Kein Löschwasser ist Spiel mit dem Leben
Kißleggs Bürgermeister Krattenmacher mahnt Eigenwasserversorger
KISSLEGG - „Selten ist die Kißlegger Landbevölkerung so zahlreich vertreten wie bei der Versammlung der BDW“, befand Kißleggs Bürgermeister Dieter Krattenmacher zur großen Anzahl von 120 Teilnehmern an der Hauptversammlung der Bürgerinitiative Dezentrale Wasserversorgung. Krattenmacher nahm dabei zu drei – teils strittigen – Themen Stellung. Auch vor dem Hintergrund des jüngsten Brandes auf einem Gehöft beim Weiler Lautersee (die SZ berichtete), forderte er von den Mitgliedern der BDW mehr Initiative bei der Sicherstellung der Löschwasserversorgung.
„Letzte Woche hat es schon wieder gebrannt, und das Löschwasser war wieder nicht einfach zu erreichen“, sagte Krattenmacher. Er appellierte an die Anwesenden: „Wenn Sie hier bisher ihren Pflichten nicht nachgekommen sind, bitte ich Sie, dass sie Morgen damit anfangen.“Da es schon genug Schwierigkeiten mit der Gewinnung in Kißlegg lebender und arbeitender Feuerwehrleute gebe, sei man in der Brandbekämpfung stärker denn je auf genügend und leicht zugängliches Löschwasser angewiesen: „Wenn kein Löschwasser da ist, dann ist das mit dem Leben gespielt: Mit Ihrem Leben, mit dem Leben Ihrer Angehörigen und vor allem auch mit dem Leben unserer Feuerwehrfrauen und -männer“, mahnte der Bürgermeister eindringlich.
Hintergrund: Bereits vor Jahren hatte Krattenmacher im Kißlegger Gemeinderat ähnlich argumentiert. Dabei verdeutlichte er seinerzeit, von Hofeigentümern verstärkt die ausreichende Löschwasserversorgung einzufordern. Eine entsprechende Verpflichtung in der Gemeinde gibt es bereits seit 1999.
Kanäle werden nicht ausgebaut
Ferner ging der Rathauschef darauf ein, wie bei den Wasseranschlüssen bis 2020 klare Verhältnisse geschafft werden sollen. Er unterstrich, dass die Gemeinde keinen Ausbau von Kanälen im ländlichen Raum will. Ein Grundsatzbeschluss hielt dies schon im Jahr 1993 fest. Noch bis 2005 wurden privat gebaute Kanäle in das Gemeindeeigentum übertragen. Nun soll bis 2020 für diejenigen, durch deren Grundstück ein bestehender Kanal geht, die Anschlusspflicht geltend gemacht werden. Krattenmacher beruhigte einige Mitglieder mit der Zusicherung, dass in einem Gemeinderatsbeschluss von 2009 Ausnahmen für aktive Landwirte festgehalten sind.
Auch der Breitbandausbau war ein Thema, das Krattenmacher in der BDW-Versammlung einbrachte: „Man hat sich vor einer Generation dazu entschieden, keine kommunale Infrastruktur in den Außenbereich zu tragen. Mit Breitband stehen wir nun vor einer neuen Herausforderung. Daran hat damals keiner gedacht.“
Breitbandausbau bietet Optionen
Der Bürgermeister erklärte, dass von der Gemeinde noch nicht definiert sei, wie man sich in Bezug auf die Optionen die der Breitbandausbau biete, verhalte. „Wenn wir an einer Stelle den Boden aufreißen, um einen Schlauch für Breitband reinzulegen, dann besteht die Möglichkeit noch zwei weitere reinzulegen: einen für das Wasser und einen für das Abwasser.“
Eine rege Diskussion
Bei den zahlreichen Wortmeldungen zu diesem Thema wurde unter anderem der Vorwurf laut, andere Kommunen seien beim Breitbandausbau schon weiter als Kißlegg. Nach Angaben Krattenmachers ist dies aber nicht der Fall: „In Kißlegg, Immenried und Waltershofen sind wir mit Breitband gut versorgt. Wenn Breitband auch auf dem Land kommen soll, dann müssen alle, die an einer möglichen Trasse liegen, mitmachen.“
Der Rathauschef erklärte, dass es vom Land zwar Zuschüsse aber keine 100-Prozent-Förderungen gebe: „Wir müssen immer mindestens 100 000 Euro selbst tragen.“Um die Diskussion abzuschließen sagte Friedrich Rockhoff augenzwinkernd: „Lieber Bürgermeister, mit diesem Thema haben Sie ins Wespennest gestochen, jetzt dürfen Sie sich nicht wundern, wenn die Kampfdrohnen zum Vorschein kommen.“Rockhoff deutete an, dass man sich mit dem Thema Breitbandausbau intensiv und Ruhe befassen werde.