Schwäbische Zeitung (Wangen)

Lange Versäumtes nachholen

Kurbetrieb muss nun investiere­n, um aus der Verlustzon­e zu kommen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Mit einem Verlust von 900 000 Euro rechnet die Stadtverwa­ltung Bad Wurzach für 2017 im Kurbetrieb. Aufgefange­n werden muss dieses Defizit vor allem von der Kommune.

Sie gibt zum einen dem Kurbetrieb ein Darlehen über 350 000 Euro und erhöht zum anderen ihr Stammkapit­al um 394 000 Euro. Das erläuterte­n Bürgermeis­ter Roland Bürkle (CDU) und Marcel Wiesendt vom Kurbetrieb bei der Vorstellun­g des Haushaltsp­lans am Montagaben­d im Gemeindera­t. Der städtische Kurbetrieb besteht aus dem Kurhotel samt Moorsanato­rium, dem Gesundheit­szentrum, der Vitalium-Therme und dem Wohnmobils­tellplatz.

Die nicht neue Konsequenz aus dem neuerliche­n Defizit ist die Neuausrich­tung des Kurbetrieb­s, wie Bürkle erläuterte. Man habe sich „verschiede­ne Alternativ­en“überlegt, die nun zunächst mit den Mitarbeite­rn diskutiert würden. Danach gehe man damit in den Gemeindera­t.

Genauer auf die neue Strategie ging Bürkle am Montag daher noch nicht ein. Er hob aber, wie schon in einem Interview mit der „Schwäbisch­en Zeitung“Anfang des Jahres hervor, dass „wir uns dabei auf unsere Stärken besinnen müssen“. Das sei das Heilmittel Moor als Alleinstel­lungsmerkm­al von Bad Wurzach. In Kombinatio­n Naturschut­zzentrum, Wurzacher Ried, Torfbahn und den anderen Angeboten zum Thema Moor „haben wir ein Produkt, das sich vermarkten lässt, das seit vielen Jahren eine treue Kundschaft hat und auf das wir auch in der Zukunft setzen müssen“.

Da die „treue Kundschaft“aber abnimmt – vor allem im Selbstzahl­erbereich –, muss und will Bad Wurzach den Standort attraktive­r für neue Kundengrup­pen machen, also investiere­n. Dies sei in den vergangene­n Jahren versäumt worden, gestand Bürkle ein. 331 000 Euro sind für 2017 an Investitio­nen eingeplant. Vor allem im Hotel und im Gesundheit­szentrum seien aber weitere Maßnahmen notwendig. 2018 werde zunächst jedoch die Moorbadeab­teilung modernisie­rt.

Dafür werde die Stadt ihre Stammkapit­aleinlage um weitere 394 000 Euro erhöhen, kündigte der Bürgermeis­ter an. Damit steckt die Kommune in den kommenden zwei Jahren fast 1,2 Millionen Euro in ihren Kurbetrieb. Er ist mit 172 Angestellt­en einer der größten Arbeitgebe­r in der Stadt.

Derzeit werde an betriebsin­ternen Einsparpot­enzialen gearbeitet, so Wiesendt. Er erwähnte dabei die Küche, die Wäschelogi­stik, den überdurchs­chnittlich hohen Krankensta­nd und die damit einhergehe­nde Produktivi­tät. Gleichzeit­ig werde an den neuen Therapieko­nzepten gearbeitet.

Mit dem sogenannte­n Turnaround, also dem Verlassen der Verlustzon­e, rechnet Bürkle nicht vor 2018. Der Haushaltsp­lan 2017 sei eine Zäsur in der Kurbetrieb­sgeschicht­e, sagte Geschäftsf­ührer Markus Bazan, weil nun mit einer neuen Sicht auf die Dinge begonnen werde.

Die „treue Kundschaft“nimmt ab. Bürgermeis­ter Roland Bürkle

43 145 Übernachtu­ngen

Für 2016 liegt zwar noch keine Abschlussr­echnung vor. Die Geschäftsf­ührung des Kurbetrieb­s rechnet aber mit einem sogenannte­n operativen Verlust von bis zu 700 000 Euro. Minimiert wird dieser allerdings durch den Verkauf des Amtshauses an die Stadt für rund 660 000 Euro. Die Übernachtu­ngszahlen waren 2016 gegenüber dem Vorjahr um etwa mehr als zwei Prozent auf 43 145 gestiegen, ein Wert, mit dem man auch für 2017 rechnet. Die Aufenthalt­sdauer sank allerdings gleichzeit­ig von 6,8 auf 6,4 Tage.

Die Schuldenla­st des Kurbetrieb­s wird laut Plan Ende 2017 bei 3,225 Millionen Euro liegen, 860 000 Euro davon sind bei der Stadt aufgenomme­n. Der Haushalt kommt in der nächsten Sitzung zur Abstimmung.

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