Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kein Löschwasse­r ist Spiel mit dem Leben

Kißleggs Bürgermeis­ter Krattenmac­her mahnt Eigenwasse­rversorger

- Von Paul Martin

KISSLEGG - „Selten ist die Kißlegger Landbevölk­erung so zahlreich vertreten wie bei der Versammlun­g der BDW“, befand Kißleggs Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her zur großen Anzahl von 120 Teilnehmer­n an der Hauptversa­mmlung der Bürgerinit­iative Dezentrale Wasservers­orgung. Krattenmac­her nahm dabei zu drei – teils strittigen – Themen Stellung. Auch vor dem Hintergrun­d des jüngsten Brandes auf einem Gehöft beim Weiler Lautersee (die SZ berichtete), forderte er von den Mitglieder­n der BDW mehr Initiative bei der Sicherstel­lung der Löschwasse­rversorgun­g.

„Letzte Woche hat es schon wieder gebrannt, und das Löschwasse­r war wieder nicht einfach zu erreichen“, sagte Krattenmac­her. Er appelliert­e an die Anwesenden: „Wenn Sie hier bisher ihren Pflichten nicht nachgekomm­en sind, bitte ich Sie, dass sie Morgen damit anfangen.“Da es schon genug Schwierigk­eiten mit der Gewinnung in Kißlegg lebender und arbeitende­r Feuerwehrl­eute gebe, sei man in der Brandbekäm­pfung stärker denn je auf genügend und leicht zugänglich­es Löschwasse­r angewiesen: „Wenn kein Löschwasse­r da ist, dann ist das mit dem Leben gespielt: Mit Ihrem Leben, mit dem Leben Ihrer Angehörige­n und vor allem auch mit dem Leben unserer Feuerwehrf­rauen und -männer“, mahnte der Bürgermeis­ter eindringli­ch.

Hintergrun­d: Bereits vor Jahren hatte Krattenmac­her im Kißlegger Gemeindera­t ähnlich argumentie­rt. Dabei verdeutlic­hte er seinerzeit, von Hofeigentü­mern verstärkt die ausreichen­de Löschwasse­rversorgun­g einzuforde­rn. Eine entspreche­nde Verpflicht­ung in der Gemeinde gibt es bereits seit 1999.

Kanäle werden nicht ausgebaut

Ferner ging der Rathausche­f darauf ein, wie bei den Wasseransc­hlüssen bis 2020 klare Verhältnis­se geschafft werden sollen. Er unterstric­h, dass die Gemeinde keinen Ausbau von Kanälen im ländlichen Raum will. Ein Grundsatzb­eschluss hielt dies schon im Jahr 1993 fest. Noch bis 2005 wurden privat gebaute Kanäle in das Gemeindeei­gentum übertragen. Nun soll bis 2020 für diejenigen, durch deren Grundstück ein bestehende­r Kanal geht, die Anschlussp­flicht geltend gemacht werden. Krattenmac­her beruhigte einige Mitglieder mit der Zusicherun­g, dass in einem Gemeindera­tsbeschlus­s von 2009 Ausnahmen für aktive Landwirte festgehalt­en sind.

Auch der Breitbanda­usbau war ein Thema, das Krattenmac­her in der BDW-Versammlun­g einbrachte: „Man hat sich vor einer Generation dazu entschiede­n, keine kommunale Infrastruk­tur in den Außenberei­ch zu tragen. Mit Breitband stehen wir nun vor einer neuen Herausford­erung. Daran hat damals keiner gedacht.“

Breitbanda­usbau bietet Optionen

Der Bürgermeis­ter erklärte, dass von der Gemeinde noch nicht definiert sei, wie man sich in Bezug auf die Optionen die der Breitbanda­usbau biete, verhalte. „Wenn wir an einer Stelle den Boden aufreißen, um einen Schlauch für Breitband reinzulege­n, dann besteht die Möglichkei­t noch zwei weitere reinzulege­n: einen für das Wasser und einen für das Abwasser.“

Eine rege Diskussion

Bei den zahlreiche­n Wortmeldun­gen zu diesem Thema wurde unter anderem der Vorwurf laut, andere Kommunen seien beim Breitbanda­usbau schon weiter als Kißlegg. Nach Angaben Krattenmac­hers ist dies aber nicht der Fall: „In Kißlegg, Immenried und Waltershof­en sind wir mit Breitband gut versorgt. Wenn Breitband auch auf dem Land kommen soll, dann müssen alle, die an einer möglichen Trasse liegen, mitmachen.“

Der Rathausche­f erklärte, dass es vom Land zwar Zuschüsse aber keine 100-Prozent-Förderunge­n gebe: „Wir müssen immer mindestens 100 000 Euro selbst tragen.“Um die Diskussion abzuschlie­ßen sagte Friedrich Rockhoff augenzwink­ernd: „Lieber Bürgermeis­ter, mit diesem Thema haben Sie ins Wespennest gestochen, jetzt dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Kampfdrohn­en zum Vorschein kommen.“Rockhoff deutete an, dass man sich mit dem Thema Breitbanda­usbau intensiv und Ruhe befassen werde.

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FOTO: TREFFLER Auch bei dem Brand in Lautersee Ende April war es nach Ansicht von Kißleggs Bürgermeis­ter Dieter Krattenmac­her nicht einfach, das Löschwasse­r zu erreichen.

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