Lange Versäumtes nachholen
Kurbetrieb muss nun investieren, um aus der Verlustzone zu kommen
BAD WURZACH - Mit einem Verlust von 900 000 Euro rechnet die Stadtverwaltung Bad Wurzach für 2017 im Kurbetrieb. Aufgefangen werden muss dieses Defizit vor allem von der Kommune.
Sie gibt zum einen dem Kurbetrieb ein Darlehen über 350 000 Euro und erhöht zum anderen ihr Stammkapital um 394 000 Euro. Das erläuterten Bürgermeister Roland Bürkle (CDU) und Marcel Wiesendt vom Kurbetrieb bei der Vorstellung des Haushaltsplans am Montagabend im Gemeinderat. Der städtische Kurbetrieb besteht aus dem Kurhotel samt Moorsanatorium, dem Gesundheitszentrum, der Vitalium-Therme und dem Wohnmobilstellplatz.
Die nicht neue Konsequenz aus dem neuerlichen Defizit ist die Neuausrichtung des Kurbetriebs, wie Bürkle erläuterte. Man habe sich „verschiedene Alternativen“überlegt, die nun zunächst mit den Mitarbeitern diskutiert würden. Danach gehe man damit in den Gemeinderat.
Genauer auf die neue Strategie ging Bürkle am Montag daher noch nicht ein. Er hob aber, wie schon in einem Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“Anfang des Jahres hervor, dass „wir uns dabei auf unsere Stärken besinnen müssen“. Das sei das Heilmittel Moor als Alleinstellungsmerkmal von Bad Wurzach. In Kombination Naturschutzzentrum, Wurzacher Ried, Torfbahn und den anderen Angeboten zum Thema Moor „haben wir ein Produkt, das sich vermarkten lässt, das seit vielen Jahren eine treue Kundschaft hat und auf das wir auch in der Zukunft setzen müssen“.
Da die „treue Kundschaft“aber abnimmt – vor allem im Selbstzahlerbereich –, muss und will Bad Wurzach den Standort attraktiver für neue Kundengruppen machen, also investieren. Dies sei in den vergangenen Jahren versäumt worden, gestand Bürkle ein. 331 000 Euro sind für 2017 an Investitionen eingeplant. Vor allem im Hotel und im Gesundheitszentrum seien aber weitere Maßnahmen notwendig. 2018 werde zunächst jedoch die Moorbadeabteilung modernisiert.
Dafür werde die Stadt ihre Stammkapitaleinlage um weitere 394 000 Euro erhöhen, kündigte der Bürgermeister an. Damit steckt die Kommune in den kommenden zwei Jahren fast 1,2 Millionen Euro in ihren Kurbetrieb. Er ist mit 172 Angestellten einer der größten Arbeitgeber in der Stadt.
Derzeit werde an betriebsinternen Einsparpotenzialen gearbeitet, so Wiesendt. Er erwähnte dabei die Küche, die Wäschelogistik, den überdurchschnittlich hohen Krankenstand und die damit einhergehende Produktivität. Gleichzeitig werde an den neuen Therapiekonzepten gearbeitet.
Mit dem sogenannten Turnaround, also dem Verlassen der Verlustzone, rechnet Bürkle nicht vor 2018. Der Haushaltsplan 2017 sei eine Zäsur in der Kurbetriebsgeschichte, sagte Geschäftsführer Markus Bazan, weil nun mit einer neuen Sicht auf die Dinge begonnen werde.
Die „treue Kundschaft“nimmt ab. Bürgermeister Roland Bürkle
43 145 Übernachtungen
Für 2016 liegt zwar noch keine Abschlussrechnung vor. Die Geschäftsführung des Kurbetriebs rechnet aber mit einem sogenannten operativen Verlust von bis zu 700 000 Euro. Minimiert wird dieser allerdings durch den Verkauf des Amtshauses an die Stadt für rund 660 000 Euro. Die Übernachtungszahlen waren 2016 gegenüber dem Vorjahr um etwa mehr als zwei Prozent auf 43 145 gestiegen, ein Wert, mit dem man auch für 2017 rechnet. Die Aufenthaltsdauer sank allerdings gleichzeitig von 6,8 auf 6,4 Tage.
Die Schuldenlast des Kurbetriebs wird laut Plan Ende 2017 bei 3,225 Millionen Euro liegen, 860 000 Euro davon sind bei der Stadt aufgenommen. Der Haushalt kommt in der nächsten Sitzung zur Abstimmung.