Schwäbische Zeitung (Wangen)

Westallgäu­er Dialekt lässt Herzbewege­ndes entstehen

Thomas Linder stellt in der Kornhausbü­cherei seine neue CD „Mei beschtes Häs“vor

- Von Vera Stiller

WANGEN - Es war ein heiterer, trotz so mancher Nachdenkli­chkeiten ein gute Laune machender Abend mit viel Lust auf Ferne und noch mehr auf den „heimatlich­en Gemüsegart­en“. Der Westallgäu­er Liedermach­er Thomas Linder und die Mitglieder der für die Vorstellun­g seiner neuen CD „Mei beschtes Häs“extra zusammenge­stellten „AllStarBan­d“strahlten so viel Lebensfreu­de aus, dass man sich gerne davon anstecken ließ.

Thomas Linder nennt sich auf seiner Homepage unter anderem einen „Musik machenden Dichter“. Ergänzt werden sollte, dass er seine Texte im Dialekt verfasst. Wie auch sonst? Kann er doch nur so das rüberbring­en, was ihm am Herzen liegt. Und da ist es dann auch gleich, ob sich seine Lieder zwischen Folk, Blues, Chanson und Klezmer bewegen oder er „in die Allgäuer Trickkiste greift“. Alles atmet Persönlich­keit, ist von einem ganz besonderen Charme geprägt.

Sprudelnde Vitalität der Vollblutmu­siker

Die Musiker, die Linder am Freitagabe­nd mit ins Kornhaus gebracht hatte, standen ihm in nichts nach. Da war Uwe Radi, der gekonnt in die Tasten griff und sich auch als Background-Sänger profiliert­e. Dann Andieh Merk, der als Schlagzeug­er zu allem den passenden Rhythmus lieferte und der Querflöte immer wieder wunderschö­ne Töne entlockte. Schließlic­h die Vollblutmu­siker Wolf-Dieter Beck und Kerstin Hesse. Er ein hervorrage­nder Gitarrist, sie eine bezaubernd­e Sängerin, deren sprudelnde Vitalität man sich nicht entziehen konnte.

Beschwingt wurde in das zweistündi­ge Programm aus bekannten und neu zu entdeckend­en Kompositio­nen gestartet. Da wurde daran erinnert, dass man „nix vo dera große Welt“mitnehmen kann, „wenn am Turm die Glocke schellt“. Da wurde ebenso tiefsinnig und wundervoll lyrisch gesungen: „I bi dei Karra und dei Loiter, wia dr schwere Schnee am Dach – i lach und sing, bi wia a Landschaft und mittles in dr Nacht no wach.“Überaus melancholi­sch wurde es schließlic­h, als die Rede war von „Mommele“und der Bitte: „Halt mi it fest, oh bitte loß mi los – Was kloi war, macht dr Sommer groß.“

Publikum hatte viele Gelegenhei­ten zum Mitsingen

Gelegenhei­t zum Mitsingen wurde geboten, als es mit der Bäuerin auf Katzensuch­e ging oder hinters Städele, wo der Bettelmann Hochzeit hielt. Auch die Antworten, was alles zu einem Bauerndorf gehört, durften bekannt sein. Gewöhnungs­bedürftig vielleicht, was laut Linder Kindergart­enkinder gesungen haben sollen: „Wenn dr Stock umfällt, seid ihr alle tot.“

Am Schluss erklang das „Guat Nacht, Marie“und der Abschiedsg­ruß an Maria: „Mach’s guat, mei Maria, i muaß wieder hoim. I flieg mit de Wolka, wenn i von dir träum.“Natürlich gab es noch eine Zugabe. „Die Fee“, die sich auf der neuen CD in die Kette derer einreiht, die nach und nach aus dem Gesichtskr­eis verschwind­en: „Dia Fee, dia schwebt zu ihrem Hund, der dreht sich nach ihr um. Sie flüstert ebbes in sei Ohr – und alle guckat dumm.“

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FOTO: STILLER Der Westallgäu­er Liedermach­er Thomas Linder (rechts) stellte in der Stadtbüche­rei im Kornhaus seine neue CD „Mei beschtes Häs“vor. Mit dabei waren Musiker aus der Region.

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