der 65jährige Musiker sein Publikum auf Deutsch und stimmt auf der Akustikgitarre das Lied „Heading South on The Great North Road“ein. Es stammt von seinem im November erschienenen Album „57th & 9th“, auf dem er nach Ausflügen ins Musical-, Orchester- und Weltmusikfach wieder rockigere Töne anschlägt.
An diesem Abend dient der Song dazu, eine besondere Person vorzustellen: „Hier ist mein Sohn, Joe Sumner!“, sagt Sting nach ein paar Akkorden. Joe Sumner, auch schon 40, stimmt unter Jubel in den Gesang des Vaters ein, und es ist rührend und erstaunlich zugleich, wie ähnlich die beiden klingen und aussehen. Der Sting-Spross singt noch ein paar Akustik-Stücke alleine, danach heizt die texanische Band The Last Bandoleros den Menschen im übervollen Innenraum der Halle ein.
Wenig später kommt Sting zurück. Begleitet wird er nun von einer sechsköpfigen Band, zu der sich auch sein Sohn gesellt. Als Dutzende Scheinwerfer die Bühne in rotes Licht tauchen und er „Englishman in New York“anspielt, gibt es den ersten Zwischenapplaus. Auch die neuen Stücke „I Can’t Stop Thinking about You“und „One Fine Day“kommen prima an. Stings Konzert ist so schnörkellos wie er selbst, es geht ihm allein um die Musik. Davon hat der mit 16 Grammys ausgezeichnete Künstler in 40 Jahren so reichlich angesammelt, dass er für einige Gänsehaut-Momente sorgt.
Viele Police-Klassiker
Als die ersten Klänge von „Fields of Gold“ertönen und der Saal in Goldgelb leuchtet, geht ein tiefer Seufzer durchs Publikum. In einer aus den Fugen geratenen Welt gibt Sting den Menschen Balsam für die Seele. Mit „Ashes to Ashes“lässt er Joe Sumner eine Hommage an David Bowie singen. Bei „Desert Rose“zeigt Sting, welch großartiger Arrangeur er auch ist: Das Lied mit den Weltmusikelementen vermischt alle möglichen Kulturen miteinander.
Erstaunlich viele Police-Klassiker streut Sting in sein Set, wofür er den größten Applaus erntet. „Message in A Bottle“, „So Lonely“, „Roxanne“und „Every Breath You Take“präsentiert er mitunter in abgewandelten Versionen. Emotional wird es noch mal am Schluss, als Sting zur zweiten Zugabe auf die Bühne zurückkehrt. „Ich möchte den Abend nachdenklich beenden“, sagt er und widmet das Lied „Fragile“den Opfern des Anschlags in London vom Mittwoch. Ein würdiger Abschluss für ein tolles Konzert.