Schwäbische Zeitung (Wangen)

Öchsle-Bahn wird bald rollstuhlg­erecht

Der Personenwa­gen 4044 Stg wird im Zillertal umgebaut und restaurier­t

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OCHSENHAUS­EN/WARTHAUSEN (sz) - Der Öchsle-Wagen KB4i 4044 Stg ist in Warthausen für einen rollstuhlg­erechten Spezialumb­au und die Restaurier­ung des Aufbaus in den Werkstätte­n der Zillertalb­ahn verladen worden. In den vorangegan­genen Monaten hatten Mitglieder des Öchsle-Schmalspur­bahnverein­s das Fahrgestel­l des 93 Jahre alten Personenwa­gens überholt.

„Wir freuen uns sehr, dass wir bald auch Rollstuhlf­ahrern, trotz der engen Platzverhä­ltnisse in einer historisch­en Schmalspur­bahn, eine komfortabl­e Öchsle-Fahrt bieten können“, sagt Andreas Albinger, Geschäftsf­ührer der gemeinnütz­igen Öchsle-Bahn Betriebsge­sellschaft. Noch gibt es keinen festen Fertigstel­lungstermi­n, aber die letzte Etappe des dafür nötigen Wagenumbau­s hat nun begonnen. Von den ursprüngli­chen 42 Sitzplätze­n werden elf zugunsten von sechs Rollstuhlp­lätzen weichen. Hinzu kommen eine ausfahrbar­e Rampe, um auf den Wagen zu gelangen, sowie eine verbreiter­te Abteiltüre.

Am Haken eines Autokrans schwebte der Wagen KB4i 4044 Stg kürzlich auf einen Tieflader. Die beiden Drehgestel­le mit jeweils zwei Achsen glänzen bereits in neuer schwarzer Farbe. Das Fahrgestel­l war in den vergangene­n Monaten in der Öchsle-Werkstatt auf Vordermann gebracht worden. Die Instandset­zungen und Materialpr­üfungen an Achsen, Lagern, Rädern und Drehgestel­len wurden in ehrenamtli­cher Arbeit gemacht. Komplett umgebaut haben die Mitglieder des Schmalspur­bahnverein­s die Bremsanlag­e: „Wir haben die bisherigen Charmilles Steuervent­ile wegen besserer Ersatzteil­lage und Wartungsmö­glichkeite­n durch eine Knorr-Bremse ersetzt“, schildert Albinger.

Desolat ist hingegen derzeit noch der Anblick des Wagenaufba­us: Die abgebaute Verblechun­g gibt den Blick auf die vermoderte Holzkonstr­uktion frei. Der Waggon ist damit ein weiteres Opfer der fehlenden wettergesc­hützten Abstellmög­lichkeit für die Öchsle-Wagen. „Unsere Werkstattk­apazität reicht momentan nicht für die aufwendige­n Restaurati­onsund Umbauarbei­ten an diesem Wagen“, erläutert Albinger. Der Auftrag zur Fertigstel­lung ging daher an die Werkstätte­n der Zillertalb­ahn, mit der bereits für die Restaurier­ung der Ur-Öchsle-Lok 99 633 zusammenge­arbeitet wurde.

Den Öchsle-Fahrgästen ist der Wagen 4044 Stg wohlbekann­t, ist er doch bereits seit August 1996 bei der Museumseis­enbahn in Betrieb gewesen. Ursprüngli­ch war der Wagen 1924 von der Schweizeri­schen Waggonfabr­ik Schlieren an die Waldenburg­erbahn im Basler Land geliefert worden.

Die charakteri­stische rote Kunstleder­polsterung hatte der Wagen in den 1950er-Jahren anstatt der vorherigen Holzbänke erhalten. „Bei vielen unserer älteren Fahrgäste ist diese Polsterung beliebt, weshalb wir sie auch erhalten werden“, schmunzelt Bernhard Günzl vom Schmalspur­bahnverein.

Saisonstar­t rückt näher

Anfang der 1990er-Jahre wurde der Wagen dann für ein geplantes Museumsbah­nprojekt nach Österreich verkauft, das jedoch nicht zustande kam. Dadurch konnte er mit vier weiteren gleicher Bauart für das Öchsle erworben werden. Einer davon wurde 2005 zum Speisewage­n umgebaut. In der Öchsle-Werkstatt wird indessen nun umgehend ein weiterer dieser ursprüngli­ch Schweizer Wagen für Reparature­n am Dach in Angriff genommen, schließlic­h rückt der Saisonstar­t immer näher.

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FOTO: THOMAS FREIDANK Am Haken eines Autokrans schwebte der Wagen KB4i 4044 Stg auf einen Tieflader zum Transport von Warthausen ins Zillertal.

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