Schöne Aussichten!
Polizeiruf 110: Nachtdienst (So., ARD, 20.25)
Es ist nicht so, dass die 90 Minuten nicht ihre humorigen Momente hätten. Die Szene etwa, in der Haupt- kommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt) realisiert, dass die Spurenvernichtung am Tatort auf das Konto eines dementen Heiminsassen geht, der sich für die Putzkolonne hält. In Gänze aber ist das, was Rainer Kaufmann in seinem ersten Münchner „Polizeiruf“inszeniert hat, eher weniger amüsant. Von Meuffels ermittelt wegen eines Todesfalls in einem Pflegeheim. Was er dort zu sehen bekommt, lässt einen mit Grausen ans eigene Alter denken. Kaufmann hat Erfahrung mit schwierigen Themen, sein ARDDrama „Operation Zucker“über Kinderhandel erhielt beste Kritiken. Die Nachtschicht im „Johannishof“hat er vollgepackt mit dem, was man an Horrorgeschichten über das Dahinvegetieren dementer Patienten in Pflegeheimen hört und liest. „Lassen Sie Ihre Leute immer allein beim Sterben?“, fragt von Meuffels entgeistert einen Pfleger. Der informiert ihn dann auch noch darüber, dass sich die Angehörigen des Verstorbenen ausbedungen haben, nicht mit einer nächtlichen Todesnachricht belästigt zu werden. Der böse Zynismus einer Gesellschaft, die das Sterben ausgelagert hat. Brandt spielt souverän wie immer. Ein Jammer, dass diesem elften Auftritt als Hauptkommissar nur noch zwei folgen werden – er hat seinen Ausstieg angekündigt.