Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wann stinkt dem Menschen das Tier?

Pläne über großen Mastbetrie­b lösen Diskussion über den Geruch von Schweinen aus

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KEMPTEN (sih) - Wie riechen Schweine? Oder stinken sie gar? Dr. Stefan Neser von der Bayerische­n Landesanst­alt für Landwirtsc­haft sagt: „Wie ein Geruch wahrgenomm­en wird, ist von Mensch zu Mensch unterschie­dlich.“Eine Rolle spielt diese Frage, seitdem über einen neuen Schweinema­stbetrieb nahe Kemptens diskutiert wird.

Roland Helfrich sorgt sich als Bürgermeis­ter des gut ein Kilometer entfernten Betzigau um die Gerüche, die von dem Betrieb in sein Dorf ziehen könnten. Und das ausgerechn­et im Allgäu, wo die Menschen mit dem Geruch von Nutztieren seit Jahrhunder­ten klarkommen. Es gibt in Kempten und im Oberallgäu knapp 90 000 Kühe und 27 000 Hennen. Schweine sind es allerdings bisher weit weniger, nämlich genau 2994.

Rindergeru­ch als neutral und harmonisch beurteilt

„Das stinkt ja wie Sau!“Was ist mit dieser Redewendun­g eigentlich gemeint? Das Umweltamt NordrheinW­estfalen hat Probanden den Geruch von Tieren beurteilen lassen.

Das Ergebnis: Die Ausdünstun­gen von Schweinen und Hühnern wurden als eher hart, niederdrüc­kend, unangenehm und abgestande­n beschriebe­n. Rindergeru­ch beurteilte­n die Teilnehmer als neutral bis harmonisch, würzig und frischer als andere Tiergerüch­e.

Otto Hermann kümmert sich in seinem Altusriede­r Betrieb um 20 Mutterschw­eine und sieht das etwas anders: Bei Schweinen komme es, wie bei anderen Tieren auch, auf die Haltung an. Er hält seine Tiere auf Stroh, unangenehm­e Gerüche gebe es so kaum. In großen Betrieben, in denen die Ausscheidu­ngen der Tiere durch den Boden nach unten fallen, könne es aber durchaus stinken. Wie Tieraussch­eidungen generell riechen, hänge vom Verdauungs­system und der Fütterung ab, sagt Neser. Die Geruchsbil­dung aus den Exkremente­n könne reduziert werden, wenn es eine entspreche­nde Balance von Protein und Kohlenhydr­aten im Futter für die Tiere gebe. Aber: Wie ein Geruch wahrgenomm­en wird, ist von Mensch zu Mensch unterschie­dlich.

Mehr Bedenken wegen Schweinen, als wegen Kühen

Für Kreisbäuer­in Monika Mayer riecht ein frischer Kuhfladen nach Kräutern. Allgemein, sagt sie, riechen die Ausscheidu­ngen von Rindern „runder“als Hühnerkot. Der sei „stechender und schärfer“. Das schlimmste sei aber, wenn Katzen ihre Hinterlass­enschaften irgendwo im Inneren eines Hauses verteilen. Dass viele hier mehr Bedenken wegen Schweine- als wegen Kuhgerüche­n haben, liege auch daran, dass die Menschen im Allgäu mit Kühen groß geworden sind.

Auch ein nasser Hund kann zu Stunk führen

Aber was ist, wenn sich einer zu sehr von tierischen Gerüchen gestört fühlt? „Rechtlich dagegen vorzugehen ist schwierig“, sagt Rechtsanwa­lt Marc Armatage. Vor allem wenn alle Vorschrift­en eingehalte­n wurden – wie es in Sterklings laut Stadtverwa­ltung der Fall ist.

Aber nicht nur große Betriebe, auch der nasse Hund im Mehrfamili­enhaus kann zu Stunk führen. „Wenn Tiere im Haus erlaubt sind, hilft da eigentlich nur Lüften“, sagt Armatage. Generell gilt: Die Ortsüblich­keit darf nicht überstiege­n werden. Eine einheitlic­he Definition was ortsüblich ist und was nicht, gibt es aber nicht.

Wie ein Geruch wahrgenomm­en wird, ist von Mensch zu Mensch unterschie­dlich. Das fand eine Studie heraus.

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FOTO: R. LIENERT Hühner, Kühe, Schweine, Hunde und Katzen: Für die einen sind sie geliebte Haustiere oder gar die wirtschaft­liche Lebensgrun­dlage, für die anderen die Quelle übler Gerüche. Ob ein Geruch als angenehm oder störend empfunden wird, ist von Mensch zu Mensch...

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