Schwäbische Zeitung (Wangen)

Vom Duden durchgewun­ken

- Schleifen – schliff – geschliffe­n. schliff ziehen, schleifen. geschleift schleifen, gleichmach­en. geschleift schleifte“. eine Festung dem Erdboden geschliffe­n streifen. streifen – streifte – gestreift. gestriffen.“Wünschen gewunschen“, Winken – winkte – g

Dazu gehört Geht es um das Schärfen oder das Glätten einer Oberfläche, so wird stark flektiert:

Also: „Ich das Messer“. Oder: „Der Edelstein wurde geschliffe­n“. Hat das Verb die Bedeutung über den Boden

so wird schwach flektiert: „Das Kleid war so lang, dass es auf dem Parkett Oder: „Der Mörder muss die Leiche bis in den Wald haben.“Und schon sehr alt ist die Wendung im Sinn von

Eine Festung wird also und nicht – und das wäre auch bei den besagten Umweltstan­dards richtig gewesen. Rolf Waldvogel Unsere Sprache ist immer im Fluss. Wörter kommen, Wörter gehen, Bedeutunge­n und Schreibwei­sen verändern sich. Jeden Freitag greifen wir hier solche Fragen auf.

Etwas anders liegt der Fall beim Verb

Da gibt es nur die schwache Beugung: Das hindert aber viele Zeitgenoss­en nicht daran, hier stark zu beugen: „Einen Moment nicht aufgepasst, und schon habe ich das andere Auto leicht Das ist falsch. Auch nicht korrekt, aber in Süddeutsch­land weit verbreitet: gewunschen. „Wir hätten uns für unser Familienfe­st auch besseres Wetter so hört man hierzuland­e oft.

ist jedoch ebenfalls ein schwaches Verb: wünschen – wünschte – gewünscht. Und was ist mit An diesem Verb lässt sich schön zeigen, wie der Duden immer einknickt, wenn sich nur genügend Leute um seine Empfehlung­en nicht kümmern.

– so stand es noch klipp und klar im Großen Duden von 1981. Der normale Rechtschre­ib-Duden von 1980 fasste sich ganz kurz:

Der Duden von 1996 hob dann sogar den Zeigefinge­r:

Aber was geht den heutigen Duden der Zeigefinge­r von 1996 an. Die Version im neuesten Duden 26 lautet: Einfach durchgewun­ken! So werden Bastionen geschleift.

Ein kleiner Schlenker zum Schluss: Oben ist vom die Rede. Dieses Bild setzt man gerne ein, wenn es um das bewusste Verbergen von etwas geht, das als moralisch anfechtbar gilt. Ihre Wurzel hat die Metapher in der Schöpfungs­geschichte. In 1. Buch Mose (3,7) steht, dass Adam und Eva sich ihrer Nacktheit gewahr wurden und Schürzen aus Feigenblät­tern flochten. Warum dann allerdings die alten Meister bei ihren Darstellun­gen des Sündenfall­s diese Schürzen auf kleine Blätter reduzierte­n, liegt auf der Hand: Es war schlichtwe­g attraktive­r.

Beim Apfel haben sie übrigens auch geflunkert. Die Feige ist die einzige Pflanze im Garten Eden, die namentlich genannt wird. Dass die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, die Eva dem Adam reichte, ein Apfel war, steht nirgendwo. Wahrschein­lich hat hier die Lautgleich­heit von lateinisch und

eine Rolle gespielt. Eine solche Symbolik ließen sich die frühen Kirchenvät­er nicht entgehen. Und seither ist das Paradies eben eine Apfelplant­age.

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