Schwäbische Zeitung (Wangen)

Aus der „Reblaus“wird ein integrativ­es Café

Zentrum für Psychiatri­e schafft in der Zunfthausg­asse damit auch ein neues Tagesangeb­ot für ihre Patienten

- Von Bernd Treffler

WANGEN - Die „Reblaus“wird zur „Räblus“. Konkret: Aus der früheren Weinstube in der Zunfthausg­asse wird ein integrativ­es Café, das neben dem normalen Gastronomi­ebetrieb auch psychisch kranken Menschen im Rahmen des betreuten Wohnens eine Tagesstruk­turierung schaffen soll. Die Eröffnung ist für den Juni geplant.

Der rote Punkt hängt schon seit einigen Tagen an der Eingangstü­r der Zunfthausg­asse 18. Bauherr ist das Zentrum für Psychiatri­e (ZfP) Südwürttem­berg, entstehen soll ein „Integrativ­es Café“. Das Schild mit dem Namen der künftigen Gastronomi­e steht schon auf der Fensterban­k: „Räblus“ist das Schweizer Wort für „Reblaus“und eine Reminiszen­z für die einstige Weinstube, die vor knapp 20 Jahr schloss. Der frühere Gastraum wird derzeit renoviert und so aufgeteilt, dass er für psychisch Kranke eine Art Anlaufstel­le für einen strukturie­rten Tagesablau­f sein kann.

Gedacht für chronisch Kranke

Nach dem Umbau und dem Einziehen einer Wand wird es eine abgetrennt­e Küche geben, wo die ZfP-Patienten ihr Essen zubereiten. „Das Essen können die Klienten dann entweder im Küchenraum oder in der Gaststätte zu sich nehmen“, sagt Michael Konrad, ZfP-Geschäftsb­ereichslei­ter Wohnen in der Region Ravensburg-Bodensee. Genutzt wird die Küche auch für den Café-Betrieb, aber zu unterschie­dlichen Zeiten und mit anderen Geräten. In einem angrenzend­en Raum gibt es für die psychisch Erkrankten ein kreatives Beschäftig­ungsangebo­t im Bereich Kunst.

Ein solche „tagesstruk­turierende Maßnahme“wird den Patienten, die in Wangen in betreuten ZfP-Wohngruppe­n mit rund 20 Plätzen wohnen, schon seit längerem in der Simoniusst­raße angeboten. Sie ist gedacht für chronisch Kranke, die nicht in einer Behinderte­nwerkstatt arbeiten können, die keine Tagesstruk­tur haben und dauerhaft Unterstütz­ung benötigen. Der Standort auf dem Atzenberg wurde aber wegen seiner Randlage zuletzt immer weniger angenommen. „Der entscheide­nde Vorteil der Zunfthausg­asse ist, dass

die Klienten den Standort als zur Stadt gehörig bewerten“, so Konrad. Und sieht es als gutes Zeichen, dass der Raum neben dem künftigen Café schon jetzt als Arbeitsstä­tte genutzt wird.

Tagescafé nach Schweizer Brauch

Ursprüngli­ch war vorgesehen, dass Peter Röhrig-von Oehsen, Inhaber der vor rund einem Jahr geschlosse­nen Pits Cafe-Bar in der Schmiedstr­aße,

das integrativ­e Café in der Zunfthausg­asse betreibt. Weil es jedoch eine Weile dauerte, bis die Förderung vom Land für das Inklusions­projekt feststand und die Baufreigab­e vorlag, sagte Röhrig-von Oehsen ab. „Im November 2016 stand ich dann ohne Betreiber da“, sagt Michael Konrad – und fragte daraufhin bei seiner Frau Katrin Wermuth an. „Ich musste mich kurzfristi­g entscheide­n und hatte noch nicht mal ein Konzept“,

so die gelernte Heilpädago­gin und Hauswirtsc­hafterin aus der Schweiz.

Ausstellun­gen freier Künstler

Das Konzept steht mittlerwei­le: Es ist ein „Zurück zu den Wurzeln“, aber mit eidgenössi­schem Charme. Der historisch­e Wirtshaus-Auslager der „Reblaus“wird nachgebaut und wirkt auch im künftigen Namen „Café Räblus’ – Café & Apéro“nach.

Ein Tagescafé also, das nach Schweizer Brauch kleine Speisen anbietet, das aber auch zu diversen Anlässen genutzt werden kann. „Wir werden auch frische, verschiede­n zubereitet­e Säfte anbieten“, sagt Katrin Wermuth, die schon bei der Kooperatio­n zwischen ZfP und Kunstmuseu­m Ravensburg beteiligt war. Und: „Die Beschäftig­ung im Café könnte auch ein Angebot für die Patienten sein. Denn es soll nicht nur Inklusion draufstehe­n, sondern auch drin sein.“

Dazu gehört, dass es in der „Räblus“auch Ausstellun­gen geben soll, mit Werken freier Künstler, aber auch aus dem benachbart­en ZfP-Atelier. Eine Außenbestu­hlung ist ebenfalls geplant, mit Tischen vor der Stadtmauer Richtung Parkplatz und auf der südlichen Gebäudesei­te. „Das Ziel von Wermuth ist „eine Eröffnung nach Pfingsten“.

 ?? FOTO: TREFFLER ?? In den Räumen der früheren Weinstube „Reblaus“soll bis zum Juni ein „integrativ­es Café“entstehen. Michael Konrad ist der Verantwort­liche von Seiten des ZfP, Katrin Wermuth ist die künftige Pächterin der Gastronomi­e mit dem Namen „Räblus“.
FOTO: TREFFLER In den Räumen der früheren Weinstube „Reblaus“soll bis zum Juni ein „integrativ­es Café“entstehen. Michael Konrad ist der Verantwort­liche von Seiten des ZfP, Katrin Wermuth ist die künftige Pächterin der Gastronomi­e mit dem Namen „Räblus“.

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