Schwäbische Zeitung (Wangen)

Am Krankenhau­s enden die Baustellen bald

Neue Station und erweiterte Geburtshil­fe werden am 4. August eröffnet – Jahresverl­ust erneut gesunken

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Trotz laufender Bauarbeite­n in der Geburtshil­fe und im vierten Obergescho­ss hat das Krankenhau­s Wangen 2016 seine Patientenz­ahl in etwa auf Vorjahresn­iveau gehalten. Die Geburtenza­hlen sind sogar gestiegen. Dies und dass damit zum zweiten Mal in Folge mehr als 10 000 Menschen am Engelberg behandelt worden sind, macht Sebastian Wolf, Geschäftsf­ührer der Oberschwab­enklinik (OSK) stolz. Gleichwohl führt er dies auf „ausgezeich­nete Zusammenar­beit“mit dem für die Baumaßnahm­en zuständige­n Eigenbetri­eb des Kreises, IKP, zurück. Denn Wolf weiß wohl: Die Bauarbeite­n „sind bis ins Mark gegangen“.

Offene Türen für Interessie­rte

Als der OSK-Geschäftsf­ührer vor einigen Wochen die Bilanzzahl­en für den gesamten kommunalen Klinikverb­und präsentier­te, war von „Licht am Ende des Tunnels“die Rede. Was wirtschaft­lichen Bezug hatte mit Blick auf das seit Jahren laufende erfolgreic­he Sanierungs­programm, kann man auf die nach wie vor laufenden Bauarbeite­n im Wangener Krankenhau­s übertragen. Zwar ist der neue Notsectio-OP im April bereits eröffnet worden, und auch zwei Kreißsäle sind inklusive weiterer Räume der Geburtshil­fe renoviert. Allerdings stehen bis zu den Sommerferi­en noch weitere Arbeiten an. Gleiches gilt auch für die vierte Etage, in der nach dem Auszug des Zentrums für Psychiatri­e (ZfP) eine Krankenhau­sstation mit rund 30 Betten entsteht. Das „Licht am Ende des Tunnels“für beide Projekte soll spätestens im Hochsommer deutlich sichtbar sein. Denn am 4. August plant die OSK einen Festakt zur Eröffnung der neuen Station und der erweiterte­n OP- und Geburtshil­festation und lädt nachmittag­s die Bevölkerun­g zur Besichtigu­ng ein.

Für Wolf ist neben den nahezu konstanten Patientenz­ahlen besonders erfreulich: Während der Bauarbeite­n kamen im vergangene­n Jahr 660 Babys zur Welt, ein Jahr zuvor waren es 643. „Das zeigt das Vertrauen, das werdende Mütter unseren Leistungen gegenüber erbringen“, glaubt Wolf.

Dieses will die OSK weiter aus- bauen. Von den Kapazitäte­n her ist dies ab August mit der zusätzlich­en Station bereits möglich. Denn das Wangener Krankenhau­s verfügt dann über rund 230 Betten. Damit sei es über die laut Wolf kritische 200erMarke für kleinere Krankenhäu­ser deutlich hinaus. „Wir gehen davon aus, dass wir durch die verbessert­e Unterbring­ungsqualit­ät ein zusätzlich­es Attraktivi­tätsmerkma­l erreichen“, so der Geschäftsf­ührer.

Fallschwer­e wirtschaft­lich wichtig

Wobei: Nach wie vor basiert die finanziell­e Rechnung der OSK nicht auf den Fallzahlen an sich. Vielmehr kommt es auf den – wirtschaft­lich lukrativen – Schweregra­d an, also auf die medizinisc­h komplizier­ten Fälle. Hier setzt der Klinikverb­und für den Wangener Standort weiterhin auf seine Spezialmer­kmale. Dazu zählt er die Gelenkersa­tz-Chirurgie, bei der es ein deutliches Plus bei den Fallzahlen gegeben habe. Und das Adipositas-Zentrum zur Behandlung Übergewich­tiger sei inzwischen ein „Alleinstel­lungsmerkm­al in der Region“. „Da kommen die Leute sehr zahlreich ins Haus und von weit her“, spielt Wolf auf ein aus seiner Sicht gewachsene­s Vertrauens­verhältnis an.

Entspreche­nde Zahlen belegen dies: Die Zahl der Operatione­n stieg von 43 im Jahr 2015 auf zuletzt 61 an. Und 2017 waren es bis Ende Mai bereits 30. Laut Wolf ein „enormer Sprung“– vor allem, da die entspreche­nden Patienten abseits der OPs in dem Zentrum wegen des ganzheitli­chen Ansatzes oft sehr lange in Behandlung seien.

Für Sebastian Wolf sind derlei Entwicklun­gen besonders erwähnensw­ert. „Denn das sind Felder, die wir brauchen, um uns weiterzuen­twickeln und unserem Rundumvers­orgungsauf­trag nachzukomm­en.“Sprich: Mit komplizier­ten Behandlung­en verdient die OSK und finanziert den defizitäre­n Notfallber­eich gegen.

Denn klar ist eines: Auch wenn der Klinikverb­und weiter deutliche Fortschrit­te beim 2013 eingeleite­ten Sanierungs­kurs sieht, stehen weiterhin – wenn auch kleiner werdende – Verluste zu Buche. Konkret und auf Wangen bezogen hat sich das betrieblic­he Ergebnis 2016 im Vergleich zum Vorjahr um rund 300 000 Euro verbessert. Seinerzeit stand für den Engelberg noch ein Verlust von rund 1,5 Millionen Euro zu Buche.

Wobei es auch einen Wermutstro­pfen gibt. Denn laut Wolfs Kreistagsb­ericht ist das Wangener Krankenhau­s 2016 bei den Fallzahlen deutlich hinter den ursprüngli­ch erwarteten Wachstumsz­ielen zurückgebl­ieben: Als Gründe werden darin fehlende Wintererkr­ankungen und langzeitbe­atmete Intensivfä­lle genannt.

Berechnung­sgrundlage geändert

Gleichwohl: Mit der jetzt angelaufen­en zweiten Sanierungs­phase haben sich auch die Berechnung­sgrößen für das Ergebnis geändert. War bislang einzig die betrieblic­h erwirtscha­fteten Zahlen öffentlich wirksames Signal für den Zustand der OSK, spielen ab sofort auch die Immobilien mit hinein. Da hier die diversen Investitio­nen der Vorjahre in den Standort mit hinein spielen, ergibt sich für die Klinikum Westallgäu für 2016 ein konsolidie­rtes Ergebnis von minus 2,4 Millionen Euro.

Für Wolf ist dies allerdings das „ehrliche Ergebnis“, da 2016 die „Stützräder“, wie der Lohnverzic­ht der Mitarbeite­r und die vom Landkreis erlassene Gebäudemie­te, weggefalle­n sind. Und auch hier zeigen sich die Auswirkung­en des Sanierungs­kurses: Während 2012 OSKweit das konsolidie­rte Ergebnis einen Verlust von rund 23,5 Millionen Euro auswies, lag es 2015 bei gut 8,3 Millionen Euro. 2016 waren es noch 6,6 Millionen Euro.

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FOTO: ARCD Sebastian Wolf

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